Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.hinein. Tod? fragte sie sanft, und aller Schmerz eines langen Lebens preßte sich in einzelne herabrollende Thränen zusammen. - Noch nicht, aber bald, erwiederte Carl. Sie reichte ihm die Hand. Lassen sie mich ihn noch einmal sehen, sagte sie, jetzt habe ich nichts mehr zu scheuen, die Stunde versöhnt uns alle. Der Knabe drängte sich furchtsam an sie, er wollte nicht von ihr weichen, und sie konnte ihn jetzt am wenigsten hart zurückweisen. So traten sie in das Krankenzimmer. Fernando lag auf einem Sessel der Thür gegenüber. Er richtete sich völlig auf, als Luise nahete. Gott mein Gott! rief er die Arme ausbreitend, so finden wir uns dennoch wieder! aber wiederkehrende Schmerzen überwältigten ihn bald, und rissen ihn wimmernd auf sein Lager zurück. Luise kniete neben ihm, der Knabe reichte dem Kranken unaufhörlich seine Blumen hin, und sagte, er solle nur still sein, Jesus werde ihn bald helfen, der habe ihm auch geholfen. Fernando mußte endlich die Blumen nehmen, ihr frischer Duft belebte ihn für einen Augenblick, er küßte des Knaben Stirn, welcher ihm auch nun die schöne Kette zeigte, und sie spielend um ihn und Luisen schlang. Jesus Christus sei gelobt! rief Fernando, Luisens Hand ergreifend, sein Auge brach, er sagte nichts mehr. - Da trat hinein. Tod? fragte sie sanft, und aller Schmerz eines langen Lebens preßte sich in einzelne herabrollende Thränen zusammen. – Noch nicht, aber bald, erwiederte Carl. Sie reichte ihm die Hand. Lassen sie mich ihn noch einmal sehen, sagte sie, jetzt habe ich nichts mehr zu scheuen, die Stunde versöhnt uns alle. Der Knabe drängte sich furchtsam an sie, er wollte nicht von ihr weichen, und sie konnte ihn jetzt am wenigsten hart zurückweisen. So traten sie in das Krankenzimmer. Fernando lag auf einem Sessel der Thür gegenüber. Er richtete sich völlig auf, als Luise nahete. Gott mein Gott! rief er die Arme ausbreitend, so finden wir uns dennoch wieder! aber wiederkehrende Schmerzen überwältigten ihn bald, und rissen ihn wimmernd auf sein Lager zurück. Luise kniete neben ihm, der Knabe reichte dem Kranken unaufhörlich seine Blumen hin, und sagte, er solle nur still sein, Jesus werde ihn bald helfen, der habe ihm auch geholfen. Fernando mußte endlich die Blumen nehmen, ihr frischer Duft belebte ihn für einen Augenblick, er küßte des Knaben Stirn, welcher ihm auch nun die schöne Kette zeigte, und sie spielend um ihn und Luisen schlang. Jesus Christus sei gelobt! rief Fernando, Luisens Hand ergreifend, sein Auge brach, er sagte nichts mehr. – Da trat <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0182" n="180"/> hinein. Tod? fragte sie sanft, und aller Schmerz eines langen Lebens preßte sich in einzelne herabrollende Thränen zusammen. – Noch nicht, aber bald, erwiederte Carl. Sie reichte ihm die Hand. Lassen sie mich ihn noch einmal sehen, sagte sie, jetzt habe ich nichts mehr zu scheuen, die Stunde versöhnt uns alle. Der Knabe drängte sich furchtsam an sie, er wollte nicht von ihr weichen, und sie konnte ihn jetzt am wenigsten hart zurückweisen. So traten sie in das Krankenzimmer. Fernando lag auf einem Sessel der Thür gegenüber. Er richtete sich völlig auf, als Luise nahete. Gott mein Gott! rief er die Arme ausbreitend, so finden wir uns dennoch wieder! aber wiederkehrende Schmerzen überwältigten ihn bald, und rissen ihn wimmernd auf sein Lager zurück. Luise kniete neben ihm, der Knabe reichte dem Kranken unaufhörlich seine Blumen hin, und sagte, er solle nur still sein, Jesus werde ihn bald helfen, der habe ihm auch geholfen. Fernando mußte endlich die Blumen nehmen, ihr frischer Duft belebte ihn für einen Augenblick, er küßte des Knaben Stirn, welcher <choice><sic>ihn</sic><corr>ihm</corr></choice> auch nun die schöne Kette zeigte, und sie <choice><sic>lispelnd</sic><corr>spielend</corr></choice> um ihn und Luisen schlang. Jesus Christus sei gelobt! rief Fernando, Luisens Hand ergreifend, sein Auge brach, er sagte nichts mehr. – Da trat </p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0182]
hinein. Tod? fragte sie sanft, und aller Schmerz eines langen Lebens preßte sich in einzelne herabrollende Thränen zusammen. – Noch nicht, aber bald, erwiederte Carl. Sie reichte ihm die Hand. Lassen sie mich ihn noch einmal sehen, sagte sie, jetzt habe ich nichts mehr zu scheuen, die Stunde versöhnt uns alle. Der Knabe drängte sich furchtsam an sie, er wollte nicht von ihr weichen, und sie konnte ihn jetzt am wenigsten hart zurückweisen. So traten sie in das Krankenzimmer. Fernando lag auf einem Sessel der Thür gegenüber. Er richtete sich völlig auf, als Luise nahete. Gott mein Gott! rief er die Arme ausbreitend, so finden wir uns dennoch wieder! aber wiederkehrende Schmerzen überwältigten ihn bald, und rissen ihn wimmernd auf sein Lager zurück. Luise kniete neben ihm, der Knabe reichte dem Kranken unaufhörlich seine Blumen hin, und sagte, er solle nur still sein, Jesus werde ihn bald helfen, der habe ihm auch geholfen. Fernando mußte endlich die Blumen nehmen, ihr frischer Duft belebte ihn für einen Augenblick, er küßte des Knaben Stirn, welcher ihm auch nun die schöne Kette zeigte, und sie spielend um ihn und Luisen schlang. Jesus Christus sei gelobt! rief Fernando, Luisens Hand ergreifend, sein Auge brach, er sagte nichts mehr. – Da trat
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