Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.alte Thurmuhr in gemessenem Takt den Pulsschlag des verhängnißvollen Lebens angab. Der Marquis hatte Jahrelang ihren Stundenwechsel in tiefer Einsamkeit gezählt, ohne in die große Reibung des Aussenlebens hineingezogen zu werden. Sein Gemüth war früher auf andere Weise getroffen. Ein Schüler Mesmers, rang er mit durstiger Seele nach dem geheimnißvollen Zusammenhang der Dinge. Von dämmernder Ahndung getrieben, dem Wunderbaren ganz rücksichtslos offen, ohne Sinn für das größte Wunder der Welt, Gott in den Dingen, ja ohne Ehrfurcht vor dem Gesetzlichen in der Wissenschaft, und deshalb ohne ruhiges Entfaltungsvermögen, griff er rasch in das aufgerollte Netz, dessen Schlingen sich eben so plötzlich über ihm zusammenhakten und ihn gefangen hielten. Durch jede Bemühung, sich Luft zu machen, rankte er sich nur fester hinein. Er wollte das große Räthsel mit einem Schlage lösen, aber es ging ihm wie solchen, denen das Wort entflieht, wie sie es auszusprechen im Begriff sind. In dieser Verwirrung strebte er sich und seinen Meister zu überfliegen. Und als im Jahre 1779 seine Gattin, die er aus glühender Liebe in seinen leidenschaftlichen Wirbeln verstrickt hielt, im Wochenbette starb, nachdem sie ihm ein schönes Mädchenpaar geboren hatte, und der geheimnißvolle Magnet alte Thurmuhr in gemessenem Takt den Pulsschlag des verhängnißvollen Lebens angab. Der Marquis hatte Jahrelang ihren Stundenwechsel in tiefer Einsamkeit gezählt, ohne in die große Reibung des Aussenlebens hineingezogen zu werden. Sein Gemüth war früher auf andere Weise getroffen. Ein Schüler Mesmers, rang er mit durstiger Seele nach dem geheimnißvollen Zusammenhang der Dinge. Von dämmernder Ahndung getrieben, dem Wunderbaren ganz rücksichtslos offen, ohne Sinn für das größte Wunder der Welt, Gott in den Dingen, ja ohne Ehrfurcht vor dem Gesetzlichen in der Wissenschaft, und deshalb ohne ruhiges Entfaltungsvermögen, griff er rasch in das aufgerollte Netz, dessen Schlingen sich eben so plötzlich über ihm zusammenhakten und ihn gefangen hielten. Durch jede Bemühung, sich Luft zu machen, rankte er sich nur fester hinein. Er wollte das große Räthsel mit einem Schlage lösen, aber es ging ihm wie solchen, denen das Wort entflieht, wie sie es auszusprechen im Begriff sind. In dieser Verwirrung strebte er sich und seinen Meister zu überfliegen. Und als im Jahre 1779 seine Gattin, die er aus glühender Liebe in seinen leidenschaftlichen Wirbeln verstrickt hielt, im Wochenbette starb, nachdem sie ihm ein schönes Mädchenpaar geboren hatte, und der geheimnißvolle Magnet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="4"/> alte Thurmuhr in gemessenem Takt den Pulsschlag des verhängnißvollen Lebens angab.</p> <p>Der Marquis hatte Jahrelang ihren Stundenwechsel in tiefer Einsamkeit gezählt, ohne in die große Reibung des Aussenlebens hineingezogen zu werden. Sein Gemüth war früher auf andere Weise getroffen. Ein Schüler Mesmers, rang er mit durstiger Seele nach dem geheimnißvollen Zusammenhang der Dinge. Von dämmernder Ahndung getrieben, dem Wunderbaren ganz rücksichtslos offen, ohne Sinn für das größte Wunder der Welt, Gott in den Dingen, ja ohne Ehrfurcht vor dem Gesetzlichen in der Wissenschaft, und deshalb ohne ruhiges Entfaltungsvermögen, griff er rasch in das aufgerollte Netz, dessen Schlingen sich eben so plötzlich über ihm zusammenhakten und ihn gefangen hielten. Durch jede Bemühung, sich Luft zu machen, rankte er sich nur fester hinein. Er wollte das große Räthsel mit einem Schlage lösen, aber es ging ihm wie solchen, denen das Wort entflieht, wie sie es auszusprechen im Begriff sind. In dieser Verwirrung strebte er sich und seinen Meister zu überfliegen. Und als im Jahre 1779 seine Gattin, die er aus glühender Liebe in seinen leidenschaftlichen Wirbeln verstrickt hielt, im Wochenbette starb, nachdem sie ihm ein schönes Mädchenpaar geboren hatte, und der geheimnißvolle Magnet </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0011]
alte Thurmuhr in gemessenem Takt den Pulsschlag des verhängnißvollen Lebens angab.
Der Marquis hatte Jahrelang ihren Stundenwechsel in tiefer Einsamkeit gezählt, ohne in die große Reibung des Aussenlebens hineingezogen zu werden. Sein Gemüth war früher auf andere Weise getroffen. Ein Schüler Mesmers, rang er mit durstiger Seele nach dem geheimnißvollen Zusammenhang der Dinge. Von dämmernder Ahndung getrieben, dem Wunderbaren ganz rücksichtslos offen, ohne Sinn für das größte Wunder der Welt, Gott in den Dingen, ja ohne Ehrfurcht vor dem Gesetzlichen in der Wissenschaft, und deshalb ohne ruhiges Entfaltungsvermögen, griff er rasch in das aufgerollte Netz, dessen Schlingen sich eben so plötzlich über ihm zusammenhakten und ihn gefangen hielten. Durch jede Bemühung, sich Luft zu machen, rankte er sich nur fester hinein. Er wollte das große Räthsel mit einem Schlage lösen, aber es ging ihm wie solchen, denen das Wort entflieht, wie sie es auszusprechen im Begriff sind. In dieser Verwirrung strebte er sich und seinen Meister zu überfliegen. Und als im Jahre 1779 seine Gattin, die er aus glühender Liebe in seinen leidenschaftlichen Wirbeln verstrickt hielt, im Wochenbette starb, nachdem sie ihm ein schönes Mädchenpaar geboren hatte, und der geheimnißvolle Magnet
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