Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

stimmten Naturen, voll stiller Gluth unver-
gänglicher Liebe, nicht in die Stimmung der
Zeit, von ihnen träumt kein Mädchenherz
mehr. Ueberall hat es mit den Verwirrun-
gen der Phantasie, von dieser Seite, sicher-
lich keine Gefahr.

Andre Klippen finden sich indeß auf
dem Felde der Eitelkeit, diesem wahren
Theater der Welt, auf dem jede, auch die
nüchternste Erscheinung ihre Rolle zu spielen
gewiß ist, wenn nicht positiv, doch negativ,
wenn nicht als Edelstein, doch als Folie.
Die zum Theil unpassenden, zum Theil un-
heilbringenden Beziehungen, welche diese täu-
schende Feindin des weiblichen Herzens un-
mittelbar bei dessem Erwachen, herbeiführt,
sie sind die bei weitem gefährlichern.

Gefallen will jedes Mädchen. Was
man wünscht, das glaubt man. Jst aber
Leichtgläubigkeit schon an sich Thorheit, so
ist sie es hier doppelt durch die Rückwirkung
nach Jnnen? Denn was heißt gefallen? --
Schnell, unmittelbar einen entscheidenden Ein-
fluß gewinnen, erst den fremden Geschmack,

ſtimmten Naturen, voll ſtiller Gluth unver-
gaͤnglicher Liebe, nicht in die Stimmung der
Zeit, von ihnen traͤumt kein Maͤdchenherz
mehr. Ueberall hat es mit den Verwirrun-
gen der Phantaſie, von dieſer Seite, ſicher-
lich keine Gefahr.

Andre Klippen finden ſich indeß auf
dem Felde der Eitelkeit, dieſem wahren
Theater der Welt, auf dem jede, auch die
nuͤchternſte Erſcheinung ihre Rolle zu ſpielen
gewiß iſt, wenn nicht poſitiv, doch negativ,
wenn nicht als Edelſtein, doch als Folie.
Die zum Theil unpaſſenden, zum Theil un-
heilbringenden Beziehungen, welche dieſe taͤu-
ſchende Feindin des weiblichen Herzens un-
mittelbar bei deſſem Erwachen, herbeifuͤhrt,
ſie ſind die bei weitem gefaͤhrlichern.

Gefallen will jedes Maͤdchen. Was
man wuͤnſcht, das glaubt man. Jſt aber
Leichtglaͤubigkeit ſchon an ſich Thorheit, ſo
iſt ſie es hier doppelt durch die Ruͤckwirkung
nach Jnnen? Denn was heißt gefallen? —
Schnell, unmittelbar einen entſcheidenden Ein-
fluß gewinnen, erſt den fremden Geſchmack,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0156" n="152"/>
&#x017F;timmten Naturen, voll &#x017F;tiller Gluth unver-<lb/>
ga&#x0364;nglicher Liebe, nicht in die Stimmung der<lb/>
Zeit, von ihnen tra&#x0364;umt kein Ma&#x0364;dchenherz<lb/>
mehr. Ueberall hat es mit den Verwirrun-<lb/>
gen der Phanta&#x017F;ie, von die&#x017F;er Seite, &#x017F;icher-<lb/>
lich keine Gefahr.</p><lb/>
          <p>Andre Klippen finden &#x017F;ich indeß auf<lb/>
dem Felde der Eitelkeit, die&#x017F;em wahren<lb/>
Theater der Welt, auf dem jede, auch die<lb/>
nu&#x0364;chtern&#x017F;te Er&#x017F;cheinung ihre Rolle zu &#x017F;pielen<lb/>
gewiß i&#x017F;t, wenn nicht po&#x017F;itiv, doch negativ,<lb/>
wenn nicht als Edel&#x017F;tein, doch als Folie.<lb/>
Die zum Theil unpa&#x017F;&#x017F;enden, zum Theil un-<lb/>
heilbringenden Beziehungen, welche die&#x017F;e ta&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;chende Feindin des weiblichen Herzens un-<lb/>
mittelbar bei de&#x017F;&#x017F;em Erwachen, herbeifu&#x0364;hrt,<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ind die bei weitem gefa&#x0364;hrlichern.</p><lb/>
          <p>Gefallen will jedes Ma&#x0364;dchen. Was<lb/>
man wu&#x0364;n&#x017F;cht, das glaubt man. J&#x017F;t aber<lb/>
Leichtgla&#x0364;ubigkeit &#x017F;chon an &#x017F;ich Thorheit, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ie es hier doppelt durch die Ru&#x0364;ckwirkung<lb/>
nach Jnnen? Denn was heißt gefallen? &#x2014;<lb/>
Schnell, unmittelbar einen ent&#x017F;cheidenden Ein-<lb/>
fluß gewinnen, er&#x017F;t den fremden Ge&#x017F;chmack,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0156] ſtimmten Naturen, voll ſtiller Gluth unver- gaͤnglicher Liebe, nicht in die Stimmung der Zeit, von ihnen traͤumt kein Maͤdchenherz mehr. Ueberall hat es mit den Verwirrun- gen der Phantaſie, von dieſer Seite, ſicher- lich keine Gefahr. Andre Klippen finden ſich indeß auf dem Felde der Eitelkeit, dieſem wahren Theater der Welt, auf dem jede, auch die nuͤchternſte Erſcheinung ihre Rolle zu ſpielen gewiß iſt, wenn nicht poſitiv, doch negativ, wenn nicht als Edelſtein, doch als Folie. Die zum Theil unpaſſenden, zum Theil un- heilbringenden Beziehungen, welche dieſe taͤu- ſchende Feindin des weiblichen Herzens un- mittelbar bei deſſem Erwachen, herbeifuͤhrt, ſie ſind die bei weitem gefaͤhrlichern. Gefallen will jedes Maͤdchen. Was man wuͤnſcht, das glaubt man. Jſt aber Leichtglaͤubigkeit ſchon an ſich Thorheit, ſo iſt ſie es hier doppelt durch die Ruͤckwirkung nach Jnnen? Denn was heißt gefallen? — Schnell, unmittelbar einen entſcheidenden Ein- fluß gewinnen, erſt den fremden Geſchmack,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/156
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/156>, abgerufen am 21.11.2024.