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Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

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Alle hatten sich herzugedrängt, es war, als sei der schöne tapfere Vetter erst in diesem Augenblick der Welt und ihnen insgesammt gegeben. Marie hatte im Gefühl unaussprechlicher Verehrung auch ein Knie vor dem Herzog gebeugt, und küßte ganz still, dem eignen Herzen Gnüge zu thun, die Falten seines Mantels! Als daher Adalbert zuerst von der Brust des Vaters aufblickte, sah er das weinende Mädchen an seiner Seite. Er reichte ihr sehr gerührt die Hand, und als die Tante rief: Deine kleine Cousine Villeroi, so umarmten beide niegesehene Verwandte einander in dieser Stellung, welche ohnehin die Form gewohnter Sitte weit hinter sich ließ.

Antonie sah zwischen dem Vater und der Tante hin, sehr ernst, fast gebietend, auf beide nieder, so daß Adalbert, als er auch auf sie durch die Tante aufmerksam gemacht ward, den Blick senkte, und sie mit ehrfurchtsvoller Scheu, den Kopf tief neigend, begrüßte.

Die Freude ist ein Balsam, der oft schneller und wirksamer heilt, als die erprobteste Arzenei. Adalbert fühlte sich gehoben, frei und stark in der Brust. Sein Blut floß so leicht durch die Adern, sein Herz klopfte so frei und ruhig. Alle gewannen dadurch Muth, auch an sich zu denken. Man freuete sich der endlich errungenen Bequemlichkeit,

Alle hatten sich herzugedrängt, es war, als sei der schöne tapfere Vetter erst in diesem Augenblick der Welt und ihnen insgesammt gegeben. Marie hatte im Gefühl unaussprechlicher Verehrung auch ein Knie vor dem Herzog gebeugt, und küßte ganz still, dem eignen Herzen Gnüge zu thun, die Falten seines Mantels! Als daher Adalbert zuerst von der Brust des Vaters aufblickte, sah er das weinende Mädchen an seiner Seite. Er reichte ihr sehr gerührt die Hand, und als die Tante rief: Deine kleine Cousine Villeroi, so umarmten beide niegesehene Verwandte einander in dieser Stellung, welche ohnehin die Form gewohnter Sitte weit hinter sich ließ.

Antonie sah zwischen dem Vater und der Tante hin, sehr ernst, fast gebietend, auf beide nieder, so daß Adalbert, als er auch auf sie durch die Tante aufmerksam gemacht ward, den Blick senkte, und sie mit ehrfurchtsvoller Scheu, den Kopf tief neigend, begrüßte.

Die Freude ist ein Balsam, der oft schneller und wirksamer heilt, als die erprobteste Arzenei. Adalbert fühlte sich gehoben, frei und stark in der Brust. Sein Blut floß so leicht durch die Adern, sein Herz klopfte so frei und ruhig. Alle gewannen dadurch Muth, auch an sich zu denken. Man freuete sich der endlich errungenen Bequemlichkeit,

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[129/0136] Alle hatten sich herzugedrängt, es war, als sei der schöne tapfere Vetter erst in diesem Augenblick der Welt und ihnen insgesammt gegeben. Marie hatte im Gefühl unaussprechlicher Verehrung auch ein Knie vor dem Herzog gebeugt, und küßte ganz still, dem eignen Herzen Gnüge zu thun, die Falten seines Mantels! Als daher Adalbert zuerst von der Brust des Vaters aufblickte, sah er das weinende Mädchen an seiner Seite. Er reichte ihr sehr gerührt die Hand, und als die Tante rief: Deine kleine Cousine Villeroi, so umarmten beide niegesehene Verwandte einander in dieser Stellung, welche ohnehin die Form gewohnter Sitte weit hinter sich ließ. Antonie sah zwischen dem Vater und der Tante hin, sehr ernst, fast gebietend, auf beide nieder, so daß Adalbert, als er auch auf sie durch die Tante aufmerksam gemacht ward, den Blick senkte, und sie mit ehrfurchtsvoller Scheu, den Kopf tief neigend, begrüßte. Die Freude ist ein Balsam, der oft schneller und wirksamer heilt, als die erprobteste Arzenei. Adalbert fühlte sich gehoben, frei und stark in der Brust. Sein Blut floß so leicht durch die Adern, sein Herz klopfte so frei und ruhig. Alle gewannen dadurch Muth, auch an sich zu denken. Man freuete sich der endlich errungenen Bequemlichkeit,

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  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/136>, abgerufen am 21.11.2024.