Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.Zeugen zu sprechen; Sie müssen mir einen wichtigen Dienst leisten. Es gilt hier, Stein zu einem schnellen Entschluß zu bewegen. Er muß Emilien bald, gleich, seine Hand geben. Sie können ihn dazu durch Gründe bewegen, die mir nicht geziemen, anzuführen. Lassen Sie mich ausreden, fuhr sie, jeder Unterbrechung vorbeugend, fort. Es ist gewiß, es ist nicht alles so, wie es sein könnte; allein, ohne mich geradezu in Emilien verrechnet zu haben, tragen zum Theil die Umstände die Schuld jener ungünstigen Wendung. Ich habe nicht immer ganz freie Hand gehabt. Viel Fremdartiges hat in meine Pläne eingegriffen; des Barons Ansichten und Gesellschaften, eine gewisse Freigeisterei in allem Herkömmlichen und Bestehenden, welches die unglückselige Poesie an den Tag bringt, und mehr als alles, Ihr Schicksal, mein liebes Kind, haben mir bei Emilien entgegengearbeitet. Es ist meist das Leben Andrer, das plötzlich einen Funken in ein junges Gemüth wirft und sehr zur Unzeit darin Tag werden läßt. Dies ist indeß alles geschehn. Wir können nichts, als größerem Uebel vorbeugen. Stein hätte schon so manches hindern können, wenn er mir und sich selbst mehr vertrauete. Er nimmt das Spiel mit dem halbkindischen Cesario zu hoch, wenigstens giebt er ihm ein zu ernstes Ansehn vor der Welt. Ueberall erscheinen ihm Zeugen zu sprechen; Sie müssen mir einen wichtigen Dienst leisten. Es gilt hier, Stein zu einem schnellen Entschluß zu bewegen. Er muß Emilien bald, gleich, seine Hand geben. Sie können ihn dazu durch Gründe bewegen, die mir nicht geziemen, anzuführen. Lassen Sie mich ausreden, fuhr sie, jeder Unterbrechung vorbeugend, fort. Es ist gewiß, es ist nicht alles so, wie es sein könnte; allein, ohne mich geradezu in Emilien verrechnet zu haben, tragen zum Theil die Umstände die Schuld jener ungünstigen Wendung. Ich habe nicht immer ganz freie Hand gehabt. Viel Fremdartiges hat in meine Pläne eingegriffen; des Barons Ansichten und Gesellschaften, eine gewisse Freigeisterei in allem Herkömmlichen und Bestehenden, welches die unglückselige Poesie an den Tag bringt, und mehr als alles, Ihr Schicksal, mein liebes Kind, haben mir bei Emilien entgegengearbeitet. Es ist meist das Leben Andrer, das plötzlich einen Funken in ein junges Gemüth wirft und sehr zur Unzeit darin Tag werden läßt. Dies ist indeß alles geschehn. Wir können nichts, als größerem Uebel vorbeugen. Stein hätte schon so manches hindern können, wenn er mir und sich selbst mehr vertrauete. Er nimmt das Spiel mit dem halbkindischen Cesario zu hoch, wenigstens giebt er ihm ein zu ernstes Ansehn vor der Welt. Ueberall erscheinen ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0134" n="132"/> Zeugen zu sprechen; Sie müssen mir einen wichtigen Dienst leisten. Es gilt hier, Stein zu einem schnellen Entschluß zu bewegen. Er muß Emilien bald, gleich, seine Hand geben. Sie können ihn dazu durch Gründe bewegen, die mir nicht geziemen, anzuführen. Lassen Sie mich ausreden, fuhr sie, jeder Unterbrechung vorbeugend, fort. Es ist gewiß, es ist nicht alles so, wie es sein könnte; allein, ohne mich geradezu in Emilien verrechnet zu haben, tragen zum Theil die Umstände die Schuld jener ungünstigen Wendung. Ich habe nicht immer ganz freie Hand gehabt. Viel Fremdartiges hat in meine Pläne eingegriffen; des Barons Ansichten und Gesellschaften, eine gewisse Freigeisterei in allem Herkömmlichen und Bestehenden, welches die unglückselige Poesie an den Tag bringt, und mehr als alles, Ihr Schicksal, mein liebes Kind, haben mir bei Emilien entgegengearbeitet. Es ist meist das Leben Andrer, das plötzlich einen Funken in ein junges Gemüth wirft und sehr zur Unzeit darin Tag werden läßt. Dies ist indeß alles geschehn. Wir können nichts, als größerem Uebel vorbeugen. Stein hätte schon so manches hindern können, wenn er mir und sich selbst mehr vertrauete. Er nimmt das Spiel mit dem halbkindischen Cesario zu hoch, wenigstens giebt er ihm ein zu ernstes Ansehn vor der Welt. Ueberall erscheinen ihm </p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0134]
Zeugen zu sprechen; Sie müssen mir einen wichtigen Dienst leisten. Es gilt hier, Stein zu einem schnellen Entschluß zu bewegen. Er muß Emilien bald, gleich, seine Hand geben. Sie können ihn dazu durch Gründe bewegen, die mir nicht geziemen, anzuführen. Lassen Sie mich ausreden, fuhr sie, jeder Unterbrechung vorbeugend, fort. Es ist gewiß, es ist nicht alles so, wie es sein könnte; allein, ohne mich geradezu in Emilien verrechnet zu haben, tragen zum Theil die Umstände die Schuld jener ungünstigen Wendung. Ich habe nicht immer ganz freie Hand gehabt. Viel Fremdartiges hat in meine Pläne eingegriffen; des Barons Ansichten und Gesellschaften, eine gewisse Freigeisterei in allem Herkömmlichen und Bestehenden, welches die unglückselige Poesie an den Tag bringt, und mehr als alles, Ihr Schicksal, mein liebes Kind, haben mir bei Emilien entgegengearbeitet. Es ist meist das Leben Andrer, das plötzlich einen Funken in ein junges Gemüth wirft und sehr zur Unzeit darin Tag werden läßt. Dies ist indeß alles geschehn. Wir können nichts, als größerem Uebel vorbeugen. Stein hätte schon so manches hindern können, wenn er mir und sich selbst mehr vertrauete. Er nimmt das Spiel mit dem halbkindischen Cesario zu hoch, wenigstens giebt er ihm ein zu ernstes Ansehn vor der Welt. Ueberall erscheinen ihm
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