Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Baronin feines Zuvorkommen, mit dankbar frohem Herzen. Bei einer großen Empfänglichkeit für fremde Eindrücke, ward es ihr leicht, den herrschenden Ton der Gesellschaft aufzufassen, wodurch sie, zu ähnlich freier Mittheilung angeregt, sehr bald vortheilhaft ausgezeichnet wurde. Der kleine Triumph entging ihr nicht, so wenig wie Augustens Empfindlichkeit darüber, die sich verstimmt zurückzog, indeß die unbefangne Emilie nur noch liebreicher und heitrer wurde. Gewohnt, Huldigungen zu empfangen, war diese niemals bemüht, irgend eine Aufmerksamkeit gewaltsam an sich zu reißen, sondern alles gehen zu lassen wie es gehen wollte und konnte, weshalb sie auch das Wohlwollen der Männer, bei ganz veränderter Beziehung des Gefühls, immer rein erhielt. Ein kleiner Regen trieb die Gesellschaft in die Zimmer zurück. Emilie verbarg sich unter Luisens Shawl, und, indem sie sich Beide umschlangen, rannten sie schnell dem Hause zu. Der weiche indische Stoff, der sich um die schlanke Gestalten schmiegte, bildete eine Gruppe, die von allen Herren unter lautem Beifallruf bewundert wurde. Nun nur schnell Musik! rief Auguste im Hereintreten, durch jenes Lob verletzt, die Worte tödten uns sonst heute in der ängstlichen Stubenluft; Herr von Stein, Sie versagen mir es nicht! Reinhold, Baronin feines Zuvorkommen, mit dankbar frohem Herzen. Bei einer großen Empfänglichkeit für fremde Eindrücke, ward es ihr leicht, den herrschenden Ton der Gesellschaft aufzufassen, wodurch sie, zu ähnlich freier Mittheilung angeregt, sehr bald vortheilhaft ausgezeichnet wurde. Der kleine Triumph entging ihr nicht, so wenig wie Augustens Empfindlichkeit darüber, die sich verstimmt zurückzog, indeß die unbefangne Emilie nur noch liebreicher und heitrer wurde. Gewohnt, Huldigungen zu empfangen, war diese niemals bemüht, irgend eine Aufmerksamkeit gewaltsam an sich zu reißen, sondern alles gehen zu lassen wie es gehen wollte und konnte, weshalb sie auch das Wohlwollen der Männer, bei ganz veränderter Beziehung des Gefühls, immer rein erhielt. Ein kleiner Regen trieb die Gesellschaft in die Zimmer zurück. Emilie verbarg sich unter Luisens Shawl, und, indem sie sich Beide umschlangen, rannten sie schnell dem Hause zu. Der weiche indische Stoff, der sich um die schlanke Gestalten schmiegte, bildete eine Gruppe, die von allen Herren unter lautem Beifallruf bewundert wurde. Nun nur schnell Musik! rief Auguste im Hereintreten, durch jenes Lob verletzt, die Worte tödten uns sonst heute in der ängstlichen Stubenluft; Herr von Stein, Sie versagen mir es nicht! Reinhold, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="74"/> Baronin feines Zuvorkommen, mit dankbar frohem Herzen. Bei einer großen Empfänglichkeit für fremde Eindrücke, ward es ihr leicht, den herrschenden Ton der Gesellschaft aufzufassen, wodurch sie, zu ähnlich freier Mittheilung angeregt, sehr bald vortheilhaft ausgezeichnet wurde. Der kleine Triumph entging ihr nicht, so wenig wie Augustens Empfindlichkeit darüber, die sich <choice><sic>verstummt</sic><corr>verstimmt</corr></choice> zurückzog, indeß die unbefangne Emilie nur noch liebreicher und heitrer wurde. Gewohnt, Huldigungen zu empfangen, war diese niemals bemüht, irgend eine Aufmerksamkeit gewaltsam an sich zu reißen, sondern alles gehen zu lassen wie es gehen wollte und konnte, weshalb sie auch das Wohlwollen der Männer, bei ganz veränderter Beziehung des Gefühls, immer rein erhielt.</p> <p>Ein kleiner Regen trieb die Gesellschaft in die Zimmer zurück. Emilie verbarg sich unter Luisens Shawl, und, indem sie sich Beide umschlangen, rannten sie schnell dem Hause zu. Der weiche indische Stoff, der sich um die schlanke Gestalten schmiegte, bildete eine Gruppe, die von allen Herren unter lautem Beifallruf bewundert wurde. Nun nur schnell Musik! rief Auguste im Hereintreten, durch jenes Lob verletzt, die Worte tödten uns sonst heute in der ängstlichen Stubenluft; Herr von Stein, Sie versagen mir es nicht! Reinhold, </p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0082]
Baronin feines Zuvorkommen, mit dankbar frohem Herzen. Bei einer großen Empfänglichkeit für fremde Eindrücke, ward es ihr leicht, den herrschenden Ton der Gesellschaft aufzufassen, wodurch sie, zu ähnlich freier Mittheilung angeregt, sehr bald vortheilhaft ausgezeichnet wurde. Der kleine Triumph entging ihr nicht, so wenig wie Augustens Empfindlichkeit darüber, die sich verstimmt zurückzog, indeß die unbefangne Emilie nur noch liebreicher und heitrer wurde. Gewohnt, Huldigungen zu empfangen, war diese niemals bemüht, irgend eine Aufmerksamkeit gewaltsam an sich zu reißen, sondern alles gehen zu lassen wie es gehen wollte und konnte, weshalb sie auch das Wohlwollen der Männer, bei ganz veränderter Beziehung des Gefühls, immer rein erhielt.
Ein kleiner Regen trieb die Gesellschaft in die Zimmer zurück. Emilie verbarg sich unter Luisens Shawl, und, indem sie sich Beide umschlangen, rannten sie schnell dem Hause zu. Der weiche indische Stoff, der sich um die schlanke Gestalten schmiegte, bildete eine Gruppe, die von allen Herren unter lautem Beifallruf bewundert wurde. Nun nur schnell Musik! rief Auguste im Hereintreten, durch jenes Lob verletzt, die Worte tödten uns sonst heute in der ängstlichen Stubenluft; Herr von Stein, Sie versagen mir es nicht! Reinhold,
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/82>, abgerufen am 16.07.2024. |