söhnung, und jede freudige Gabe ein unver- dientes Geschenk, dessen Werth der beschei- dene Sinn mit demüthiger Hingebung dop- pelt empfindet. Sie duldet keinen Unfrie- den, keine Leere, keine Bitterkeit in der Brust in welcher sie einheimisch ist. Verdruß und üble Laune schwinden bei dem Aufblick zu dem, der ewig heiter, das Härteste ohne Murren erfuhr. Neid und Mißgunst sind unvereinbar mit dem Bewußtsein, weit mehr zu besitzen, als man verdient. Wo sie auf- blitzen, drücken sie Schaam und Reue nie- der. Keine entstellende Leidenschaften, kein Hader und Unwille, keine Härte, kein Stolz kann demzufolge den Einklang einer schönen Seele, den Zauber eines harmonischen Aeu- ßern bei wahrer Frömmigkeit stören.
Was soll ich also den Frauen anders zu dem einzigen Bildungsmittel empfehlen, als sich in den Strom des höchsten Lebens zurück- zutauchen, und hier in dem verjüngendem Ae- ther, Anmuth, Grazie, Geist, Witz, berück- sichtigende Güte und nachsichtsvolle Freund- lichkeit, kurz den Schmuck der Schönheit, und diese selbst, den geselligen und in- nern Werth, in unverwelklicher Dauer, mit in das Leben zurückzubringen.
Gedruckt bei Louis Quien.
ſoͤhnung, und jede freudige Gabe ein unver- dientes Geſchenk, deſſen Werth der beſchei- dene Sinn mit demuͤthiger Hingebung dop- pelt empfindet. Sie duldet keinen Unfrie- den, keine Leere, keine Bitterkeit in der Bruſt in welcher ſie einheimiſch iſt. Verdruß und uͤble Laune ſchwinden bei dem Aufblick zu dem, der ewig heiter, das Haͤrteſte ohne Murren erfuhr. Neid und Mißgunſt ſind unvereinbar mit dem Bewußtſein, weit mehr zu beſitzen, als man verdient. Wo ſie auf- blitzen, druͤcken ſie Schaam und Reue nie- der. Keine entſtellende Leidenſchaften, kein Hader und Unwille, keine Haͤrte, kein Stolz kann demzufolge den Einklang einer ſchoͤnen Seele, den Zauber eines harmoniſchen Aeu- ßern bei wahrer Froͤmmigkeit ſtoͤren.
Was ſoll ich alſo den Frauen anders zu dem einzigen Bildungsmittel empfehlen, als ſich in den Strom des hoͤchſten Lebens zuruͤck- zutauchen, und hier in dem verjuͤngendem Ae- ther, Anmuth, Grazie, Geiſt, Witz, beruͤck- ſichtigende Guͤte und nachſichtsvolle Freund- lichkeit, kurz den Schmuck der Schoͤnheit, und dieſe ſelbſt, den geſelligen und in- nern Werth, in unverwelklicher Dauer, mit in das Leben zuruͤckzubringen.
Gedruckt bei Louis Quien.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0276"n="272"/>ſoͤhnung, und jede freudige Gabe ein unver-<lb/>
dientes Geſchenk, deſſen Werth der beſchei-<lb/>
dene Sinn mit demuͤthiger Hingebung dop-<lb/>
pelt empfindet. Sie duldet keinen Unfrie-<lb/>
den, keine Leere, keine Bitterkeit in der Bruſt<lb/>
in welcher ſie einheimiſch iſt. Verdruß und<lb/>
uͤble Laune ſchwinden bei dem Aufblick zu<lb/>
dem, der ewig heiter, das Haͤrteſte ohne<lb/>
Murren erfuhr. Neid und Mißgunſt ſind<lb/>
unvereinbar mit dem Bewußtſein, weit mehr<lb/>
zu beſitzen, als man verdient. Wo ſie auf-<lb/>
blitzen, druͤcken ſie Schaam und Reue nie-<lb/>
der. Keine entſtellende Leidenſchaften, kein<lb/>
Hader und Unwille, keine Haͤrte, kein Stolz<lb/>
kann demzufolge den Einklang einer ſchoͤnen<lb/>
Seele, den Zauber eines harmoniſchen Aeu-<lb/>
ßern bei wahrer Froͤmmigkeit ſtoͤren.</p><lb/><p>Was ſoll ich alſo den Frauen anders zu<lb/>
dem einzigen Bildungsmittel empfehlen, als ſich<lb/>
in den Strom des hoͤchſten Lebens zuruͤck-<lb/>
zutauchen, und hier in dem verjuͤngendem Ae-<lb/>
ther, Anmuth, Grazie, Geiſt, Witz, beruͤck-<lb/>ſichtigende Guͤte und nachſichtsvolle Freund-<lb/>
lichkeit, kurz den Schmuck der Schoͤnheit,<lb/>
und <hirendition="#g">dieſe ſelbſt</hi>, den geſelligen und in-<lb/>
nern Werth, in unverwelklicher Dauer, mit<lb/>
in das Leben zuruͤckzubringen.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></body><back><divtype="imprint"><p><hirendition="#c">Gedruckt bei <hirendition="#fr">Louis Quien.</hi></hi></p></div><lb/></back></text></TEI>
[272/0276]
ſoͤhnung, und jede freudige Gabe ein unver-
dientes Geſchenk, deſſen Werth der beſchei-
dene Sinn mit demuͤthiger Hingebung dop-
pelt empfindet. Sie duldet keinen Unfrie-
den, keine Leere, keine Bitterkeit in der Bruſt
in welcher ſie einheimiſch iſt. Verdruß und
uͤble Laune ſchwinden bei dem Aufblick zu
dem, der ewig heiter, das Haͤrteſte ohne
Murren erfuhr. Neid und Mißgunſt ſind
unvereinbar mit dem Bewußtſein, weit mehr
zu beſitzen, als man verdient. Wo ſie auf-
blitzen, druͤcken ſie Schaam und Reue nie-
der. Keine entſtellende Leidenſchaften, kein
Hader und Unwille, keine Haͤrte, kein Stolz
kann demzufolge den Einklang einer ſchoͤnen
Seele, den Zauber eines harmoniſchen Aeu-
ßern bei wahrer Froͤmmigkeit ſtoͤren.
Was ſoll ich alſo den Frauen anders zu
dem einzigen Bildungsmittel empfehlen, als ſich
in den Strom des hoͤchſten Lebens zuruͤck-
zutauchen, und hier in dem verjuͤngendem Ae-
ther, Anmuth, Grazie, Geiſt, Witz, beruͤck-
ſichtigende Guͤte und nachſichtsvolle Freund-
lichkeit, kurz den Schmuck der Schoͤnheit,
und dieſe ſelbſt, den geſelligen und in-
nern Werth, in unverwelklicher Dauer, mit
in das Leben zuruͤckzubringen.
Gedruckt bei Louis Quien.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/276>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.