Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.unterbrochen und ihre gegenseitige Zuneigung oftmals abwärts gelenkt hätten, weshalb auch ihre Mutter lange keinen Verdacht gehegt, neuerlich aber durch ein unvorsichtig verwahrtes Billet hinter die Wahrheit gekommen sei, und, ohne einen großen Zorn blicken zu lassen, nur erklärt habe, daß, da sie das Geschehene nicht ungeschehen machen könne, sie allein den Anstand für die Zukunft retten und so schnell als möglich eine schickliche Partie für sie suchen werde. Diese Partie, setzte Emilie hinzu, ist nun gefunden, und da wir Beide von der Unmöglichkeit einer gesetzlichen Verbindung nur zu sehr überzeugt sind, und die Gründe dagegen anerkennen müssen, so habe ich Steins Hand angenommen, der grade seine Bewerbung bei meiner Mutter erneuerte. Stein! rief Luise ganz entrüstet; Emilie, wo denken Sie hin, dies edle Gemüth wollen Sie hintergehn! Gott bewahre mich, erwiederte jene, ich will ihn gewiß recht glücklich machen. Mit diesem getheilten Herzen? fragte Luise. O das wird schon ruhiger schlagen lernen, entgegnete Emilie; und dann sagt Mutter, Pflicht und Gewohnheit ersetzten jede heftigere Neigung, und wenn ich sie selbst betrachte, so bin ich sehr geneigt, es zu glauben; sie lebte immer zufrieden an meines Vaters Seite, und ich bin gewiß, sie hat ihn nie geliebt. Aber Ihre Mutter selbst, unter brach sie Luise, unterbrochen und ihre gegenseitige Zuneigung oftmals abwärts gelenkt hätten, weshalb auch ihre Mutter lange keinen Verdacht gehegt, neuerlich aber durch ein unvorsichtig verwahrtes Billet hinter die Wahrheit gekommen sei, und, ohne einen großen Zorn blicken zu lassen, nur erklärt habe, daß, da sie das Geschehene nicht ungeschehen machen könne, sie allein den Anstand für die Zukunft retten und so schnell als möglich eine schickliche Partie für sie suchen werde. Diese Partie, setzte Emilie hinzu, ist nun gefunden, und da wir Beide von der Unmöglichkeit einer gesetzlichen Verbindung nur zu sehr überzeugt sind, und die Gründe dagegen anerkennen müssen, so habe ich Steins Hand angenommen, der grade seine Bewerbung bei meiner Mutter erneuerte. Stein! rief Luise ganz entrüstet; Emilie, wo denken Sie hin, dies edle Gemüth wollen Sie hintergehn! Gott bewahre mich, erwiederte jene, ich will ihn gewiß recht glücklich machen. Mit diesem getheilten Herzen? fragte Luise. O das wird schon ruhiger schlagen lernen, entgegnete Emilie; und dann sagt Mutter, Pflicht und Gewohnheit ersetzten jede heftigere Neigung, und wenn ich sie selbst betrachte, so bin ich sehr geneigt, es zu glauben; sie lebte immer zufrieden an meines Vaters Seite, und ich bin gewiß, sie hat ihn nie geliebt. Aber Ihre Mutter selbst, unter brach sie Luise, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="77"/> unterbrochen und ihre gegenseitige Zuneigung oftmals abwärts gelenkt hätten, weshalb auch ihre Mutter lange keinen Verdacht gehegt, neuerlich aber durch ein unvorsichtig verwahrtes Billet hinter die Wahrheit gekommen sei, und, ohne einen großen Zorn blicken zu lassen, nur erklärt habe, daß, da sie das Geschehene nicht ungeschehen machen könne, sie allein den Anstand für die Zukunft retten und so schnell als möglich eine schickliche Partie für sie suchen werde. Diese Partie, setzte Emilie hinzu, ist nun gefunden, und da wir Beide von der Unmöglichkeit einer gesetzlichen Verbindung nur zu sehr überzeugt sind, und die Gründe dagegen anerkennen müssen, so habe ich Steins Hand angenommen, der grade seine Bewerbung bei meiner Mutter erneuerte. Stein! rief Luise ganz entrüstet; Emilie, wo denken Sie hin, dies edle Gemüth wollen Sie hintergehn! Gott bewahre mich, erwiederte jene, ich will ihn gewiß recht glücklich machen. Mit diesem getheilten Herzen? fragte Luise. O das wird schon ruhiger schlagen lernen, entgegnete Emilie; und dann sagt Mutter, Pflicht und Gewohnheit ersetzten jede heftigere Neigung, und wenn ich sie selbst betrachte, so bin ich sehr geneigt, es zu glauben; sie lebte immer zufrieden an meines Vaters Seite, und ich bin gewiß, sie hat ihn nie geliebt. Aber Ihre Mutter selbst, unter brach sie Luise, </p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0079]
unterbrochen und ihre gegenseitige Zuneigung oftmals abwärts gelenkt hätten, weshalb auch ihre Mutter lange keinen Verdacht gehegt, neuerlich aber durch ein unvorsichtig verwahrtes Billet hinter die Wahrheit gekommen sei, und, ohne einen großen Zorn blicken zu lassen, nur erklärt habe, daß, da sie das Geschehene nicht ungeschehen machen könne, sie allein den Anstand für die Zukunft retten und so schnell als möglich eine schickliche Partie für sie suchen werde. Diese Partie, setzte Emilie hinzu, ist nun gefunden, und da wir Beide von der Unmöglichkeit einer gesetzlichen Verbindung nur zu sehr überzeugt sind, und die Gründe dagegen anerkennen müssen, so habe ich Steins Hand angenommen, der grade seine Bewerbung bei meiner Mutter erneuerte. Stein! rief Luise ganz entrüstet; Emilie, wo denken Sie hin, dies edle Gemüth wollen Sie hintergehn! Gott bewahre mich, erwiederte jene, ich will ihn gewiß recht glücklich machen. Mit diesem getheilten Herzen? fragte Luise. O das wird schon ruhiger schlagen lernen, entgegnete Emilie; und dann sagt Mutter, Pflicht und Gewohnheit ersetzten jede heftigere Neigung, und wenn ich sie selbst betrachte, so bin ich sehr geneigt, es zu glauben; sie lebte immer zufrieden an meines Vaters Seite, und ich bin gewiß, sie hat ihn nie geliebt. Aber Ihre Mutter selbst, unter brach sie Luise,
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