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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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sonst geht die Richtung verloren, die in scheinbarer Beschränktheit das Herrlichste erzielt. Wie die Gestirne ihre abgeschloßnen Bahnen still vollenden, so muß der Kreislauf weiblicher Wirksamkeit nach einem ewigen Gesetz gleichmäßig fortlaufen, die innre, oder Schattenseite des Lebens beschreiben, und nur unsichtbar in die mannigfache Gestaltung der Dinge eingreifen. Wie das Fremdartige sie zu nahe berührt, ist dieser ruhige Lauf unterbrochen, und sie schwanken und fassen nach dem verlornen Gleichgewicht umher, das sie nur in dem freiwilligen Hingeben alles dessen, was ihnen nicht mehr gehört, wiederfinden. In der Liebe geht den Frauen der Himmel auf. Wo diese aber mit der Natur in Streit ist, da müssen die bethörten Herzen in Reue und Buße erst den Himmel und in ihm die Liebe suchen. Das ist so wahr, fuhr sie lebhaft fort, das habe ich in dieser Nacht durch höhere Eingebung erfahren, und das steht nun so fest in meiner Seele, daß ich eher sterben, als es verleugnen könnte. O glauben Sie mir, es giebt Ahndungen, die unser dunkles Dasein durchblitzen, die wir festhalten, denen wir unbedingt folgen müssen.

Sie redeten von da an sehr klar und bestimmt über ihre beiderseitige Zukunft. Der Obrist versicherte, es könne ihr Entschluß ihn nicht abhalten,

sonst geht die Richtung verloren, die in scheinbarer Beschränktheit das Herrlichste erzielt. Wie die Gestirne ihre abgeschloßnen Bahnen still vollenden, so muß der Kreislauf weiblicher Wirksamkeit nach einem ewigen Gesetz gleichmäßig fortlaufen, die innre, oder Schattenseite des Lebens beschreiben, und nur unsichtbar in die mannigfache Gestaltung der Dinge eingreifen. Wie das Fremdartige sie zu nahe berührt, ist dieser ruhige Lauf unterbrochen, und sie schwanken und fassen nach dem verlornen Gleichgewicht umher, das sie nur in dem freiwilligen Hingeben alles dessen, was ihnen nicht mehr gehört, wiederfinden. In der Liebe geht den Frauen der Himmel auf. Wo diese aber mit der Natur in Streit ist, da müssen die bethörten Herzen in Reue und Buße erst den Himmel und in ihm die Liebe suchen. Das ist so wahr, fuhr sie lebhaft fort, das habe ich in dieser Nacht durch höhere Eingebung erfahren, und das steht nun so fest in meiner Seele, daß ich eher sterben, als es verleugnen könnte. O glauben Sie mir, es giebt Ahndungen, die unser dunkles Dasein durchblitzen, die wir festhalten, denen wir unbedingt folgen müssen.

Sie redeten von da an sehr klar und bestimmt über ihre beiderseitige Zukunft. Der Obrist versicherte, es könne ihr Entschluß ihn nicht abhalten,

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[157/0159] sonst geht die Richtung verloren, die in scheinbarer Beschränktheit das Herrlichste erzielt. Wie die Gestirne ihre abgeschloßnen Bahnen still vollenden, so muß der Kreislauf weiblicher Wirksamkeit nach einem ewigen Gesetz gleichmäßig fortlaufen, die innre, oder Schattenseite des Lebens beschreiben, und nur unsichtbar in die mannigfache Gestaltung der Dinge eingreifen. Wie das Fremdartige sie zu nahe berührt, ist dieser ruhige Lauf unterbrochen, und sie schwanken und fassen nach dem verlornen Gleichgewicht umher, das sie nur in dem freiwilligen Hingeben alles dessen, was ihnen nicht mehr gehört, wiederfinden. In der Liebe geht den Frauen der Himmel auf. Wo diese aber mit der Natur in Streit ist, da müssen die bethörten Herzen in Reue und Buße erst den Himmel und in ihm die Liebe suchen. Das ist so wahr, fuhr sie lebhaft fort, das habe ich in dieser Nacht durch höhere Eingebung erfahren, und das steht nun so fest in meiner Seele, daß ich eher sterben, als es verleugnen könnte. O glauben Sie mir, es giebt Ahndungen, die unser dunkles Dasein durchblitzen, die wir festhalten, denen wir unbedingt folgen müssen. Sie redeten von da an sehr klar und bestimmt über ihre beiderseitige Zukunft. Der Obrist versicherte, es könne ihr Entschluß ihn nicht abhalten,

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/159>, abgerufen am 04.12.2024.