Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.und, statt einen so untergeordneten Posten an einem kleinen Hofe anzunehmen, hätte er suchen sollen, in Verbindung mit einem weltklugen Freunde, die Reise zu unternehmen. Der Onkel hingegen lebe in der alten und neuen Literatur, rufe einen Kreis von Gelehrten um sich her, in welchem er ihn gänzlich übersehe. Selbst in der Gefälligkeit der kleinen Cousine liege eine Art von Spott, denn sie rede von nichts als Hunden, Jagd und Pferden mit ihm, und zeige wohl, daß sie sich gütig bemühe, zu ihm herunter zu steigen. Julius entschuldigte das mit der Unkunde der meisten Menschen, eine allgemeine Unterhaltung herbei führen zu können, wodurch allein die gesellige Mittheilung frei bleibe und jeder in den Stand gesetzt werde, das Seinige dazu beizutragen, ohne ihn auf eine angreifende Weise in den abgeschlossenen Kreis seines täglichen Thuns und Treibens zurückzudrängen. Ja, sagte Carl, und das Zurückdrängen hat denn noch den Fehler, daß man es dem Andren gleich ansieht, er ritte lieber seinen eignen Gaul, da er auf dem fremden mein Leben nicht recht im Sattel ist. Die Leichtigkeit, fuhr Julius fort, in die abgeschloßnen Verhältnisse jedes Menschen einzugehen, wird größtentheils als der Gipfel der feinern Bildung angesehen, aber es muß wie von selbst aus dem Vorhergehenden entspringen und, statt einen so untergeordneten Posten an einem kleinen Hofe anzunehmen, hätte er suchen sollen, in Verbindung mit einem weltklugen Freunde, die Reise zu unternehmen. Der Onkel hingegen lebe in der alten und neuen Literatur, rufe einen Kreis von Gelehrten um sich her, in welchem er ihn gänzlich übersehe. Selbst in der Gefälligkeit der kleinen Cousine liege eine Art von Spott, denn sie rede von nichts als Hunden, Jagd und Pferden mit ihm, und zeige wohl, daß sie sich gütig bemühe, zu ihm herunter zu steigen. Julius entschuldigte das mit der Unkunde der meisten Menschen, eine allgemeine Unterhaltung herbei führen zu können, wodurch allein die gesellige Mittheilung frei bleibe und jeder in den Stand gesetzt werde, das Seinige dazu beizutragen, ohne ihn auf eine angreifende Weise in den abgeschlossenen Kreis seines täglichen Thuns und Treibens zurückzudrängen. Ja, sagte Carl, und das Zurückdrängen hat denn noch den Fehler, daß man es dem Andren gleich ansieht, er ritte lieber seinen eignen Gaul, da er auf dem fremden mein Leben nicht recht im Sattel ist. Die Leichtigkeit, fuhr Julius fort, in die abgeschloßnen Verhältnisse jedes Menschen einzugehen, wird größtentheils als der Gipfel der feinern Bildung angesehen, aber es muß wie von selbst aus dem Vorhergehenden entspringen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="49"/> und, statt einen so untergeordneten Posten an einem kleinen Hofe anzunehmen, hätte er suchen sollen, in Verbindung mit einem weltklugen Freunde, die Reise zu unternehmen. Der Onkel hingegen lebe in der alten und neuen Literatur, rufe einen Kreis von Gelehrten um sich her, in welchem er ihn gänzlich übersehe. Selbst in der Gefälligkeit der kleinen Cousine liege eine Art von Spott, denn sie rede von nichts als Hunden, Jagd und Pferden mit ihm, und zeige wohl, daß sie sich gütig bemühe, zu ihm herunter zu steigen. Julius entschuldigte das mit der Unkunde der meisten Menschen, eine allgemeine Unterhaltung herbei führen zu können, wodurch allein die gesellige Mittheilung frei bleibe und jeder in den Stand gesetzt werde, das Seinige dazu beizutragen, ohne ihn auf eine angreifende Weise in den abgeschlossenen Kreis seines täglichen Thuns und Treibens zurückzudrängen. Ja, sagte Carl, und das Zurückdrängen hat denn noch den Fehler, daß man es dem Andren gleich ansieht, er ritte lieber seinen eignen Gaul, da er auf dem fremden mein Leben nicht recht im Sattel ist. Die Leichtigkeit, fuhr Julius fort, in die abgeschloßnen Verhältnisse jedes Menschen einzugehen, wird größtentheils als der Gipfel der feinern Bildung angesehen, aber es muß wie von selbst aus dem Vorhergehenden entspringen </p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0057]
und, statt einen so untergeordneten Posten an einem kleinen Hofe anzunehmen, hätte er suchen sollen, in Verbindung mit einem weltklugen Freunde, die Reise zu unternehmen. Der Onkel hingegen lebe in der alten und neuen Literatur, rufe einen Kreis von Gelehrten um sich her, in welchem er ihn gänzlich übersehe. Selbst in der Gefälligkeit der kleinen Cousine liege eine Art von Spott, denn sie rede von nichts als Hunden, Jagd und Pferden mit ihm, und zeige wohl, daß sie sich gütig bemühe, zu ihm herunter zu steigen. Julius entschuldigte das mit der Unkunde der meisten Menschen, eine allgemeine Unterhaltung herbei führen zu können, wodurch allein die gesellige Mittheilung frei bleibe und jeder in den Stand gesetzt werde, das Seinige dazu beizutragen, ohne ihn auf eine angreifende Weise in den abgeschlossenen Kreis seines täglichen Thuns und Treibens zurückzudrängen. Ja, sagte Carl, und das Zurückdrängen hat denn noch den Fehler, daß man es dem Andren gleich ansieht, er ritte lieber seinen eignen Gaul, da er auf dem fremden mein Leben nicht recht im Sattel ist. Die Leichtigkeit, fuhr Julius fort, in die abgeschloßnen Verhältnisse jedes Menschen einzugehen, wird größtentheils als der Gipfel der feinern Bildung angesehen, aber es muß wie von selbst aus dem Vorhergehenden entspringen
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/57>, abgerufen am 16.07.2024. |