Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.blieben. Ich brachte nach diesem Tage die meiste Zeit auf dem Falkenstein zu, wo die Gräfin bald ein neues Leben verbreitete, das fast spottend an dem alten Geist dieser Mauern vorüberzog. Der Graf sonnte sich im Glanz seines Hauses, und sah es gern, daß Viola den rauhen Einflüssen des Klimas wie dem farblosen Einerlei geselliger Unterhaltung zu Hülfe kam, wobei Kunst und Sitte sie immer auf der Bahn des Schicklichen erhielten. Allein ohnerachtet dieser stets erneueten Anregungen, versank sie dennoch augenblicklich in eine Abspannung und ein Mißbehagen, das sich nicht selten mit zerreißender Heftigkeit in bittern Thränen auflöste. Mir schien es oft, als ruhe irgend etwas in ihrer Brust, das sie drücke, ohne es gleichwohl kund geben zu wollen: weshalb ich auch niemals in sie drang. Zu diesen innren Störungen kam noch die gänzliche Unwissenheit, in der wir über Eduards Schicksal lebten. Ich hatte mich vergebens an den Gesandten in Constantinopel gewandt, und der Graf, der uns vielleicht allein behülflich sein konnte, verscheuchte jedes Vertrauen dieser Art. Unter so streitenden Einflüssen ward Julius geboren. Viola hatte sich eine Tochter gewünscht, und war mehr über das Dasein des Kindes gerührt, als erfreut. Oft sah ich ihre Blicke schmerzlich auf den seinen ruhen und Erinnrungen einer blieben. Ich brachte nach diesem Tage die meiste Zeit auf dem Falkenstein zu, wo die Gräfin bald ein neues Leben verbreitete, das fast spottend an dem alten Geist dieser Mauern vorüberzog. Der Graf sonnte sich im Glanz seines Hauses, und sah es gern, daß Viola den rauhen Einflüssen des Klimas wie dem farblosen Einerlei geselliger Unterhaltung zu Hülfe kam, wobei Kunst und Sitte sie immer auf der Bahn des Schicklichen erhielten. Allein ohnerachtet dieser stets erneueten Anregungen, versank sie dennoch augenblicklich in eine Abspannung und ein Mißbehagen, das sich nicht selten mit zerreißender Heftigkeit in bittern Thränen auflöste. Mir schien es oft, als ruhe irgend etwas in ihrer Brust, das sie drücke, ohne es gleichwohl kund geben zu wollen: weshalb ich auch niemals in sie drang. Zu diesen innren Störungen kam noch die gänzliche Unwissenheit, in der wir über Eduards Schicksal lebten. Ich hatte mich vergebens an den Gesandten in Constantinopel gewandt, und der Graf, der uns vielleicht allein behülflich sein konnte, verscheuchte jedes Vertrauen dieser Art. Unter so streitenden Einflüssen ward Julius geboren. Viola hatte sich eine Tochter gewünscht, und war mehr über das Dasein des Kindes gerührt, als erfreut. Oft sah ich ihre Blicke schmerzlich auf den seinen ruhen und Erinnrungen einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="18"/> blieben. Ich brachte nach diesem Tage die meiste Zeit auf dem Falkenstein zu, wo die Gräfin bald ein neues Leben verbreitete, das fast spottend an dem alten Geist dieser Mauern vorüberzog. Der Graf sonnte sich im Glanz seines Hauses, und sah es gern, daß Viola den rauhen Einflüssen des Klimas wie dem farblosen Einerlei geselliger Unterhaltung zu Hülfe kam, wobei Kunst und Sitte sie immer auf der Bahn des Schicklichen erhielten. Allein ohnerachtet dieser stets erneueten Anregungen, versank sie dennoch augenblicklich in eine Abspannung und ein Mißbehagen, das sich nicht selten mit zerreißender Heftigkeit in bittern Thränen auflöste. Mir schien es oft, als ruhe irgend etwas in ihrer Brust, das sie drücke, ohne es gleichwohl kund geben zu wollen: weshalb ich auch niemals in sie drang. Zu diesen innren Störungen kam noch die gänzliche Unwissenheit, in der wir über Eduards Schicksal lebten. Ich hatte mich vergebens an den Gesandten in Constantinopel gewandt, und der Graf, der uns vielleicht allein behülflich sein konnte, verscheuchte jedes Vertrauen dieser Art. Unter so streitenden Einflüssen ward Julius geboren. Viola hatte sich eine Tochter gewünscht, und war mehr über das Dasein des Kindes gerührt, als erfreut. Oft sah ich ihre Blicke schmerzlich auf den seinen ruhen und Erinnrungen einer </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0026]
blieben. Ich brachte nach diesem Tage die meiste Zeit auf dem Falkenstein zu, wo die Gräfin bald ein neues Leben verbreitete, das fast spottend an dem alten Geist dieser Mauern vorüberzog. Der Graf sonnte sich im Glanz seines Hauses, und sah es gern, daß Viola den rauhen Einflüssen des Klimas wie dem farblosen Einerlei geselliger Unterhaltung zu Hülfe kam, wobei Kunst und Sitte sie immer auf der Bahn des Schicklichen erhielten. Allein ohnerachtet dieser stets erneueten Anregungen, versank sie dennoch augenblicklich in eine Abspannung und ein Mißbehagen, das sich nicht selten mit zerreißender Heftigkeit in bittern Thränen auflöste. Mir schien es oft, als ruhe irgend etwas in ihrer Brust, das sie drücke, ohne es gleichwohl kund geben zu wollen: weshalb ich auch niemals in sie drang. Zu diesen innren Störungen kam noch die gänzliche Unwissenheit, in der wir über Eduards Schicksal lebten. Ich hatte mich vergebens an den Gesandten in Constantinopel gewandt, und der Graf, der uns vielleicht allein behülflich sein konnte, verscheuchte jedes Vertrauen dieser Art. Unter so streitenden Einflüssen ward Julius geboren. Viola hatte sich eine Tochter gewünscht, und war mehr über das Dasein des Kindes gerührt, als erfreut. Oft sah ich ihre Blicke schmerzlich auf den seinen ruhen und Erinnrungen einer
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/26>, abgerufen am 16.07.2024. |