Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

bei den frommen Brüdern bald genesen. Ich bin ja nun auch nicht so unglücklich, als ich hätte werden können; und doch liegt es so schwer, so entsetzlich schwer auf meiner Seele, ich weiß auch nicht, wie das jemals anders werden soll! Ueberhaupt kann ich nicht mehr an den nächsten Augenblick denken. Es ist alles so losgerissen, so dunkel; ich weiß mich in nichts zu finden. Du eiltest auch so schnell vom Falkenstein! Ach Du hattest wohl Recht! Was solltest Du auch bei mir! Ich war Dir nichts, konnte Dir nie etwas sein! Ich habe das immer mit unsäglichem Schmerz gefühlt; aber es mußte so kommen, damit ich es Dir wie mir gestand. Nun ist alles aus; der lange, schöne Traum meines Glückes ist aus! Ach und ich habe Dich doch so sehr, so sehr geliebt. Sieh, ich könnte denken Du seist meine Schwester, und mit Dir reden wie ehemals. Aber dann fällt mir's mit Todesangst ein, daß du das nicht bist, daß es sonst anders war, und ich frage mich und Gott und die Natur, was Du mir bist. Sage mir, Luise, was bist Du mir denn? Ich könnte über die Frage den Verstand verlieren! Zuweilen ist's auch, als verwirrten sich mir alle Begriffe. Ich fodre Dich dann mit bittrem Trotz vom Schicksal, als mein heiligstes Eigenthum; ich will hin zu Dir, ich will

bei den frommen Brüdern bald genesen. Ich bin ja nun auch nicht so unglücklich, als ich hätte werden können; und doch liegt es so schwer, so entsetzlich schwer auf meiner Seele, ich weiß auch nicht, wie das jemals anders werden soll! Ueberhaupt kann ich nicht mehr an den nächsten Augenblick denken. Es ist alles so losgerissen, so dunkel; ich weiß mich in nichts zu finden. Du eiltest auch so schnell vom Falkenstein! Ach Du hattest wohl Recht! Was solltest Du auch bei mir! Ich war Dir nichts, konnte Dir nie etwas sein! Ich habe das immer mit unsäglichem Schmerz gefühlt; aber es mußte so kommen, damit ich es Dir wie mir gestand. Nun ist alles aus; der lange, schöne Traum meines Glückes ist aus! Ach und ich habe Dich doch so sehr, so sehr geliebt. Sieh, ich könnte denken Du seist meine Schwester, und mit Dir reden wie ehemals. Aber dann fällt mir’s mit Todesangst ein, daß du das nicht bist, daß es sonst anders war, und ich frage mich und Gott und die Natur, was Du mir bist. Sage mir, Luise, was bist Du mir denn? Ich könnte über die Frage den Verstand verlieren! Zuweilen ist’s auch, als verwirrten sich mir alle Begriffe. Ich fodre Dich dann mit bittrem Trotz vom Schicksal, als mein heiligstes Eigenthum; ich will hin zu Dir, ich will

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0008" n="6"/>
bei den frommen Brüdern bald genesen. Ich bin ja nun auch nicht so unglücklich, als ich hätte werden können; und doch liegt es so schwer, so entsetzlich schwer auf meiner Seele, ich weiß auch nicht, wie das jemals anders werden soll! Ueberhaupt kann ich nicht mehr an den nächsten Augenblick denken. Es ist alles so losgerissen, so dunkel; ich weiß mich in nichts zu finden. Du eiltest auch so schnell vom Falkenstein! Ach Du hattest wohl Recht! Was solltest Du auch bei mir! Ich war Dir nichts, konnte Dir nie etwas sein! Ich habe das immer mit unsäglichem Schmerz gefühlt; aber es mußte so kommen, damit ich es Dir wie mir gestand. Nun ist alles aus; der lange, schöne Traum meines Glückes ist aus! Ach und ich habe Dich doch so sehr, so sehr geliebt. Sieh, ich könnte denken Du seist meine Schwester, und mit Dir reden wie ehemals. Aber dann fällt mir&#x2019;s mit Todesangst ein, daß du das nicht bist, daß es sonst anders war, und ich frage mich und Gott und die Natur, was Du mir bist. Sage mir, Luise, was bist Du mir denn? Ich könnte über die Frage den Verstand verlieren! Zuweilen ist&#x2019;s auch, als verwirrten sich mir alle Begriffe. Ich fodre Dich dann mit bittrem Trotz vom Schicksal, als mein heiligstes Eigenthum; ich will hin zu Dir, ich will
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0008] bei den frommen Brüdern bald genesen. Ich bin ja nun auch nicht so unglücklich, als ich hätte werden können; und doch liegt es so schwer, so entsetzlich schwer auf meiner Seele, ich weiß auch nicht, wie das jemals anders werden soll! Ueberhaupt kann ich nicht mehr an den nächsten Augenblick denken. Es ist alles so losgerissen, so dunkel; ich weiß mich in nichts zu finden. Du eiltest auch so schnell vom Falkenstein! Ach Du hattest wohl Recht! Was solltest Du auch bei mir! Ich war Dir nichts, konnte Dir nie etwas sein! Ich habe das immer mit unsäglichem Schmerz gefühlt; aber es mußte so kommen, damit ich es Dir wie mir gestand. Nun ist alles aus; der lange, schöne Traum meines Glückes ist aus! Ach und ich habe Dich doch so sehr, so sehr geliebt. Sieh, ich könnte denken Du seist meine Schwester, und mit Dir reden wie ehemals. Aber dann fällt mir’s mit Todesangst ein, daß du das nicht bist, daß es sonst anders war, und ich frage mich und Gott und die Natur, was Du mir bist. Sage mir, Luise, was bist Du mir denn? Ich könnte über die Frage den Verstand verlieren! Zuweilen ist’s auch, als verwirrten sich mir alle Begriffe. Ich fodre Dich dann mit bittrem Trotz vom Schicksal, als mein heiligstes Eigenthum; ich will hin zu Dir, ich will

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/8
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/8>, abgerufen am 04.12.2024.