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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

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Boden. Ihre Arme streckten sich betend empor; aber Worte und Gedanken verwirrten sich in abgerißnen Tönen, die schreiend aus ihrer Brust heraufdrangen. Der Himmel blickte im stillen Abendglanz auf sie nieder, Blumen und Sterne begrüßten sich wie lang getrennte Freunde, und zwischen ihnen hin glänzte der klare Strom in leichten, kreisenden Wellen. Da hörte Luise jemand schnell den Lindengang heraufgehen, sie wandte sich und erkannte Julius, der auf sie zu eilte. Meine arme, arme Luise! rief er, sie an seine Brust drückend. Du weißt? fragte sie. Alles, alles, erwiederte er; Georg hat nicht gesäumt -- O Julius, sagte sie, die schönen Hände dankbar faltend, Dich hat Gott gesandt. Komm nur -- komm. Sie gingen stumm neben einander hin. In Julius Zügen malte sich der tiefe Schmerz einer starken Seele, die, Klagen verschmähend, still im Innern ringt. Luise wagte nicht, an ihm hinauf zu sehen. Seine Blicke, die zwischen eigner Verzweiflung und anscheinender Ruhe kämpften, drückten sie doppelt nieder. Langsam, den Augenblick der Entscheidung vor sich hindrängend, kamen sie zu Mathilden zurück. Sie saß, von Marianen unterstützt, aufgerichtet im Bett, und schien ihre Blicke auf die Uhr zu heften. Bei ihrem Eintreten bellte der kleine Hund, der während diesen Tagen nicht von der Kranken wich,

Boden. Ihre Arme streckten sich betend empor; aber Worte und Gedanken verwirrten sich in abgerißnen Tönen, die schreiend aus ihrer Brust heraufdrangen. Der Himmel blickte im stillen Abendglanz auf sie nieder, Blumen und Sterne begrüßten sich wie lang getrennte Freunde, und zwischen ihnen hin glänzte der klare Strom in leichten, kreisenden Wellen. Da hörte Luise jemand schnell den Lindengang heraufgehen, sie wandte sich und erkannte Julius, der auf sie zu eilte. Meine arme, arme Luise! rief er, sie an seine Brust drückend. Du weißt? fragte sie. Alles, alles, erwiederte er; Georg hat nicht gesäumt — O Julius, sagte sie, die schönen Hände dankbar faltend, Dich hat Gott gesandt. Komm nur — komm. Sie gingen stumm neben einander hin. In Julius Zügen malte sich der tiefe Schmerz einer starken Seele, die, Klagen verschmähend, still im Innern ringt. Luise wagte nicht, an ihm hinauf zu sehen. Seine Blicke, die zwischen eigner Verzweiflung und anscheinender Ruhe kämpften, drückten sie doppelt nieder. Langsam, den Augenblick der Entscheidung vor sich hindrängend, kamen sie zu Mathilden zurück. Sie saß, von Marianen unterstützt, aufgerichtet im Bett, und schien ihre Blicke auf die Uhr zu heften. Bei ihrem Eintreten bellte der kleine Hund, der während diesen Tagen nicht von der Kranken wich,

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[35/0043] Boden. Ihre Arme streckten sich betend empor; aber Worte und Gedanken verwirrten sich in abgerißnen Tönen, die schreiend aus ihrer Brust heraufdrangen. Der Himmel blickte im stillen Abendglanz auf sie nieder, Blumen und Sterne begrüßten sich wie lang getrennte Freunde, und zwischen ihnen hin glänzte der klare Strom in leichten, kreisenden Wellen. Da hörte Luise jemand schnell den Lindengang heraufgehen, sie wandte sich und erkannte Julius, der auf sie zu eilte. Meine arme, arme Luise! rief er, sie an seine Brust drückend. Du weißt? fragte sie. Alles, alles, erwiederte er; Georg hat nicht gesäumt — O Julius, sagte sie, die schönen Hände dankbar faltend, Dich hat Gott gesandt. Komm nur — komm. Sie gingen stumm neben einander hin. In Julius Zügen malte sich der tiefe Schmerz einer starken Seele, die, Klagen verschmähend, still im Innern ringt. Luise wagte nicht, an ihm hinauf zu sehen. Seine Blicke, die zwischen eigner Verzweiflung und anscheinender Ruhe kämpften, drückten sie doppelt nieder. Langsam, den Augenblick der Entscheidung vor sich hindrängend, kamen sie zu Mathilden zurück. Sie saß, von Marianen unterstützt, aufgerichtet im Bett, und schien ihre Blicke auf die Uhr zu heften. Bei ihrem Eintreten bellte der kleine Hund, der während diesen Tagen nicht von der Kranken wich,

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/43>, abgerufen am 23.11.2024.