Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.jenem aber, der Duft einer Blume, die Ausdünstung eines Thieres, Uebelkeiten und physische Schmerzen geben, so dürften Blick, Ton, Mienen und Geberdensprache, ja die bloße Atmosphäre eines Menschen, anziehende oder abstoßende Gewalt über einen Dritten ausüben können, und Neigung oder Abneigung würde ein Gemüth beherrschen, ehe es sich selbst davon Rechenschaft zu geben wüßte. Sehr traurig, - fuhr sie fort, bleibt es, wenn solche Zufälligkeiten über ein Leben entscheiden sollen. Zufälligkeiten, erwiederte der Arzt, dürfen wir wohl nichts nennen, was durch innere Nothwendigkeit begründet ist. Alles, was die Individualität eines Menschen so, oder so bestimmt, geht aus dem Zusammenhang des Ganzen hervor, und selbst dasjenige, was von außen hereinwirkend, als zufällig betrachtet wird, bekommt erst durch die innere Gegenkraft seine bleibende Richtung. Man kann nicht immer sagen, wie das Störende entstanden sei, allein wir empfinden dessen trüben Grund in dem Eindruck, welchen es auf uns macht. Das Fürchterliche hierbei ist, fiel der Chevalier ein, daß man den Außendingen eine unumschränkte Gewalt über sich einräumt, und es den Umständen überlassen bleibt, ob zwei Wesen in Conflikt gerathen sollen, welche ohne äußere Vermittelung wohl jenem aber, der Duft einer Blume, die Ausdünstung eines Thieres, Uebelkeiten und physische Schmerzen geben, so dürften Blick, Ton, Mienen und Geberdensprache, ja die bloße Atmosphäre eines Menschen, anziehende oder abstoßende Gewalt über einen Dritten ausüben können, und Neigung oder Abneigung würde ein Gemüth beherrschen, ehe es sich selbst davon Rechenschaft zu geben wüßte. Sehr traurig, – fuhr sie fort, bleibt es, wenn solche Zufälligkeiten über ein Leben entscheiden sollen. Zufälligkeiten, erwiederte der Arzt, dürfen wir wohl nichts nennen, was durch innere Nothwendigkeit begründet ist. Alles, was die Individualität eines Menschen so, oder so bestimmt, geht aus dem Zusammenhang des Ganzen hervor, und selbst dasjenige, was von außen hereinwirkend, als zufällig betrachtet wird, bekommt erst durch die innere Gegenkraft seine bleibende Richtung. Man kann nicht immer sagen, wie das Störende entstanden sei, allein wir empfinden dessen trüben Grund in dem Eindruck, welchen es auf uns macht. Das Fürchterliche hierbei ist, fiel der Chevalier ein, daß man den Außendingen eine unumschränkte Gewalt über sich einräumt, und es den Umständen überlassen bleibt, ob zwei Wesen in Conflikt gerathen sollen, welche ohne äußere Vermittelung wohl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0170" n="163"/> jenem aber, der Duft einer Blume, die Ausdünstung eines Thieres, Uebelkeiten und physische Schmerzen geben, so dürften Blick, Ton, Mienen und Geberdensprache, ja die bloße Atmosphäre eines Menschen, anziehende oder abstoßende Gewalt über einen Dritten ausüben können, und Neigung oder Abneigung würde ein Gemüth beherrschen, ehe es sich selbst davon Rechenschaft zu geben wüßte. Sehr traurig, – fuhr sie fort, bleibt es, wenn solche Zufälligkeiten über ein Leben entscheiden sollen.</p> <p>Zufälligkeiten, erwiederte der Arzt, dürfen wir wohl nichts nennen, was durch innere Nothwendigkeit begründet ist. Alles, was die Individualität eines Menschen so, oder so bestimmt, geht aus dem Zusammenhang des Ganzen hervor, und selbst dasjenige, was von außen hereinwirkend, als zufällig betrachtet wird, bekommt erst durch die innere Gegenkraft seine bleibende Richtung. Man kann nicht immer sagen, wie das Störende entstanden sei, allein wir empfinden dessen trüben Grund in dem Eindruck, welchen es auf uns macht.</p> <p>Das Fürchterliche hierbei ist, fiel der Chevalier ein, daß man den Außendingen eine unumschränkte Gewalt über sich einräumt, und es den Umständen überlassen bleibt, ob zwei Wesen in Conflikt gerathen sollen, welche ohne äußere Vermittelung wohl </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [163/0170]
jenem aber, der Duft einer Blume, die Ausdünstung eines Thieres, Uebelkeiten und physische Schmerzen geben, so dürften Blick, Ton, Mienen und Geberdensprache, ja die bloße Atmosphäre eines Menschen, anziehende oder abstoßende Gewalt über einen Dritten ausüben können, und Neigung oder Abneigung würde ein Gemüth beherrschen, ehe es sich selbst davon Rechenschaft zu geben wüßte. Sehr traurig, – fuhr sie fort, bleibt es, wenn solche Zufälligkeiten über ein Leben entscheiden sollen.
Zufälligkeiten, erwiederte der Arzt, dürfen wir wohl nichts nennen, was durch innere Nothwendigkeit begründet ist. Alles, was die Individualität eines Menschen so, oder so bestimmt, geht aus dem Zusammenhang des Ganzen hervor, und selbst dasjenige, was von außen hereinwirkend, als zufällig betrachtet wird, bekommt erst durch die innere Gegenkraft seine bleibende Richtung. Man kann nicht immer sagen, wie das Störende entstanden sei, allein wir empfinden dessen trüben Grund in dem Eindruck, welchen es auf uns macht.
Das Fürchterliche hierbei ist, fiel der Chevalier ein, daß man den Außendingen eine unumschränkte Gewalt über sich einräumt, und es den Umständen überlassen bleibt, ob zwei Wesen in Conflikt gerathen sollen, welche ohne äußere Vermittelung wohl
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