Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.befiel, so oft sie Marien ansichtig ward. Die arme Marie zog sich dann bescheiden und sanft zurück, und weinte oft im Stillen über den unbegreiflichen Widerspruch der Natur, welcher der Einen das zur Pein werden lasse, was das einzige und höchste Glück der Andern sei. Sie fragte auch wohl ihre Freunde, wie sich die immer wachsende Verwirrung lösen, wie alles enden solle, und diese wußten sie dann freilich einzig auf Gott zurückzuführen, der einmal alles so zugelassen habe, und es nach seinem Willen fügen werde. Der Marquis aber war weder so gelassen, noch in dem Unvermeidlichen gefaßt. Ihn verließ zu Anfang der alte Glaube, als sei er zur Wiederauffindung der magischen Kräfte seines Stammes ausersehen, auch keinesweges. Nur hatte er, wie immer, durch seine Zeit getrieben, einen neuen Weg einschlagen, und indem er sich in die Außenwelt wagte, rührte diese auf eigene Weise an sein Inneres. Er ward unruhig über das Vergangene, es irrte und störte ihn, besonders der Anblick des alten Schlosses, das er auch mit einer Art von Scheu vermied. Er wandte sich nun mit großer Heftigkeit in die Zukunft, und strebte ängstlich, das langsame Wenden des Zeitmomentes zu überfliegen. Alles sollte schon da, alles zum Empfang des Kindes, das aus seinem Blute ausgegangen war, befiel, so oft sie Marien ansichtig ward. Die arme Marie zog sich dann bescheiden und sanft zurück, und weinte oft im Stillen über den unbegreiflichen Widerspruch der Natur, welcher der Einen das zur Pein werden lasse, was das einzige und höchste Glück der Andern sei. Sie fragte auch wohl ihre Freunde, wie sich die immer wachsende Verwirrung lösen, wie alles enden solle, und diese wußten sie dann freilich einzig auf Gott zurückzuführen, der einmal alles so zugelassen habe, und es nach seinem Willen fügen werde. Der Marquis aber war weder so gelassen, noch in dem Unvermeidlichen gefaßt. Ihn verließ zu Anfang der alte Glaube, als sei er zur Wiederauffindung der magischen Kräfte seines Stammes ausersehen, auch keinesweges. Nur hatte er, wie immer, durch seine Zeit getrieben, einen neuen Weg einschlagen, und indem er sich in die Außenwelt wagte, rührte diese auf eigene Weise an sein Inneres. Er ward unruhig über das Vergangene, es irrte und störte ihn, besonders der Anblick des alten Schlosses, das er auch mit einer Art von Scheu vermied. Er wandte sich nun mit großer Heftigkeit in die Zukunft, und strebte ängstlich, das langsame Wenden des Zeitmomentes zu überfliegen. Alles sollte schon da, alles zum Empfang des Kindes, das aus seinem Blute ausgegangen war, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0230" n="223"/> befiel, so oft sie Marien ansichtig ward. Die arme Marie zog sich dann bescheiden und sanft zurück, und weinte oft im Stillen über den unbegreiflichen Widerspruch der Natur, welcher der Einen das zur Pein werden lasse, was das einzige und höchste Glück der Andern sei. Sie fragte auch wohl ihre Freunde, wie sich die immer wachsende Verwirrung lösen, wie alles enden solle, und diese wußten sie dann freilich einzig auf Gott zurückzuführen, der einmal alles so zugelassen habe, und es nach seinem Willen fügen werde.</p> <p>Der Marquis aber war weder so gelassen, noch in dem Unvermeidlichen gefaßt. Ihn verließ zu Anfang der alte Glaube, als sei er zur Wiederauffindung der magischen Kräfte seines Stammes ausersehen, auch keinesweges. Nur hatte er, wie immer, durch seine Zeit getrieben, einen neuen Weg einschlagen, und indem er sich in die Außenwelt wagte, rührte diese auf eigene Weise an sein Inneres. Er ward unruhig über das Vergangene, es irrte und störte ihn, besonders der Anblick des alten Schlosses, das er auch mit einer Art von Scheu vermied. Er wandte sich nun mit großer Heftigkeit in die Zukunft, und strebte ängstlich, das langsame Wenden des Zeitmomentes zu überfliegen. Alles sollte schon da, alles zum Empfang des Kindes, das aus seinem Blute ausgegangen war, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0230]
befiel, so oft sie Marien ansichtig ward. Die arme Marie zog sich dann bescheiden und sanft zurück, und weinte oft im Stillen über den unbegreiflichen Widerspruch der Natur, welcher der Einen das zur Pein werden lasse, was das einzige und höchste Glück der Andern sei. Sie fragte auch wohl ihre Freunde, wie sich die immer wachsende Verwirrung lösen, wie alles enden solle, und diese wußten sie dann freilich einzig auf Gott zurückzuführen, der einmal alles so zugelassen habe, und es nach seinem Willen fügen werde.
Der Marquis aber war weder so gelassen, noch in dem Unvermeidlichen gefaßt. Ihn verließ zu Anfang der alte Glaube, als sei er zur Wiederauffindung der magischen Kräfte seines Stammes ausersehen, auch keinesweges. Nur hatte er, wie immer, durch seine Zeit getrieben, einen neuen Weg einschlagen, und indem er sich in die Außenwelt wagte, rührte diese auf eigene Weise an sein Inneres. Er ward unruhig über das Vergangene, es irrte und störte ihn, besonders der Anblick des alten Schlosses, das er auch mit einer Art von Scheu vermied. Er wandte sich nun mit großer Heftigkeit in die Zukunft, und strebte ängstlich, das langsame Wenden des Zeitmomentes zu überfliegen. Alles sollte schon da, alles zum Empfang des Kindes, das aus seinem Blute ausgegangen war,
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