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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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was die Mahlerei unter diesen Bedingungen
unter ihren Händen werden muß? läßt sich
ermessen.

Die heutige Erziehung hat freilich einen
ganz andern Maasstab dafür angegeben.
Die Begriffe vermischen sich so seltsam, daß
es fast das Ansehen gewinnt, als könne man
bei dem wachsendem Luxus aller Art, nament-
lich den Kunstluxus, auch die schönen Künste,
wie eine andere Art Putz, der Jugend an-
erziehen. Frauen lernen nicht allein nach
Büsten, auch nach Gliederpuppen zeichnen.
So wird ihnen Regel und Gesetz in steiner-
nen Linien und knöchernen Exempeln einge-
graben. Sie begreifen dann auch das Ein-
zelne, setzen dieses zusammen, und haben ein
starres Antlitz auf dem Papier, sie wissen
selbst nicht wie? Die Hand schuf es, allein
was ewig nur in ihnen schöpferisch bildet,
das Gefühl, wußte nichts davon. Und Zehn
gegen Eins steht die Wette, tritt dies Letz-
tere in seine Rechte, so schweifen Auge und
Finger über die Vorschrift hinweg, der
Hauch der Empfindung bewegt die schwan-

was die Mahlerei unter dieſen Bedingungen
unter ihren Haͤnden werden muß? laͤßt ſich
ermeſſen.

Die heutige Erziehung hat freilich einen
ganz andern Maasſtab dafuͤr angegeben.
Die Begriffe vermiſchen ſich ſo ſeltſam, daß
es faſt das Anſehen gewinnt, als koͤnne man
bei dem wachſendem Luxus aller Art, nament-
lich den Kunſtluxus, auch die ſchoͤnen Kuͤnſte,
wie eine andere Art Putz, der Jugend an-
erziehen. Frauen lernen nicht allein nach
Buͤſten, auch nach Gliederpuppen zeichnen.
So wird ihnen Regel und Geſetz in ſteiner-
nen Linien und knoͤchernen Exempeln einge-
graben. Sie begreifen dann auch das Ein-
zelne, ſetzen dieſes zuſammen, und haben ein
ſtarres Antlitz auf dem Papier, ſie wiſſen
ſelbſt nicht wie? Die Hand ſchuf es, allein
was ewig nur in ihnen ſchoͤpferiſch bildet,
das Gefuͤhl, wußte nichts davon. Und Zehn
gegen Eins ſteht die Wette, tritt dies Letz-
tere in ſeine Rechte, ſo ſchweifen Auge und
Finger uͤber die Vorſchrift hinweg, der
Hauch der Empfindung bewegt die ſchwan-

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[82/0086] was die Mahlerei unter dieſen Bedingungen unter ihren Haͤnden werden muß? laͤßt ſich ermeſſen. Die heutige Erziehung hat freilich einen ganz andern Maasſtab dafuͤr angegeben. Die Begriffe vermiſchen ſich ſo ſeltſam, daß es faſt das Anſehen gewinnt, als koͤnne man bei dem wachſendem Luxus aller Art, nament- lich den Kunſtluxus, auch die ſchoͤnen Kuͤnſte, wie eine andere Art Putz, der Jugend an- erziehen. Frauen lernen nicht allein nach Buͤſten, auch nach Gliederpuppen zeichnen. So wird ihnen Regel und Geſetz in ſteiner- nen Linien und knoͤchernen Exempeln einge- graben. Sie begreifen dann auch das Ein- zelne, ſetzen dieſes zuſammen, und haben ein ſtarres Antlitz auf dem Papier, ſie wiſſen ſelbſt nicht wie? Die Hand ſchuf es, allein was ewig nur in ihnen ſchoͤpferiſch bildet, das Gefuͤhl, wußte nichts davon. Und Zehn gegen Eins ſteht die Wette, tritt dies Letz- tere in ſeine Rechte, ſo ſchweifen Auge und Finger uͤber die Vorſchrift hinweg, der Hauch der Empfindung bewegt die ſchwan-

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/86>, abgerufen am 24.11.2024.