Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.frommen, gesammelten Gemüthes und vieles Betens, um eine solche Arbeit zu Ende zu führen. Der Ritter wunderte sich selbst über die unvermuthete Gewährung seiner Wünsche; da ihn aber eine große Ungeduld nach Welschland zurück trieb, dachte er nur daran, es ins Ungewisse stellend, woher ihm ein so großes Glück aufgegangen sei, und ergab sich während der langen neun Tage fast in einem fort dem Zeitvertreib des Jagens, wie es denn einem so rüstigen und vornehmen Herrn auch wohl geziemte. Eines Abends kam er ganz spät aus dem Forste zurück, und, indem ihn sein Weg zufälliger Weise an der Klause vorbei führte, hörte er darin singen. Er stand neugierig still und vernahm folgende Worte: O schwacher Sinn! O falsches Herz! Du wählst und giebst für Freude Schmerz. Warst doch allein all' meine Lust, Drug nur Dein Bildniß in der Brust, Und soll Dich nun so gar entbehren, Trüb scheiden, der so fröhlich kam. Ach Gott, erstärk' nur meinen Gram, So wird er früher mich verzehren. Er wußte nicht, ob er wache oder träume, denn ihm waren diese Verse, welche er am Abende seines Abschieds von der Königstochter gesungen frommen, gesammelten Gemüthes und vieles Betens, um eine solche Arbeit zu Ende zu führen. Der Ritter wunderte sich selbst über die unvermuthete Gewährung seiner Wünsche; da ihn aber eine große Ungeduld nach Welschland zurück trieb, dachte er nur daran, es ins Ungewisse stellend, woher ihm ein so großes Glück aufgegangen sei, und ergab sich während der langen neun Tage fast in einem fort dem Zeitvertreib des Jagens, wie es denn einem so rüstigen und vornehmen Herrn auch wohl geziemte. Eines Abends kam er ganz spät aus dem Forste zurück, und, indem ihn sein Weg zufälliger Weise an der Klause vorbei führte, hörte er darin singen. Er stand neugierig still und vernahm folgende Worte: O schwacher Sinn! O falsches Herz! Du wählst und giebst für Freude Schmerz. Warst doch allein all’ meine Lust, Drug nur Dein Bildniß in der Brust, Und soll Dich nun so gar entbehren, Trüb scheiden, der so fröhlich kam. Ach Gott, erstärk’ nur meinen Gram, So wird er früher mich verzehren. Er wußte nicht, ob er wache oder träume, denn ihm waren diese Verse, welche er am Abende seines Abschieds von der Königstochter gesungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0161" n="153"/> frommen, gesammelten Gemüthes und vieles Betens, um eine solche Arbeit zu Ende zu führen.</p> <p>Der Ritter wunderte sich selbst über die unvermuthete Gewährung seiner Wünsche; da ihn aber eine große Ungeduld nach Welschland zurück trieb, dachte er nur daran, es ins Ungewisse stellend, woher ihm ein so großes Glück aufgegangen sei, und ergab sich während der langen neun Tage fast in einem fort dem Zeitvertreib des Jagens, wie es denn einem so rüstigen und vornehmen Herrn auch wohl geziemte. Eines Abends kam er ganz spät aus dem Forste zurück, und, indem ihn sein Weg zufälliger Weise an der Klause vorbei führte, hörte er darin singen. Er stand neugierig still und vernahm folgende Worte:</p><lb/> <lg> <l>O schwacher Sinn! O falsches Herz!</l> <l>Du wählst und giebst für Freude Schmerz.</l> <l>Warst doch allein all’ meine Lust,</l> <l>Drug nur Dein Bildniß in der Brust,</l> <l>Und soll Dich nun so gar entbehren,</l> <l>Trüb scheiden, der so fröhlich kam.</l> <l>Ach Gott, erstärk’ nur meinen Gram,</l> <l>So wird er früher mich verzehren.</l> </lg><lb/> <p>Er wußte nicht, ob er wache oder träume, denn ihm waren diese Verse, welche er am Abende seines Abschieds von der Königstochter gesungen </p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0161]
frommen, gesammelten Gemüthes und vieles Betens, um eine solche Arbeit zu Ende zu führen.
Der Ritter wunderte sich selbst über die unvermuthete Gewährung seiner Wünsche; da ihn aber eine große Ungeduld nach Welschland zurück trieb, dachte er nur daran, es ins Ungewisse stellend, woher ihm ein so großes Glück aufgegangen sei, und ergab sich während der langen neun Tage fast in einem fort dem Zeitvertreib des Jagens, wie es denn einem so rüstigen und vornehmen Herrn auch wohl geziemte. Eines Abends kam er ganz spät aus dem Forste zurück, und, indem ihn sein Weg zufälliger Weise an der Klause vorbei führte, hörte er darin singen. Er stand neugierig still und vernahm folgende Worte:
O schwacher Sinn! O falsches Herz! Du wählst und giebst für Freude Schmerz. Warst doch allein all’ meine Lust, Drug nur Dein Bildniß in der Brust, Und soll Dich nun so gar entbehren, Trüb scheiden, der so fröhlich kam. Ach Gott, erstärk’ nur meinen Gram, So wird er früher mich verzehren.
Er wußte nicht, ob er wache oder träume, denn ihm waren diese Verse, welche er am Abende seines Abschieds von der Königstochter gesungen
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/161>, abgerufen am 16.07.2024. |