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Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

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thun als figuriren, gemeinhin zu sagen, sie behaupten ihre Rolle gut in der Welt, sie fallen nie aus ihrer Rolle! Wie anders ist es mit jenen hellen, durchsichtigen Engelsseelen, die an dem Unrecht hingehn, ohne Scheu vor Befleckung, oder die Starken, die überwunden haben, und mild und gütig auf die hinblicken, die noch im Kampf begriffen sind. Unter allen weiblichen Tugenden ist sanfte Duldung die schönste. Sie küßte hier Marien auf die Stirn, welche sich zärtlich an sie schmiegte, wie immer, Liebe und freundliches Anerkennen bei der mütterlichen Freundin findend.

So standen alle Theile zu einander, so hatte ein jeder Monate lang das Leben hingehalten, Sorgen und Bekümmerniß in sich verschlossen, gehofft und gefürchtet, als endlich Briefe von Adalbert einliefen. Es waren fliegende Blätter an den Herzog addressirt, ohne Datum, ohne Ort des Auffenthalts. Ihr Inhalt war folgender.

"Zu wem unter Euch Allen soll ich reden? ich bin Euch Allen verschuldet! Ich kann an keinen ohne Schmerz, ohne Vorwurf, denken! Marie! Antonie! Wo ist hier ein Ausweg! War das ganze vorige Leben nicht da? Sagt, ich bitte Euch, ist Wahrheit in den Augenblick, den ich nicht weggeben, den ich nicht erlebt haben möchte? Es ist mir wie im Traum! - ich hatte einen

thun als figuriren, gemeinhin zu sagen, sie behaupten ihre Rolle gut in der Welt, sie fallen nie aus ihrer Rolle! Wie anders ist es mit jenen hellen, durchsichtigen Engelsseelen, die an dem Unrecht hingehn, ohne Scheu vor Befleckung, oder die Starken, die überwunden haben, und mild und gütig auf die hinblicken, die noch im Kampf begriffen sind. Unter allen weiblichen Tugenden ist sanfte Duldung die schönste. Sie küßte hier Marien auf die Stirn, welche sich zärtlich an sie schmiegte, wie immer, Liebe und freundliches Anerkennen bei der mütterlichen Freundin findend.

So standen alle Theile zu einander, so hatte ein jeder Monate lang das Leben hingehalten, Sorgen und Bekümmerniß in sich verschlossen, gehofft und gefürchtet, als endlich Briefe von Adalbert einliefen. Es waren fliegende Blätter an den Herzog addressirt, ohne Datum, ohne Ort des Auffenthalts. Ihr Inhalt war folgender.

»Zu wem unter Euch Allen soll ich reden? ich bin Euch Allen verschuldet! Ich kann an keinen ohne Schmerz, ohne Vorwurf, denken! Marie! Antonie! Wo ist hier ein Ausweg! War das ganze vorige Leben nicht da? Sagt, ich bitte Euch, ist Wahrheit in den Augenblick, den ich nicht weggeben, den ich nicht erlebt haben möchte? Es ist mir wie im Traum! – ich hatte einen

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[209/0216] thun als figuriren, gemeinhin zu sagen, sie behaupten ihre Rolle gut in der Welt, sie fallen nie aus ihrer Rolle! Wie anders ist es mit jenen hellen, durchsichtigen Engelsseelen, die an dem Unrecht hingehn, ohne Scheu vor Befleckung, oder die Starken, die überwunden haben, und mild und gütig auf die hinblicken, die noch im Kampf begriffen sind. Unter allen weiblichen Tugenden ist sanfte Duldung die schönste. Sie küßte hier Marien auf die Stirn, welche sich zärtlich an sie schmiegte, wie immer, Liebe und freundliches Anerkennen bei der mütterlichen Freundin findend. So standen alle Theile zu einander, so hatte ein jeder Monate lang das Leben hingehalten, Sorgen und Bekümmerniß in sich verschlossen, gehofft und gefürchtet, als endlich Briefe von Adalbert einliefen. Es waren fliegende Blätter an den Herzog addressirt, ohne Datum, ohne Ort des Auffenthalts. Ihr Inhalt war folgender. »Zu wem unter Euch Allen soll ich reden? ich bin Euch Allen verschuldet! Ich kann an keinen ohne Schmerz, ohne Vorwurf, denken! Marie! Antonie! Wo ist hier ein Ausweg! War das ganze vorige Leben nicht da? Sagt, ich bitte Euch, ist Wahrheit in den Augenblick, den ich nicht weggeben, den ich nicht erlebt haben möchte? Es ist mir wie im Traum! – ich hatte einen

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  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/216>, abgerufen am 21.11.2024.