Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

schnell wieder verbarg, indem sie bittend sagte: noch nicht, beste Mutter, noch nicht! und als habe sie das goldne Band gedrückt, so strich sie die Locken aus der Stirn und ließ sich anmuthig von den streifenden Lüften kühlen. Wie seltsam! sagte die Mutter, sie unruhig betrachtend, Du fragst nicht einmal, wie Dir die reichen Gaben kommen, und ob sie nicht irgend ein geliebtes Wort begleitet? So, -- fiel Luise zerstreut ein: hat er geschrieben? Ja lies nur, du unstätes Kind, erwiederte Mathilde, indem sie ihr ein offnes Blatt hinreichte. Luise ward bei dem Anblick der festen, sichren Schriftzüge, die ihr den gehaltnen Sinn des ernsten Mannes so klar aussprachen, plötzlich gesammelt, und eine innre Aengstlichkeit kaum beachtend, gab sie sich gern dem Dank und der Rührung hin, die folgende Worte in ihr erregten.

"Ihre Hand, geliebte Mutter, möge meine Luise mit dem Schönsten zieren, was ich für sie auffinden konnte. Sah ich doch immer mit Entzücken, wie sich das mütterliche Auge in dem Glanz des aufblühenden Kindes belebte, und wie jedes Gefühl durch diese heilige Liebe erhöht wird. Darum lege ich auch heute all mein Wünschen und Hoffen einzig an Ihr Herz, und bitte Sie, es so erfreulicher vor Luise hintreten zu lassen.

schnell wieder verbarg, indem sie bittend sagte: noch nicht, beste Mutter, noch nicht! und als habe sie das goldne Band gedrückt, so strich sie die Locken aus der Stirn und ließ sich anmuthig von den streifenden Lüften kühlen. Wie seltsam! sagte die Mutter, sie unruhig betrachtend, Du fragst nicht einmal, wie Dir die reichen Gaben kommen, und ob sie nicht irgend ein geliebtes Wort begleitet? So, — fiel Luise zerstreut ein: hat er geschrieben? Ja lies nur, du unstätes Kind, erwiederte Mathilde, indem sie ihr ein offnes Blatt hinreichte. Luise ward bei dem Anblick der festen, sichren Schriftzüge, die ihr den gehaltnen Sinn des ernsten Mannes so klar aussprachen, plötzlich gesammelt, und eine innre Aengstlichkeit kaum beachtend, gab sie sich gern dem Dank und der Rührung hin, die folgende Worte in ihr erregten.

»Ihre Hand, geliebte Mutter, möge meine Luise mit dem Schönsten zieren, was ich für sie auffinden konnte. Sah ich doch immer mit Entzücken, wie sich das mütterliche Auge in dem Glanz des aufblühenden Kindes belebte, und wie jedes Gefühl durch diese heilige Liebe erhöht wird. Darum lege ich auch heute all mein Wünschen und Hoffen einzig an Ihr Herz, und bitte Sie, es so erfreulicher vor Luise hintreten zu lassen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012" n="4"/>
schnell wieder verbarg, indem sie bittend sagte: noch nicht, beste Mutter, noch nicht! und als habe sie das goldne Band gedrückt, so strich sie die Locken aus der Stirn und ließ sich anmuthig von den streifenden Lüften kühlen. Wie seltsam! sagte die Mutter, sie unruhig betrachtend, Du fragst nicht einmal, wie Dir die reichen Gaben kommen, und ob sie nicht irgend ein geliebtes Wort begleitet? So, &#x2014; fiel Luise zerstreut ein: hat er geschrieben? Ja lies nur, du unstätes Kind, erwiederte Mathilde, indem sie ihr ein offnes Blatt hinreichte. Luise ward bei dem Anblick der festen, sichren Schriftzüge, die ihr den gehaltnen Sinn des ernsten Mannes so klar aussprachen, plötzlich gesammelt, und eine innre Aengstlichkeit kaum beachtend, gab sie sich gern dem Dank und der Rührung hin, die folgende Worte in ihr erregten.</p>
        <p>»Ihre Hand, geliebte Mutter, möge meine Luise mit dem Schönsten zieren, was ich für sie auffinden konnte. Sah ich doch immer mit Entzücken, wie sich das mütterliche Auge in dem Glanz des aufblühenden Kindes belebte, und wie jedes Gefühl durch diese heilige Liebe erhöht wird. Darum lege ich auch heute all mein Wünschen und Hoffen einzig an Ihr Herz, und bitte Sie, es so erfreulicher vor Luise hintreten zu lassen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0012] schnell wieder verbarg, indem sie bittend sagte: noch nicht, beste Mutter, noch nicht! und als habe sie das goldne Band gedrückt, so strich sie die Locken aus der Stirn und ließ sich anmuthig von den streifenden Lüften kühlen. Wie seltsam! sagte die Mutter, sie unruhig betrachtend, Du fragst nicht einmal, wie Dir die reichen Gaben kommen, und ob sie nicht irgend ein geliebtes Wort begleitet? So, — fiel Luise zerstreut ein: hat er geschrieben? Ja lies nur, du unstätes Kind, erwiederte Mathilde, indem sie ihr ein offnes Blatt hinreichte. Luise ward bei dem Anblick der festen, sichren Schriftzüge, die ihr den gehaltnen Sinn des ernsten Mannes so klar aussprachen, plötzlich gesammelt, und eine innre Aengstlichkeit kaum beachtend, gab sie sich gern dem Dank und der Rührung hin, die folgende Worte in ihr erregten. »Ihre Hand, geliebte Mutter, möge meine Luise mit dem Schönsten zieren, was ich für sie auffinden konnte. Sah ich doch immer mit Entzücken, wie sich das mütterliche Auge in dem Glanz des aufblühenden Kindes belebte, und wie jedes Gefühl durch diese heilige Liebe erhöht wird. Darum lege ich auch heute all mein Wünschen und Hoffen einzig an Ihr Herz, und bitte Sie, es so erfreulicher vor Luise hintreten zu lassen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/12
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/12>, abgerufen am 03.12.2024.