Effekt für den ersten Moment mindestens verwirrend, das Bewußtsein davon wird niemandem klar, und in dieser Ungewißheit siegen Elegance, Eigensinn der Mode, eben so wie die Furcht unwiederbringlich mit dem guten Geschmack zu zerfallen. Das erste günstige Urtheil zieht alle Andern nach. -- Keiner giebt sich Rechenschaft darüber, allein, was gesagt ist, ist gesagt. Der gethane Ausspruch muß durch alles unterstützt wer- den, was lauter Beifall, in die Augen fal- lende Huldigung und erkünstelter Eifer er- schwingen können. Von jetzt an ist es die Angelegenheit des eignen Rufes, sich in der einmal genommenen Rolle zu behaupten. Unmerklich wird das selbst geschaffene Luft- bild etwas, so wie es die Welt dafür er- kennt. Eitelteit drehet sich um Eitelkeit, bis beide, des Tanzes müde, überdrüssig von einander ablassen, und die gefeierte Göttin des Tages in Vergessenheit zurückgedrängt, unscheinbar, ein Gegenstand des Mitleides dasteht.
Wie oft sehen wir den ausgestreuten
Effekt fuͤr den erſten Moment mindeſtens verwirrend, das Bewußtſein davon wird niemandem klar, und in dieſer Ungewißheit ſiegen Elegance, Eigenſinn der Mode, eben ſo wie die Furcht unwiederbringlich mit dem guten Geſchmack zu zerfallen. Das erſte guͤnſtige Urtheil zieht alle Andern nach. — Keiner giebt ſich Rechenſchaft daruͤber, allein, was geſagt iſt, iſt geſagt. Der gethane Ausſpruch muß durch alles unterſtuͤtzt wer- den, was lauter Beifall, in die Augen fal- lende Huldigung und erkuͤnſtelter Eifer er- ſchwingen koͤnnen. Von jetzt an iſt es die Angelegenheit des eignen Rufes, ſich in der einmal genommenen Rolle zu behaupten. Unmerklich wird das ſelbſt geſchaffene Luft- bild etwas, ſo wie es die Welt dafuͤr er- kennt. Eitelteit drehet ſich um Eitelkeit, bis beide, des Tanzes muͤde, uͤberdruͤſſig von einander ablaſſen, und die gefeierte Goͤttin des Tages in Vergeſſenheit zuruͤckgedraͤngt, unſcheinbar, ein Gegenſtand des Mitleides daſteht.
Wie oft ſehen wir den ausgeſtreuten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0111"n="107"/>
Effekt fuͤr den erſten Moment mindeſtens<lb/><hirendition="#g">verwirrend,</hi> das Bewußtſein davon wird<lb/>
niemandem klar, und in dieſer Ungewißheit<lb/>ſiegen Elegance, Eigenſinn der Mode, eben<lb/>ſo wie die Furcht unwiederbringlich mit dem<lb/>
guten Geſchmack zu zerfallen. Das erſte<lb/>
guͤnſtige Urtheil zieht alle Andern nach. —<lb/>
Keiner giebt ſich Rechenſchaft daruͤber, allein,<lb/>
was geſagt iſt, iſt geſagt. Der gethane<lb/>
Ausſpruch muß durch alles unterſtuͤtzt wer-<lb/>
den, was lauter Beifall, in die Augen fal-<lb/>
lende Huldigung und erkuͤnſtelter Eifer er-<lb/>ſchwingen koͤnnen. Von jetzt an iſt es die<lb/>
Angelegenheit des eignen Rufes, ſich in der<lb/>
einmal genommenen Rolle zu behaupten.<lb/>
Unmerklich wird das ſelbſt geſchaffene Luft-<lb/>
bild <hirendition="#g">etwas,</hi>ſo wie es die Welt dafuͤr er-<lb/>
kennt. Eitelteit drehet ſich um Eitelkeit,<lb/>
bis beide, des Tanzes muͤde, uͤberdruͤſſig von<lb/>
einander ablaſſen, und die gefeierte Goͤttin<lb/>
des Tages in Vergeſſenheit zuruͤckgedraͤngt,<lb/>
unſcheinbar, ein Gegenſtand des Mitleides<lb/>
daſteht.</p><lb/><p>Wie oft ſehen wir den ausgeſtreuten<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[107/0111]
Effekt fuͤr den erſten Moment mindeſtens
verwirrend, das Bewußtſein davon wird
niemandem klar, und in dieſer Ungewißheit
ſiegen Elegance, Eigenſinn der Mode, eben
ſo wie die Furcht unwiederbringlich mit dem
guten Geſchmack zu zerfallen. Das erſte
guͤnſtige Urtheil zieht alle Andern nach. —
Keiner giebt ſich Rechenſchaft daruͤber, allein,
was geſagt iſt, iſt geſagt. Der gethane
Ausſpruch muß durch alles unterſtuͤtzt wer-
den, was lauter Beifall, in die Augen fal-
lende Huldigung und erkuͤnſtelter Eifer er-
ſchwingen koͤnnen. Von jetzt an iſt es die
Angelegenheit des eignen Rufes, ſich in der
einmal genommenen Rolle zu behaupten.
Unmerklich wird das ſelbſt geſchaffene Luft-
bild etwas, ſo wie es die Welt dafuͤr er-
kennt. Eitelteit drehet ſich um Eitelkeit,
bis beide, des Tanzes muͤde, uͤberdruͤſſig von
einander ablaſſen, und die gefeierte Goͤttin
des Tages in Vergeſſenheit zuruͤckgedraͤngt,
unſcheinbar, ein Gegenſtand des Mitleides
daſteht.
Wie oft ſehen wir den ausgeſtreuten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/111>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.