Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

aus der alten Welt hervordrangen. In Luisen besonders bildeten sich längst gehegte Vorstellungen noch fester aus. Schon lange waren ihre Traumgesichte seltner und milder geworden. Die verschleierte Gestalt zeigte ihr meist ihr Gesicht, das unendlich wehmüthig und hold auf sie blickte. Alles deutete ihr die nahe Versöhnung.

Der Krieg war indeß fast in ganz Deutschland ausgebrochen, und trieb Luisen viel Unglückliche zu, die ihre Aufmerksamkeit mehr als jemals in Anspruch nahmen. Unter den gehäuften Beschäftigungen hörte sie dennoch theilnehmend, daß Stein mit den Kämpfenden war, und sich mit allem neu erwachtem Lebensmuth auszeichnete.

Trotz der allgemeinen Unruhen blieb ihre Einsamkeit von Störungen verschont. Sie mußte ihr stilles Loos seegnen, das ihr so glücklich den Schutz der Bedrängten gewährte, ohne sie in den wilden Wirbel mit hinein zu ziehn. Der Mönch hingegen, ward lebhafter durch die nächste Ereignisse angesprochen. Fernando war auf's neue in seiner Nähe. Er wünschte und fürchtete ihn zu sehn. Als darauf aber der Friede geschlossen war, und der siegreiche Feind dennoch weilte, hoffte er mit wachsender Sehnsucht auf die letzte Umarmung seines Sohnes. Luise blieb sehr entfernt von ähnlichen Gedanken.

aus der alten Welt hervordrangen. In Luisen besonders bildeten sich längst gehegte Vorstellungen noch fester aus. Schon lange waren ihre Traumgesichte seltner und milder geworden. Die verschleierte Gestalt zeigte ihr meist ihr Gesicht, das unendlich wehmüthig und hold auf sie blickte. Alles deutete ihr die nahe Versöhnung.

Der Krieg war indeß fast in ganz Deutschland ausgebrochen, und trieb Luisen viel Unglückliche zu, die ihre Aufmerksamkeit mehr als jemals in Anspruch nahmen. Unter den gehäuften Beschäftigungen hörte sie dennoch theilnehmend, daß Stein mit den Kämpfenden war, und sich mit allem neu erwachtem Lebensmuth auszeichnete.

Trotz der allgemeinen Unruhen blieb ihre Einsamkeit von Störungen verschont. Sie mußte ihr stilles Loos seegnen, das ihr so glücklich den Schutz der Bedrängten gewährte, ohne sie in den wilden Wirbel mit hinein zu ziehn. Der Mönch hingegen, ward lebhafter durch die nächste Ereignisse angesprochen. Fernando war auf’s neue in seiner Nähe. Er wünschte und fürchtete ihn zu sehn. Als darauf aber der Friede geschlossen war, und der siegreiche Feind dennoch weilte, hoffte er mit wachsender Sehnsucht auf die letzte Umarmung seines Sohnes. Luise blieb sehr entfernt von ähnlichen Gedanken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0179" n="177"/>
aus der alten Welt hervordrangen. In Luisen besonders bildeten sich längst gehegte Vorstellungen noch fester aus. Schon lange waren ihre Traumgesichte seltner und milder geworden. Die verschleierte Gestalt zeigte ihr meist ihr Gesicht, das unendlich wehmüthig und hold auf sie blickte. Alles deutete ihr die nahe Versöhnung.</p>
        <p>Der Krieg war indeß fast in ganz Deutschland ausgebrochen, und trieb Luisen viel Unglückliche zu, die ihre Aufmerksamkeit mehr als jemals in Anspruch nahmen. Unter den gehäuften Beschäftigungen hörte sie dennoch theilnehmend, daß Stein mit den Kämpfenden war, und sich mit allem neu erwachtem Lebensmuth auszeichnete.</p>
        <p>Trotz der allgemeinen Unruhen blieb ihre Einsamkeit von Störungen verschont. Sie mußte ihr stilles Loos seegnen, das ihr so glücklich den Schutz der Bedrängten gewährte, ohne sie in den wilden Wirbel mit hinein zu ziehn. Der Mönch hingegen, ward lebhafter durch die nächste Ereignisse angesprochen. Fernando war auf&#x2019;s neue in seiner Nähe. Er wünschte und fürchtete ihn zu sehn. Als darauf aber der Friede geschlossen war, und der siegreiche Feind dennoch weilte, hoffte er mit wachsender Sehnsucht auf die letzte Umarmung seines Sohnes. Luise blieb sehr entfernt von ähnlichen Gedanken.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0179] aus der alten Welt hervordrangen. In Luisen besonders bildeten sich längst gehegte Vorstellungen noch fester aus. Schon lange waren ihre Traumgesichte seltner und milder geworden. Die verschleierte Gestalt zeigte ihr meist ihr Gesicht, das unendlich wehmüthig und hold auf sie blickte. Alles deutete ihr die nahe Versöhnung. Der Krieg war indeß fast in ganz Deutschland ausgebrochen, und trieb Luisen viel Unglückliche zu, die ihre Aufmerksamkeit mehr als jemals in Anspruch nahmen. Unter den gehäuften Beschäftigungen hörte sie dennoch theilnehmend, daß Stein mit den Kämpfenden war, und sich mit allem neu erwachtem Lebensmuth auszeichnete. Trotz der allgemeinen Unruhen blieb ihre Einsamkeit von Störungen verschont. Sie mußte ihr stilles Loos seegnen, das ihr so glücklich den Schutz der Bedrängten gewährte, ohne sie in den wilden Wirbel mit hinein zu ziehn. Der Mönch hingegen, ward lebhafter durch die nächste Ereignisse angesprochen. Fernando war auf’s neue in seiner Nähe. Er wünschte und fürchtete ihn zu sehn. Als darauf aber der Friede geschlossen war, und der siegreiche Feind dennoch weilte, hoffte er mit wachsender Sehnsucht auf die letzte Umarmung seines Sohnes. Luise blieb sehr entfernt von ähnlichen Gedanken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/179
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/179>, abgerufen am 04.12.2024.