Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.Kaum gewann sie so viel Fassung, ihr Befremden zu verbergen und einige wohlgewandte an sie gerichtete Worte des Fremden zu beantworten. Wen aber, liebe Emilie, meinten Sie denn zuvor? fragte sie diese, noch ganz unsicher und verlegen, als die beiden Herren sie verließen. Wen? Nun mein Gott, erwiederte jene, den jungen Cesario, unsern Reisegefährten, den Unbekannten im Gasthofe; wen anders? Dieser also war es! - sagte Luise zerstreut. Gott ja, fiel Emilie ein, ich glaubte Sie wüßten - Freilich, freilich, erwiederte Luise, ohne zu wissen was sie sagte. Dieser also! wiederholte sie mehreremale vor sich. Es ist doch seltsam! - Sie erinnerte sich der Worte, die er gesprochen, und daß er bestimmt Fernandos Namen genannt hatte. Sein Freund also, dachte sie, und ein besorgter, zärtlicher Freund! Aber wie wagt er sich mit dieser Jugend und Unerfahrenheit so allein in die Welt und auf die unsichre Spur eines so beweglichen, ewig getriebnen Menschen! Des Obristen Blicke, die sie schon längst gesucht, trafen sie hier. Er näherte sich schnell, und fragte fast bekümmert: warum kamen Sie doch so spät? Ich hatte mich so auf diesen Abend gefreut und nun ist alles voller Widersprüche! Sophie ist plötzlich unpäßlich geworden, und hat sich entfernt; auch Sie sehn bleich und angegriffen aus. Darf Kaum gewann sie so viel Fassung, ihr Befremden zu verbergen und einige wohlgewandte an sie gerichtete Worte des Fremden zu beantworten. Wen aber, liebe Emilie, meinten Sie denn zuvor? fragte sie diese, noch ganz unsicher und verlegen, als die beiden Herren sie verließen. Wen? Nun mein Gott, erwiederte jene, den jungen Cesario, unsern Reisegefährten, den Unbekannten im Gasthofe; wen anders? Dieser also war es! – sagte Luise zerstreut. Gott ja, fiel Emilie ein, ich glaubte Sie wüßten – Freilich, freilich, erwiederte Luise, ohne zu wissen was sie sagte. Dieser also! wiederholte sie mehreremale vor sich. Es ist doch seltsam! – Sie erinnerte sich der Worte, die er gesprochen, und daß er bestimmt Fernandos Namen genannt hatte. Sein Freund also, dachte sie, und ein besorgter, zärtlicher Freund! Aber wie wagt er sich mit dieser Jugend und Unerfahrenheit so allein in die Welt und auf die unsichre Spur eines so beweglichen, ewig getriebnen Menschen! Des Obristen Blicke, die sie schon längst gesucht, trafen sie hier. Er näherte sich schnell, und fragte fast bekümmert: warum kamen Sie doch so spät? Ich hatte mich so auf diesen Abend gefreut und nun ist alles voller Widersprüche! Sophie ist plötzlich unpäßlich geworden, und hat sich entfernt; auch Sie sehn bleich und angegriffen aus. Darf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0106" n="104"/> Kaum gewann sie so viel Fassung, ihr Befremden zu verbergen und einige wohlgewandte an sie gerichtete Worte des Fremden zu beantworten.</p> <p>Wen aber, liebe Emilie, meinten Sie denn zuvor? fragte sie diese, noch ganz unsicher und verlegen, als die beiden Herren sie verließen. Wen? Nun mein Gott, erwiederte jene, den jungen Cesario, unsern Reisegefährten, den Unbekannten im Gasthofe; wen anders? Dieser also war es! – sagte Luise zerstreut. Gott ja, fiel Emilie ein, ich glaubte Sie wüßten – Freilich, freilich, erwiederte Luise, ohne zu wissen was sie sagte. Dieser also! wiederholte sie mehreremale vor sich. Es ist doch seltsam! – Sie erinnerte sich der Worte, die er gesprochen, und daß er bestimmt Fernandos Namen genannt hatte. Sein Freund also, dachte sie, und ein besorgter, zärtlicher Freund! Aber wie wagt er sich mit dieser Jugend und Unerfahrenheit so allein in die Welt und auf die unsichre Spur eines so beweglichen, ewig getriebnen Menschen!</p> <p>Des Obristen Blicke, die sie schon längst gesucht, trafen sie hier. Er näherte sich schnell, und fragte fast bekümmert: warum kamen Sie doch so spät? Ich hatte mich so auf diesen Abend gefreut und nun ist alles voller Widersprüche! Sophie ist plötzlich unpäßlich geworden, und hat sich entfernt; auch Sie sehn bleich und angegriffen aus. Darf </p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0106]
Kaum gewann sie so viel Fassung, ihr Befremden zu verbergen und einige wohlgewandte an sie gerichtete Worte des Fremden zu beantworten.
Wen aber, liebe Emilie, meinten Sie denn zuvor? fragte sie diese, noch ganz unsicher und verlegen, als die beiden Herren sie verließen. Wen? Nun mein Gott, erwiederte jene, den jungen Cesario, unsern Reisegefährten, den Unbekannten im Gasthofe; wen anders? Dieser also war es! – sagte Luise zerstreut. Gott ja, fiel Emilie ein, ich glaubte Sie wüßten – Freilich, freilich, erwiederte Luise, ohne zu wissen was sie sagte. Dieser also! wiederholte sie mehreremale vor sich. Es ist doch seltsam! – Sie erinnerte sich der Worte, die er gesprochen, und daß er bestimmt Fernandos Namen genannt hatte. Sein Freund also, dachte sie, und ein besorgter, zärtlicher Freund! Aber wie wagt er sich mit dieser Jugend und Unerfahrenheit so allein in die Welt und auf die unsichre Spur eines so beweglichen, ewig getriebnen Menschen!
Des Obristen Blicke, die sie schon längst gesucht, trafen sie hier. Er näherte sich schnell, und fragte fast bekümmert: warum kamen Sie doch so spät? Ich hatte mich so auf diesen Abend gefreut und nun ist alles voller Widersprüche! Sophie ist plötzlich unpäßlich geworden, und hat sich entfernt; auch Sie sehn bleich und angegriffen aus. Darf
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