Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Unsere Verbindung entwickelte sich mit unsern Ansichten und Vorstellungen von dem Leben. Die Politik der Eltern meiner Geliebten führte indeß eine andere Sprache als unsere Herzen, das arme Kind ward für das Kloster bestimmt. Ich wüthete, drohete, versuchte das Unerhörteste, die Jugend erschöpft sich nie in Hoffnungen, aber sie weicht mit gesunder Kraft schnell dem Unabwendbaren. Ist das Entscheidende einmal geschehn, so kehrt der Muth in sich selbst zurück, und erträgt ein Uebel, das er vorher mit Riesengewalt von sich zu stoßen bemüht war. Meine junge Freundin hatte ein ergeben, fügsam Gemüth, sie konnte sich dem Willen der Eltern nicht widersetzen. Aber ihr zartes Herz brach unter den Ketten, die auf ihr lasteten. Man hatte sie unbarmherzig von der Welt und ihrer freundlichen Bestimmung geschieden. Ein Jahr lebte sie das trübe, enge Klosterleben, in zweckloser Vorbereitung, denn sie starb, noch ehe sie den Schleier nahm. Die Veranlassung ihres Todes blieb mir lange verborgen. Nach mehreren Jahren erfuhr ich das Nähere hierüber aus einem Briefe der Aebtissin jenes Klosters. Es ist vergebens, schrieb mir diese, man versucht es nie ungestraft, Gott zu täuschen, hier hat ein unmündig Kind des Herrn Sache geführt. Am Tage der Einkleidung - Adalbert ward durch Antoniens Unsere Verbindung entwickelte sich mit unsern Ansichten und Vorstellungen von dem Leben. Die Politik der Eltern meiner Geliebten führte indeß eine andere Sprache als unsere Herzen, das arme Kind ward für das Kloster bestimmt. Ich wüthete, drohete, versuchte das Unerhörteste, die Jugend erschöpft sich nie in Hoffnungen, aber sie weicht mit gesunder Kraft schnell dem Unabwendbaren. Ist das Entscheidende einmal geschehn, so kehrt der Muth in sich selbst zurück, und erträgt ein Uebel, das er vorher mit Riesengewalt von sich zu stoßen bemüht war. Meine junge Freundin hatte ein ergeben, fügsam Gemüth, sie konnte sich dem Willen der Eltern nicht widersetzen. Aber ihr zartes Herz brach unter den Ketten, die auf ihr lasteten. Man hatte sie unbarmherzig von der Welt und ihrer freundlichen Bestimmung geschieden. Ein Jahr lebte sie das trübe, enge Klosterleben, in zweckloser Vorbereitung, denn sie starb, noch ehe sie den Schleier nahm. Die Veranlassung ihres Todes blieb mir lange verborgen. Nach mehreren Jahren erfuhr ich das Nähere hierüber aus einem Briefe der Aebtissin jenes Klosters. Es ist vergebens, schrieb mir diese, man versucht es nie ungestraft, Gott zu täuschen, hier hat ein unmündig Kind des Herrn Sache geführt. Am Tage der Einkleidung – Adalbert ward durch Antoniens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0175" n="168"/> Unsere Verbindung entwickelte sich mit unsern Ansichten und Vorstellungen von dem Leben. Die Politik der Eltern meiner Geliebten führte indeß eine andere Sprache als unsere Herzen, das arme Kind ward für das Kloster bestimmt. Ich wüthete, drohete, versuchte das Unerhörteste, die Jugend erschöpft sich nie in Hoffnungen, aber sie weicht mit gesunder Kraft schnell dem Unabwendbaren. Ist das Entscheidende einmal geschehn, so kehrt der Muth in sich selbst zurück, und erträgt ein Uebel, das er vorher mit Riesengewalt von sich zu stoßen bemüht war. Meine junge Freundin hatte ein ergeben, fügsam Gemüth, sie konnte sich dem Willen der Eltern nicht widersetzen. Aber ihr zartes Herz brach unter den Ketten, die auf ihr lasteten. Man hatte sie unbarmherzig von der Welt und ihrer freundlichen Bestimmung geschieden. Ein Jahr lebte sie das trübe, enge Klosterleben, in zweckloser Vorbereitung, denn sie starb, noch ehe sie den Schleier nahm. Die Veranlassung ihres Todes blieb mir lange verborgen. Nach mehreren Jahren erfuhr ich das Nähere hierüber aus einem Briefe der Aebtissin jenes Klosters. Es ist vergebens, schrieb mir diese, man versucht es nie ungestraft, Gott zu täuschen, hier hat ein unmündig Kind des Herrn Sache geführt. Am Tage der Einkleidung – Adalbert ward durch Antoniens </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0175]
Unsere Verbindung entwickelte sich mit unsern Ansichten und Vorstellungen von dem Leben. Die Politik der Eltern meiner Geliebten führte indeß eine andere Sprache als unsere Herzen, das arme Kind ward für das Kloster bestimmt. Ich wüthete, drohete, versuchte das Unerhörteste, die Jugend erschöpft sich nie in Hoffnungen, aber sie weicht mit gesunder Kraft schnell dem Unabwendbaren. Ist das Entscheidende einmal geschehn, so kehrt der Muth in sich selbst zurück, und erträgt ein Uebel, das er vorher mit Riesengewalt von sich zu stoßen bemüht war. Meine junge Freundin hatte ein ergeben, fügsam Gemüth, sie konnte sich dem Willen der Eltern nicht widersetzen. Aber ihr zartes Herz brach unter den Ketten, die auf ihr lasteten. Man hatte sie unbarmherzig von der Welt und ihrer freundlichen Bestimmung geschieden. Ein Jahr lebte sie das trübe, enge Klosterleben, in zweckloser Vorbereitung, denn sie starb, noch ehe sie den Schleier nahm. Die Veranlassung ihres Todes blieb mir lange verborgen. Nach mehreren Jahren erfuhr ich das Nähere hierüber aus einem Briefe der Aebtissin jenes Klosters. Es ist vergebens, schrieb mir diese, man versucht es nie ungestraft, Gott zu täuschen, hier hat ein unmündig Kind des Herrn Sache geführt. Am Tage der Einkleidung – Adalbert ward durch Antoniens
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