Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Gott! Verständen wir ihn immer, er wäre in jedem Augenblick die Liebe! Sie schwieg hier, eine neue Ideeenreihe war in ihr angeknüpft. Giannina aber schalt den Knaben, der, schon über Antoniens Ausrufung erschrocken, bitter weinte. Die Kleine versuchte, nicht ohne Unwillen, das zerstörte Instrument wieder in Ordnung zu bringen, als es an der Thür klopfte, und der Köhler mit einem langen, sehr bleichen, Mann in das Zimmer trat. Es dunkelte bereits, und nur die Flamme im Kamin warf ein ungewisses Licht umher. Die Baronin trat einige Schritte vor, sah zweifelnd auf den Fremden, schlang dann heftig beide Arme um ihn, und rief ganz außer sich: mein Bruder! O Gott mein Bruder! Dieser zog sie ungestüm an sich, und sie im Arme haltend, warf er den Adlersblick auf die andern Gestalten umher, und maaß sie langsam erforschend. Nun Marquis! rief er, wir haben unsere Heldenbahn würdig geschlossen, wir können aufs neue Brüderschaft machen, denn beim Himmel! ein Meisterstück ist des andern werth! Wir geben der Welt ein Beispiel, was menschliche Klugheit ist! Wollen Sie sich gütigst erklären, unterbrach ihn der Marquis mit kaum noch gehaltener Heftigkeit. O ich bitte Sie, sagte der Herzog, nehmen Sie es ja nicht ernsthaft. Gott! Verständen wir ihn immer, er wäre in jedem Augenblick die Liebe! Sie schwieg hier, eine neue Ideeenreihe war in ihr angeknüpft. Giannina aber schalt den Knaben, der, schon über Antoniens Ausrufung erschrocken, bitter weinte. Die Kleine versuchte, nicht ohne Unwillen, das zerstörte Instrument wieder in Ordnung zu bringen, als es an der Thür klopfte, und der Köhler mit einem langen, sehr bleichen, Mann in das Zimmer trat. Es dunkelte bereits, und nur die Flamme im Kamin warf ein ungewisses Licht umher. Die Baronin trat einige Schritte vor, sah zweifelnd auf den Fremden, schlang dann heftig beide Arme um ihn, und rief ganz außer sich: mein Bruder! O Gott mein Bruder! Dieser zog sie ungestüm an sich, und sie im Arme haltend, warf er den Adlersblick auf die andern Gestalten umher, und maaß sie langsam erforschend. Nun Marquis! rief er, wir haben unsere Heldenbahn würdig geschlossen, wir können aufs neue Brüderschaft machen, denn beim Himmel! ein Meisterstück ist des andern werth! Wir geben der Welt ein Beispiel, was menschliche Klugheit ist! Wollen Sie sich gütigst erklären, unterbrach ihn der Marquis mit kaum noch gehaltener Heftigkeit. O ich bitte Sie, sagte der Herzog, nehmen Sie es ja nicht ernsthaft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0106" n="99"/> Gott! Verständen wir ihn immer, er wäre in jedem Augenblick die Liebe!</p> <p>Sie schwieg hier, eine neue Ideeenreihe war in ihr angeknüpft. Giannina aber schalt den Knaben, der, schon über Antoniens Ausrufung erschrocken, bitter weinte. Die Kleine versuchte, nicht ohne Unwillen, das zerstörte Instrument wieder in Ordnung zu bringen, als es an der Thür klopfte, und der Köhler mit einem langen, sehr bleichen, Mann in das Zimmer trat.</p> <p>Es dunkelte bereits, und nur die Flamme im Kamin warf ein ungewisses Licht umher. Die Baronin trat einige Schritte vor, sah zweifelnd auf den Fremden, schlang dann heftig beide Arme um ihn, und rief ganz außer sich: mein Bruder! O Gott mein Bruder! Dieser zog sie ungestüm an sich, und sie im Arme haltend, warf er den Adlersblick auf die andern Gestalten umher, und maaß sie langsam erforschend. Nun Marquis! rief er, wir haben unsere Heldenbahn würdig geschlossen, wir können aufs neue Brüderschaft machen, denn beim Himmel! ein Meisterstück ist des andern werth! Wir geben der Welt ein Beispiel, was menschliche Klugheit ist! Wollen Sie sich gütigst erklären, unterbrach ihn der Marquis mit kaum noch gehaltener Heftigkeit. O ich bitte Sie, sagte der Herzog, nehmen Sie es ja nicht ernsthaft. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0106]
Gott! Verständen wir ihn immer, er wäre in jedem Augenblick die Liebe!
Sie schwieg hier, eine neue Ideeenreihe war in ihr angeknüpft. Giannina aber schalt den Knaben, der, schon über Antoniens Ausrufung erschrocken, bitter weinte. Die Kleine versuchte, nicht ohne Unwillen, das zerstörte Instrument wieder in Ordnung zu bringen, als es an der Thür klopfte, und der Köhler mit einem langen, sehr bleichen, Mann in das Zimmer trat.
Es dunkelte bereits, und nur die Flamme im Kamin warf ein ungewisses Licht umher. Die Baronin trat einige Schritte vor, sah zweifelnd auf den Fremden, schlang dann heftig beide Arme um ihn, und rief ganz außer sich: mein Bruder! O Gott mein Bruder! Dieser zog sie ungestüm an sich, und sie im Arme haltend, warf er den Adlersblick auf die andern Gestalten umher, und maaß sie langsam erforschend. Nun Marquis! rief er, wir haben unsere Heldenbahn würdig geschlossen, wir können aufs neue Brüderschaft machen, denn beim Himmel! ein Meisterstück ist des andern werth! Wir geben der Welt ein Beispiel, was menschliche Klugheit ist! Wollen Sie sich gütigst erklären, unterbrach ihn der Marquis mit kaum noch gehaltener Heftigkeit. O ich bitte Sie, sagte der Herzog, nehmen Sie es ja nicht ernsthaft.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-03T15:02:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-03T15:02:16Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |