Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

ißt und trinkt, wie ein Kamin oder Heer-
desfeuer zu unterhalten ist, was das Gesin-
de sagt und thut, und welche Angewohnhei-
ten alte Haushälterinnen und ergrauete
Diener haben dürfen.

Jst das schon, wie vieles Andre in der
Welt, gut zu wissen, und geignet die Ver-
knüpfungen der Verhälnisse anschaulich zu
machen, den Ueberblick des Allgemeinen, durch
specielle Einsicht in dasselbe zu erleichtern,
haben die harmlosen Schilderungen verschie-
denartiger Gewohnheiten, immer ihr Jn-
teressantes, in so fern geschichtliche Bedeut-
samkeit darin liegt, so sollen die Mittel
doch nicht den Zweck selber aus dem Ge-
sichtskreise verdrängen.

Was wollen wir am Ende mit allem
einzeln Zusammengetragenen? Ein Ganzes
wird nur daraus, wenn es darin ist. Man
findet nichts, wenn man nicht weiß, was
man sucht. Ein Bild, eine Vorstellung,
eine Jdee, von dem, was man fordert
und erwartet! muß zum Grunde liegen.
Jst diese dem Bewußtsein klar, so siehet

ißt und trinkt, wie ein Kamin oder Heer-
desfeuer zu unterhalten iſt, was das Geſin-
de ſagt und thut, und welche Angewohnhei-
ten alte Haushaͤlterinnen und ergrauete
Diener haben duͤrfen.

Jſt das ſchon, wie vieles Andre in der
Welt, gut zu wiſſen, und geignet die Ver-
knuͤpfungen der Verhaͤlniſſe anſchaulich zu
machen, den Ueberblick des Allgemeinen, durch
ſpecielle Einſicht in daſſelbe zu erleichtern,
haben die harmloſen Schilderungen verſchie-
denartiger Gewohnheiten, immer ihr Jn-
tereſſantes, in ſo fern geſchichtliche Bedeut-
ſamkeit darin liegt, ſo ſollen die Mittel
doch nicht den Zweck ſelber aus dem Ge-
ſichtskreiſe verdraͤngen.

Was wollen wir am Ende mit allem
einzeln Zuſammengetragenen? Ein Ganzes
wird nur daraus, wenn es darin iſt. Man
findet nichts, wenn man nicht weiß, was
man ſucht. Ein Bild, eine Vorſtellung,
eine Jdee, von dem, was man fordert
und erwartet! muß zum Grunde liegen.
Jſt dieſe dem Bewußtſein klar, ſo ſiehet

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0211" n="207"/>
ißt und trinkt, wie ein Kamin oder Heer-<lb/>
desfeuer zu unterhalten i&#x017F;t, was das Ge&#x017F;in-<lb/>
de &#x017F;agt und thut, und welche Angewohnhei-<lb/>
ten alte Hausha&#x0364;lterinnen und ergrauete<lb/>
Diener haben du&#x0364;rfen.</p><lb/>
          <p>J&#x017F;t das &#x017F;chon, wie vieles Andre in der<lb/>
Welt, gut zu wi&#x017F;&#x017F;en, und geignet die Ver-<lb/>
knu&#x0364;pfungen der Verha&#x0364;lni&#x017F;&#x017F;e an&#x017F;chaulich zu<lb/>
machen, den Ueberblick des Allgemeinen, durch<lb/>
&#x017F;pecielle Ein&#x017F;icht in da&#x017F;&#x017F;elbe zu erleichtern,<lb/>
haben die harmlo&#x017F;en Schilderungen ver&#x017F;chie-<lb/>
denartiger Gewohnheiten, immer ihr Jn-<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;antes, in &#x017F;o fern ge&#x017F;chichtliche Bedeut-<lb/>
&#x017F;amkeit darin liegt, &#x017F;o &#x017F;ollen die Mittel<lb/>
doch nicht den Zweck &#x017F;elber aus dem Ge-<lb/>
&#x017F;ichtskrei&#x017F;e verdra&#x0364;ngen.</p><lb/>
          <p>Was wollen wir am Ende mit allem<lb/>
einzeln Zu&#x017F;ammengetragenen? Ein Ganzes<lb/>
wird nur daraus, wenn es <hi rendition="#g">darin</hi> i&#x017F;t. Man<lb/>
findet nichts, wenn man nicht weiß, <hi rendition="#g">was</hi><lb/>
man &#x017F;ucht. Ein Bild, eine Vor&#x017F;tellung,<lb/>
eine Jdee, von dem, was man fordert<lb/>
und erwartet! muß zum Grunde liegen.<lb/>
J&#x017F;t die&#x017F;e dem Bewußt&#x017F;ein klar, &#x017F;o &#x017F;iehet<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0211] ißt und trinkt, wie ein Kamin oder Heer- desfeuer zu unterhalten iſt, was das Geſin- de ſagt und thut, und welche Angewohnhei- ten alte Haushaͤlterinnen und ergrauete Diener haben duͤrfen. Jſt das ſchon, wie vieles Andre in der Welt, gut zu wiſſen, und geignet die Ver- knuͤpfungen der Verhaͤlniſſe anſchaulich zu machen, den Ueberblick des Allgemeinen, durch ſpecielle Einſicht in daſſelbe zu erleichtern, haben die harmloſen Schilderungen verſchie- denartiger Gewohnheiten, immer ihr Jn- tereſſantes, in ſo fern geſchichtliche Bedeut- ſamkeit darin liegt, ſo ſollen die Mittel doch nicht den Zweck ſelber aus dem Ge- ſichtskreiſe verdraͤngen. Was wollen wir am Ende mit allem einzeln Zuſammengetragenen? Ein Ganzes wird nur daraus, wenn es darin iſt. Man findet nichts, wenn man nicht weiß, was man ſucht. Ein Bild, eine Vorſtellung, eine Jdee, von dem, was man fordert und erwartet! muß zum Grunde liegen. Jſt dieſe dem Bewußtſein klar, ſo ſiehet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/211
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/211>, abgerufen am 27.11.2024.