Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.Sie versuchte noch einigemal, von dem Obristen zu reden; allein Sophie wich ihr verstimmt aus, und sie schieden zum erstenmal, jedes in sich zurückgedrängt und entfremdet. Sie erkaltet wohl nun auch, sagte Luise betrübt. Sie hat eine Andre in mir, nur um des Bruders Willen, geliebt. So fällt eines nach dem Andren ab, und zerstreut sich in einem Leben, das ich fliehen muß. Sie lehnte sich gedankenvoll an's Fenster, und sah dem wegrollendem Wagen nach, als Fernando, in reicher Uniform, an Francescas Seite vorüber ritt. Er redete mit dieser, und blickte auf zu Luisen, welche schnell zurücktrat. So hatte sie beide in Julius frühester Schilderung zuerst gesehen. Das war das erste Bild, das sich von beiden in ihre Seele drückte. Der Kreis ihres damals beginnenden Lebens schien nun geschlossen. Jetzt wie damals ging er, einer Erscheinung gleich, an ihr vorüber. Von nun an, sagte sie, will ich ihn nicht wieder sehen. Sie wußte durch den Obristen, daß er französischer Offizier, und nicht aus eignem Triebe, sondern in Aufträgen, in der Residenz war. Sie beschloß, diese so schnell als möglich zu verlassen, und sich für immer in den dichten Mauern des Falkensteins vor jeder neuen Störung zu bewahren. Noch am selben Abend ward ihr Minchens Ankunft gemeldet. Diese kam, sie von des Onkels Tod Sie versuchte noch einigemal, von dem Obristen zu reden; allein Sophie wich ihr verstimmt aus, und sie schieden zum erstenmal, jedes in sich zurückgedrängt und entfremdet. Sie erkaltet wohl nun auch, sagte Luise betrübt. Sie hat eine Andre in mir, nur um des Bruders Willen, geliebt. So fällt eines nach dem Andren ab, und zerstreut sich in einem Leben, das ich fliehen muß. Sie lehnte sich gedankenvoll an’s Fenster, und sah dem wegrollendem Wagen nach, als Fernando, in reicher Uniform, an Francescas Seite vorüber ritt. Er redete mit dieser, und blickte auf zu Luisen, welche schnell zurücktrat. So hatte sie beide in Julius frühester Schilderung zuerst gesehen. Das war das erste Bild, das sich von beiden in ihre Seele drückte. Der Kreis ihres damals beginnenden Lebens schien nun geschlossen. Jetzt wie damals ging er, einer Erscheinung gleich, an ihr vorüber. Von nun an, sagte sie, will ich ihn nicht wieder sehen. Sie wußte durch den Obristen, daß er französischer Offizier, und nicht aus eignem Triebe, sondern in Aufträgen, in der Residenz war. Sie beschloß, diese so schnell als möglich zu verlassen, und sich für immer in den dichten Mauern des Falkensteins vor jeder neuen Störung zu bewahren. Noch am selben Abend ward ihr Minchens Ankunft gemeldet. Diese kam, sie von des Onkels Tod <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="160"/> Sie versuchte noch einigemal, von dem Obristen zu reden; allein Sophie wich ihr verstimmt aus, und sie schieden zum erstenmal, jedes in sich zurückgedrängt und entfremdet.</p> <p>Sie erkaltet wohl nun auch, sagte Luise betrübt. Sie hat eine Andre in mir, nur um des Bruders Willen, geliebt. So fällt eines nach dem Andren ab, und zerstreut sich in einem Leben, das ich fliehen muß. Sie lehnte sich gedankenvoll an’s Fenster, und sah dem wegrollendem Wagen nach, als Fernando, in reicher Uniform, an Francescas Seite vorüber ritt. Er redete mit dieser, und blickte auf zu Luisen, welche schnell zurücktrat. So hatte sie beide in Julius frühester Schilderung zuerst gesehen. Das war das erste Bild, das sich von beiden in ihre Seele drückte. Der Kreis ihres damals beginnenden Lebens schien nun geschlossen. Jetzt wie damals ging er, einer Erscheinung gleich, an ihr vorüber. Von nun an, sagte sie, will ich ihn nicht wieder sehen. Sie wußte durch den Obristen, daß er französischer Offizier, und nicht aus eignem Triebe, sondern in Aufträgen, in der Residenz war. Sie beschloß, diese so schnell als möglich zu verlassen, und sich für immer in den dichten Mauern des Falkensteins vor jeder neuen Störung zu bewahren.</p> <p>Noch am selben Abend ward ihr Minchens Ankunft gemeldet. Diese kam, sie von des Onkels Tod </p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0162]
Sie versuchte noch einigemal, von dem Obristen zu reden; allein Sophie wich ihr verstimmt aus, und sie schieden zum erstenmal, jedes in sich zurückgedrängt und entfremdet.
Sie erkaltet wohl nun auch, sagte Luise betrübt. Sie hat eine Andre in mir, nur um des Bruders Willen, geliebt. So fällt eines nach dem Andren ab, und zerstreut sich in einem Leben, das ich fliehen muß. Sie lehnte sich gedankenvoll an’s Fenster, und sah dem wegrollendem Wagen nach, als Fernando, in reicher Uniform, an Francescas Seite vorüber ritt. Er redete mit dieser, und blickte auf zu Luisen, welche schnell zurücktrat. So hatte sie beide in Julius frühester Schilderung zuerst gesehen. Das war das erste Bild, das sich von beiden in ihre Seele drückte. Der Kreis ihres damals beginnenden Lebens schien nun geschlossen. Jetzt wie damals ging er, einer Erscheinung gleich, an ihr vorüber. Von nun an, sagte sie, will ich ihn nicht wieder sehen. Sie wußte durch den Obristen, daß er französischer Offizier, und nicht aus eignem Triebe, sondern in Aufträgen, in der Residenz war. Sie beschloß, diese so schnell als möglich zu verlassen, und sich für immer in den dichten Mauern des Falkensteins vor jeder neuen Störung zu bewahren.
Noch am selben Abend ward ihr Minchens Ankunft gemeldet. Diese kam, sie von des Onkels Tod
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