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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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seines Ordens verreist gewesen, auch hatte Luise ihn bis dahin vermieden, aus Furcht, schlafende Erinnrungen zu erwecken. Sie mußte heftig weinen, als sie ihn sah. Zugleich aber strömte auch in seiner Nähe mancher verhaltne Schmerz aus. Sie fühlte sich bald erfrischt und gestärkt. Er verstand sie wohl. Auch in ihm regte sich die Vergangenheit lebendiger bei ihrem Anblick. Liebes Kind, sagte er in großer Rührung, glaube es nur, der rechte Mensch in uns altert nie! Was Dich bewegt, das zittert noch durch meine ganze Seele. Luise betrachtete ihn lange schweigend. Es war das erstemal, daß sie ihn nach jener Entdeckung wiedersah. Eduard von Mansfeld, sagte sie, an das kleine Miniaturbild und die Schilderung der Markise denkend, wie anders, und doch wieder so ganz derselbe. Was sind denn Zeit und Jahre; klingt doch die alte Liebe immer wieder aus den Tiefen des Herzens herauf. Alles in ihr zog sie von da zu dem geliebten Verwandten, der sie gern aufsuchte und mit Liebe in ihren thätigen, beglückenden, Beruf eingriff. Und wenn das fromme Tagewerk nun vollendet war, so saßen sie die Abende vertraut bei einander, und keiner scheuete, in sich zurückzublicken, und die geheimsten Gedanken auszusprechen. Eduard erzählte oft von seinen Reisen, seinem langen Aufenthalte in Aegypten, und wie

seines Ordens verreist gewesen, auch hatte Luise ihn bis dahin vermieden, aus Furcht, schlafende Erinnrungen zu erwecken. Sie mußte heftig weinen, als sie ihn sah. Zugleich aber strömte auch in seiner Nähe mancher verhaltne Schmerz aus. Sie fühlte sich bald erfrischt und gestärkt. Er verstand sie wohl. Auch in ihm regte sich die Vergangenheit lebendiger bei ihrem Anblick. Liebes Kind, sagte er in großer Rührung, glaube es nur, der rechte Mensch in uns altert nie! Was Dich bewegt, das zittert noch durch meine ganze Seele. Luise betrachtete ihn lange schweigend. Es war das erstemal, daß sie ihn nach jener Entdeckung wiedersah. Eduard von Mansfeld, sagte sie, an das kleine Miniaturbild und die Schilderung der Markise denkend, wie anders, und doch wieder so ganz derselbe. Was sind denn Zeit und Jahre; klingt doch die alte Liebe immer wieder aus den Tiefen des Herzens herauf. Alles in ihr zog sie von da zu dem geliebten Verwandten, der sie gern aufsuchte und mit Liebe in ihren thätigen, beglückenden, Beruf eingriff. Und wenn das fromme Tagewerk nun vollendet war, so saßen sie die Abende vertraut bei einander, und keiner scheuete, in sich zurückzublicken, und die geheimsten Gedanken auszusprechen. Eduard erzählte oft von seinen Reisen, seinem langen Aufenthalte in Aegypten, und wie

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seines Ordens verreist gewesen, auch hatte Luise ihn bis dahin vermieden, aus Furcht, schlafende Erinnrungen zu erwecken. Sie mußte heftig weinen, als sie ihn sah. Zugleich aber strömte auch in seiner Nähe mancher verhaltne Schmerz aus. Sie fühlte sich bald erfrischt und gestärkt. Er verstand sie wohl. Auch in ihm regte sich die Vergangenheit lebendiger bei ihrem Anblick. Liebes Kind, sagte er in großer Rührung, glaube es nur, der rechte Mensch in uns altert nie! Was Dich bewegt, das zittert noch durch meine ganze Seele. Luise betrachtete ihn lange schweigend. Es war das erstemal, daß sie ihn nach jener Entdeckung wiedersah. Eduard von Mansfeld, sagte sie, an das kleine Miniaturbild und die Schilderung der Markise denkend, wie anders, und doch wieder so ganz derselbe. Was sind denn Zeit und Jahre; klingt doch die alte Liebe immer wieder aus den Tiefen des Herzens herauf. Alles in ihr zog sie von da zu dem geliebten Verwandten, der sie gern aufsuchte und mit Liebe in ihren thätigen, beglückenden, Beruf eingriff. Und wenn das fromme Tagewerk nun vollendet war, so saßen sie die Abende vertraut bei einander, und keiner scheuete, in sich zurückzublicken, und die geheimsten Gedanken auszusprechen. Eduard erzählte oft von seinen Reisen, seinem langen Aufenthalte in Aegypten, und wie
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[174/0176] seines Ordens verreist gewesen, auch hatte Luise ihn bis dahin vermieden, aus Furcht, schlafende Erinnrungen zu erwecken. Sie mußte heftig weinen, als sie ihn sah. Zugleich aber strömte auch in seiner Nähe mancher verhaltne Schmerz aus. Sie fühlte sich bald erfrischt und gestärkt. Er verstand sie wohl. Auch in ihm regte sich die Vergangenheit lebendiger bei ihrem Anblick. Liebes Kind, sagte er in großer Rührung, glaube es nur, der rechte Mensch in uns altert nie! Was Dich bewegt, das zittert noch durch meine ganze Seele. Luise betrachtete ihn lange schweigend. Es war das erstemal, daß sie ihn nach jener Entdeckung wiedersah. Eduard von Mansfeld, sagte sie, an das kleine Miniaturbild und die Schilderung der Markise denkend, wie anders, und doch wieder so ganz derselbe. Was sind denn Zeit und Jahre; klingt doch die alte Liebe immer wieder aus den Tiefen des Herzens herauf. Alles in ihr zog sie von da zu dem geliebten Verwandten, der sie gern aufsuchte und mit Liebe in ihren thätigen, beglückenden, Beruf eingriff. Und wenn das fromme Tagewerk nun vollendet war, so saßen sie die Abende vertraut bei einander, und keiner scheuete, in sich zurückzublicken, und die geheimsten Gedanken auszusprechen. Eduard erzählte oft von seinen Reisen, seinem langen Aufenthalte in Aegypten, und wie

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/176>, abgerufen am 04.12.2024.