Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

zagenden Unthätigkeit, die so oft die besten Kräfte untergrabe. Zwar, setzte er lächelnd hinzu, sei dies eine Klippe, an welcher nur Wenige scheitern, da die meisten Menschen durch freches Eingreifen ihr Leben verwirrten. Ueberall sprach eine große Kenntniß der Welt aus seinen Worten, deren Andenken ihn wohl oft wehmüthig bewegen mag. Wir schieden endlich mit dem Versprechen, uns öfter zu begegnen, was mir einen neuen Zuwachs von Freuden verheißt.

Mein alter Georg drängt mich, zu schließen, er will Ihnen selbst diese Zeilen und das Geschmeide überbringen. Leben Sie denn wohl, meine gütige, liebe Mutter! In wenig Tagen bin ich bei Ihnen, um endlich an Luisens Seite ein freudigeres Dasein kennen zu lernen. Mit tiefer Rührung schließe ich Sie Beide an mein Herz.

Der Ihrige,

Julius von Falkenstein."

Der arme, gute Mensch, sagte Luise, indem sie den Brief gedankenvoll zusammenfaltete. Ist denn, fuhr sie nach einer Weile fort, das alte Schloß wirklich so öde und düster, wie es ihm erscheint? Es sieht fremd und sehr erhaben aus einer verschollnen Zeit hervor, sagte Mathilde, und scheint mit seinen gewaltigen Mauern und Gewölben des

zagenden Unthätigkeit, die so oft die besten Kräfte untergrabe. Zwar, setzte er lächelnd hinzu, sei dies eine Klippe, an welcher nur Wenige scheitern, da die meisten Menschen durch freches Eingreifen ihr Leben verwirrten. Ueberall sprach eine große Kenntniß der Welt aus seinen Worten, deren Andenken ihn wohl oft wehmüthig bewegen mag. Wir schieden endlich mit dem Versprechen, uns öfter zu begegnen, was mir einen neuen Zuwachs von Freuden verheißt.

Mein alter Georg drängt mich, zu schließen, er will Ihnen selbst diese Zeilen und das Geschmeide überbringen. Leben Sie denn wohl, meine gütige, liebe Mutter! In wenig Tagen bin ich bei Ihnen, um endlich an Luisens Seite ein freudigeres Dasein kennen zu lernen. Mit tiefer Rührung schließe ich Sie Beide an mein Herz.

Der Ihrige,

Julius von Falkenstein

Der arme, gute Mensch, sagte Luise, indem sie den Brief gedankenvoll zusammenfaltete. Ist denn, fuhr sie nach einer Weile fort, das alte Schloß wirklich so öde und düster, wie es ihm erscheint? Es sieht fremd und sehr erhaben aus einer verschollnen Zeit hervor, sagte Mathilde, und scheint mit seinen gewaltigen Mauern und Gewölben des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0015" n="7"/>
zagenden Unthätigkeit, die so oft die besten Kräfte untergrabe. Zwar, setzte er lächelnd hinzu, sei dies eine Klippe, an welcher nur Wenige scheitern, da die meisten Menschen durch freches Eingreifen ihr Leben verwirrten. Ueberall sprach eine große Kenntniß der Welt aus seinen Worten, deren Andenken ihn wohl oft wehmüthig bewegen mag. Wir schieden endlich mit dem Versprechen, uns öfter zu begegnen, was mir einen neuen Zuwachs von Freuden verheißt.</p>
        <p>Mein alter Georg drängt mich, zu schließen, er will Ihnen selbst diese Zeilen und das Geschmeide überbringen. Leben Sie denn wohl, meine gütige, liebe Mutter! In wenig Tagen bin ich bei Ihnen, um endlich an Luisens Seite ein freudigeres Dasein kennen zu lernen. Mit tiefer Rührung schließe ich Sie Beide an mein Herz.</p>
        <p rendition="#right">Der Ihrige,</p>
        <p rendition="#right"><hi rendition="#g">Julius von Falkenstein</hi></p>
        <p>Der arme, gute Mensch, sagte Luise, indem sie den Brief gedankenvoll zusammenfaltete. Ist denn, fuhr sie nach einer Weile fort, das alte Schloß wirklich so öde und düster, wie es ihm erscheint? Es sieht fremd und sehr erhaben aus einer verschollnen Zeit hervor, sagte Mathilde, und scheint mit seinen gewaltigen Mauern und Gewölben des
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0015] zagenden Unthätigkeit, die so oft die besten Kräfte untergrabe. Zwar, setzte er lächelnd hinzu, sei dies eine Klippe, an welcher nur Wenige scheitern, da die meisten Menschen durch freches Eingreifen ihr Leben verwirrten. Ueberall sprach eine große Kenntniß der Welt aus seinen Worten, deren Andenken ihn wohl oft wehmüthig bewegen mag. Wir schieden endlich mit dem Versprechen, uns öfter zu begegnen, was mir einen neuen Zuwachs von Freuden verheißt. Mein alter Georg drängt mich, zu schließen, er will Ihnen selbst diese Zeilen und das Geschmeide überbringen. Leben Sie denn wohl, meine gütige, liebe Mutter! In wenig Tagen bin ich bei Ihnen, um endlich an Luisens Seite ein freudigeres Dasein kennen zu lernen. Mit tiefer Rührung schließe ich Sie Beide an mein Herz. Der Ihrige, Julius von Falkenstein.« Der arme, gute Mensch, sagte Luise, indem sie den Brief gedankenvoll zusammenfaltete. Ist denn, fuhr sie nach einer Weile fort, das alte Schloß wirklich so öde und düster, wie es ihm erscheint? Es sieht fremd und sehr erhaben aus einer verschollnen Zeit hervor, sagte Mathilde, und scheint mit seinen gewaltigen Mauern und Gewölben des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/15
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/15>, abgerufen am 03.12.2024.