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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

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über seinen Wankelmuth machte. Du Neuling in der Welt! rief er, solche Thränen sind morgen getrocknet. Du bist unwiederbringlich verloren, wenn Du Dich von Ihnen berücken läßst. Sage mir, was sollte aus uns werden, wenn dies verführerische Geschlecht alle Macht über uns ausübte, die es gern über den ganzen Erdkreis verbreiten möchte! Sei kein Kind, Francesca, sagte er, die Kleine küssend, Du weißt wohl, wie kalt mich Auftritte dieser Art lassen und wie sie immer ihren Zweck verfehlen. Verweine Deine schönen Augen nicht, Du kannst sie besser gebrauchen. Ich war ganz empört über diesen Nachsatz; allein Francesca lachte mitten unter ihren Thränen, und sagte: geh nur! Du kommst doch wieder zu mir zurück, denn Dich versteht Niemand so gut als ich, und Du bist nirgend so recht eigentlich zu Hause, als in dem Umgang mit mir. Fernando gab ihr gern Recht, und wir brachten den Abend sehr vergnügt zu.

Sie waren während dieser Unterredung, die Luisen einigermaßen von sich selbst abzog, nach Quedlinburg gekommen, wo sie die Mittagstunden zubringen wollten. Die kleine schmutzige Stadt, das ungleiche Steinpflaster, das den Wagen hin und her warf und sie zwang, langsam an den niedren Fenstern der Einwohner vorüber zu fahren, wobei sie unwillkürlich einen Blick in das Innre

über seinen Wankelmuth machte. Du Neuling in der Welt! rief er, solche Thränen sind morgen getrocknet. Du bist unwiederbringlich verloren, wenn Du Dich von Ihnen berücken läßst. Sage mir, was sollte aus uns werden, wenn dies verführerische Geschlecht alle Macht über uns ausübte, die es gern über den ganzen Erdkreis verbreiten möchte! Sei kein Kind, Francesca, sagte er, die Kleine küssend, Du weißt wohl, wie kalt mich Auftritte dieser Art lassen und wie sie immer ihren Zweck verfehlen. Verweine Deine schönen Augen nicht, Du kannst sie besser gebrauchen. Ich war ganz empört über diesen Nachsatz; allein Francesca lachte mitten unter ihren Thränen, und sagte: geh nur! Du kommst doch wieder zu mir zurück, denn Dich versteht Niemand so gut als ich, und Du bist nirgend so recht eigentlich zu Hause, als in dem Umgang mit mir. Fernando gab ihr gern Recht, und wir brachten den Abend sehr vergnügt zu.

Sie waren während dieser Unterredung, die Luisen einigermaßen von sich selbst abzog, nach Quedlinburg gekommen, wo sie die Mittagstunden zubringen wollten. Die kleine schmutzige Stadt, das ungleiche Steinpflaster, das den Wagen hin und her warf und sie zwang, langsam an den niedren Fenstern der Einwohner vorüber zu fahren, wobei sie unwillkürlich einen Blick in das Innre

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[46/0054] über seinen Wankelmuth machte. Du Neuling in der Welt! rief er, solche Thränen sind morgen getrocknet. Du bist unwiederbringlich verloren, wenn Du Dich von Ihnen berücken läßst. Sage mir, was sollte aus uns werden, wenn dies verführerische Geschlecht alle Macht über uns ausübte, die es gern über den ganzen Erdkreis verbreiten möchte! Sei kein Kind, Francesca, sagte er, die Kleine küssend, Du weißt wohl, wie kalt mich Auftritte dieser Art lassen und wie sie immer ihren Zweck verfehlen. Verweine Deine schönen Augen nicht, Du kannst sie besser gebrauchen. Ich war ganz empört über diesen Nachsatz; allein Francesca lachte mitten unter ihren Thränen, und sagte: geh nur! Du kommst doch wieder zu mir zurück, denn Dich versteht Niemand so gut als ich, und Du bist nirgend so recht eigentlich zu Hause, als in dem Umgang mit mir. Fernando gab ihr gern Recht, und wir brachten den Abend sehr vergnügt zu. Sie waren während dieser Unterredung, die Luisen einigermaßen von sich selbst abzog, nach Quedlinburg gekommen, wo sie die Mittagstunden zubringen wollten. Die kleine schmutzige Stadt, das ungleiche Steinpflaster, das den Wagen hin und her warf und sie zwang, langsam an den niedren Fenstern der Einwohner vorüber zu fahren, wobei sie unwillkürlich einen Blick in das Innre

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/54>, abgerufen am 21.05.2024.