Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.ich will einmal in meinem Leben wenigstens zu Ihnen reden; rechnen Sie es dem glühenden, heftigen Jüngling nicht zu gering an, daß er die ganze Zeit über schwieg, daß er ein Feuer in sich zurückdrängte, was Sie erschrecken würde, wenn es einmal ungehindert aufflammte. Beide schwiegen einen Augenblick. Was that ich Ihnen, sagte er darauf, um dies abstoßende, geringschätzige Betragen zu verdienen? Mußten Sie mich niedertreten, um sich zu heben? Fand Ihr Stolz Nahrung in den lauten Aeußerungen eines ungerechten Hasses? Jener Brief -- O Gott! o Gott! rief Luise ganz erschöpft; ihr Kopf senkte sich und heiße Thränen flossen auf die schönen Hände, die sich kreuzend auf der Brust falteten. Wer hat Sie, rief Fernando, so in sich selbst aufgeschreckt, daß Sie aufhörten, der einfachen Richtung Ihres Gefühls nachzugehn? Warum strafen Sie mich, so oft eine mildere Regung aus Ihren Augen spricht; warum reizen Sie sich zu einem unnatürlichen Kampf, der Sie und mich zerstört? Luise, ich habe seit dem Tode jener Frau, die meine Jugend bildete, niemand auf Erden, der mit einem reinen heiligen Gefühl an mir hinge; ich habe auch niemand gefunden, dem ich mein ganzes Dasein so ungetheilt hingegeben hätte. In Ihre Hände allein lege ich es, wenn Sie meine Freundin, meine Schutzheilige sein wollen! ich will einmal in meinem Leben wenigstens zu Ihnen reden; rechnen Sie es dem glühenden, heftigen Jüngling nicht zu gering an, daß er die ganze Zeit über schwieg, daß er ein Feuer in sich zurückdrängte, was Sie erschrecken würde, wenn es einmal ungehindert aufflammte. Beide schwiegen einen Augenblick. Was that ich Ihnen, sagte er darauf, um dies abstoßende, geringschätzige Betragen zu verdienen? Mußten Sie mich niedertreten, um sich zu heben? Fand Ihr Stolz Nahrung in den lauten Aeußerungen eines ungerechten Hasses? Jener Brief — O Gott! o Gott! rief Luise ganz erschöpft; ihr Kopf senkte sich und heiße Thränen flossen auf die schönen Hände, die sich kreuzend auf der Brust falteten. Wer hat Sie, rief Fernando, so in sich selbst aufgeschreckt, daß Sie aufhörten, der einfachen Richtung Ihres Gefühls nachzugehn? Warum strafen Sie mich, so oft eine mildere Regung aus Ihren Augen spricht; warum reizen Sie sich zu einem unnatürlichen Kampf, der Sie und mich zerstört? Luise, ich habe seit dem Tode jener Frau, die meine Jugend bildete, niemand auf Erden, der mit einem reinen heiligen Gefühl an mir hinge; ich habe auch niemand gefunden, dem ich mein ganzes Dasein so ungetheilt hingegeben hätte. In Ihre Hände allein lege ich es, wenn Sie meine Freundin, meine Schutzheilige sein wollen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="130"/> ich will einmal in meinem Leben wenigstens zu Ihnen reden; rechnen Sie es dem glühenden, heftigen Jüngling nicht zu gering an, daß er die ganze Zeit über schwieg, daß er ein Feuer in sich zurückdrängte, was Sie erschrecken würde, wenn es einmal ungehindert aufflammte. Beide schwiegen einen Augenblick. Was that ich Ihnen, sagte er darauf, um dies abstoßende, geringschätzige Betragen zu verdienen? Mußten Sie mich niedertreten, um sich zu heben? Fand Ihr Stolz Nahrung in den lauten Aeußerungen eines ungerechten Hasses? Jener Brief — O Gott! o Gott! rief Luise ganz erschöpft; ihr Kopf senkte sich und heiße Thränen flossen auf die schönen Hände, die sich kreuzend auf der Brust falteten. Wer hat Sie, rief Fernando, so in sich selbst aufgeschreckt, daß Sie aufhörten, der einfachen Richtung Ihres Gefühls nachzugehn? Warum strafen Sie mich, so oft eine mildere Regung aus Ihren Augen spricht; warum reizen Sie sich zu einem unnatürlichen Kampf, der Sie und mich zerstört? Luise, ich habe seit dem Tode jener Frau, die meine Jugend bildete, niemand auf Erden, der mit einem reinen heiligen Gefühl an mir hinge; ich habe auch niemand gefunden, dem ich mein ganzes Dasein so ungetheilt hingegeben hätte. In Ihre Hände allein lege ich es, wenn Sie meine Freundin, meine Schutzheilige sein wollen! </p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0138]
ich will einmal in meinem Leben wenigstens zu Ihnen reden; rechnen Sie es dem glühenden, heftigen Jüngling nicht zu gering an, daß er die ganze Zeit über schwieg, daß er ein Feuer in sich zurückdrängte, was Sie erschrecken würde, wenn es einmal ungehindert aufflammte. Beide schwiegen einen Augenblick. Was that ich Ihnen, sagte er darauf, um dies abstoßende, geringschätzige Betragen zu verdienen? Mußten Sie mich niedertreten, um sich zu heben? Fand Ihr Stolz Nahrung in den lauten Aeußerungen eines ungerechten Hasses? Jener Brief — O Gott! o Gott! rief Luise ganz erschöpft; ihr Kopf senkte sich und heiße Thränen flossen auf die schönen Hände, die sich kreuzend auf der Brust falteten. Wer hat Sie, rief Fernando, so in sich selbst aufgeschreckt, daß Sie aufhörten, der einfachen Richtung Ihres Gefühls nachzugehn? Warum strafen Sie mich, so oft eine mildere Regung aus Ihren Augen spricht; warum reizen Sie sich zu einem unnatürlichen Kampf, der Sie und mich zerstört? Luise, ich habe seit dem Tode jener Frau, die meine Jugend bildete, niemand auf Erden, der mit einem reinen heiligen Gefühl an mir hinge; ich habe auch niemand gefunden, dem ich mein ganzes Dasein so ungetheilt hingegeben hätte. In Ihre Hände allein lege ich es, wenn Sie meine Freundin, meine Schutzheilige sein wollen!
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/138>, abgerufen am 17.07.2024. |