Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.er selbst so losgerissen von jeder befreundeten Beziehung des Lebens, so eingefugt in die liebe, lange Gewohnheit täglichen Seins und Thuns, daß er sich tröstete, so gut es ging, die Gefahr in weite Ferne hinausschob, und bange Vorgefühle einschläferte. Der Mensch mag sich indeß vor sich selbst und gegen die Welt hinstellen und wenden wie er will, das Alte kehrt ihm nie in seiner vorigen Gestalt zurück. So kam dem Marquis grade dasjenige, was er bewahren wollte, die gewohnte Weise, nicht in dem vorigen Takt und Maaße wieder. Mit dem müßigen Zusehn des Aussenlebens war es vorbei! Jene großen, allgemeinen Fragen über Natur und Menschenleben wanden sich in immer engern Kreisen zu einem ganz kurz gesteckten Zielpunkte zurück. Seine Orakelbeschwörungen klangen bald anders. Unwillkührlich schloß Frankreichs Boden die Welt in sich, das eigene, enge Dasein umfaßte die große Angelegenheit der Menschheit, und ewig fortschreitende Zeitentwickelungen wurden zu Heut und Morgen. Was einmal geschehen war, konnte wiederkehren; und bei weitem gewaltsamer, frecher, Freiheit und Leben bedrohender. Deshalb mischte sich Unsicherheit und Zagen in alle Vorstellungen des Marquis. Er konnte nicht mehr allein sein. Bertrand durfte ihn nicht verlaßen, er selbst so losgerissen von jeder befreundeten Beziehung des Lebens, so eingefugt in die liebe, lange Gewohnheit täglichen Seins und Thuns, daß er sich tröstete, so gut es ging, die Gefahr in weite Ferne hinausschob, und bange Vorgefühle einschläferte. Der Mensch mag sich indeß vor sich selbst und gegen die Welt hinstellen und wenden wie er will, das Alte kehrt ihm nie in seiner vorigen Gestalt zurück. So kam dem Marquis grade dasjenige, was er bewahren wollte, die gewohnte Weise, nicht in dem vorigen Takt und Maaße wieder. Mit dem müßigen Zusehn des Aussenlebens war es vorbei! Jene großen, allgemeinen Fragen über Natur und Menschenleben wanden sich in immer engern Kreisen zu einem ganz kurz gesteckten Zielpunkte zurück. Seine Orakelbeschwörungen klangen bald anders. Unwillkührlich schloß Frankreichs Boden die Welt in sich, das eigene, enge Dasein umfaßte die große Angelegenheit der Menschheit, und ewig fortschreitende Zeitentwickelungen wurden zu Heut und Morgen. Was einmal geschehen war, konnte wiederkehren; und bei weitem gewaltsamer, frecher, Freiheit und Leben bedrohender. Deshalb mischte sich Unsicherheit und Zagen in alle Vorstellungen des Marquis. Er konnte nicht mehr allein sein. Bertrand durfte ihn nicht verlaßen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0029" n="22"/> er selbst so losgerissen von jeder befreundeten Beziehung des Lebens, so eingefugt in die liebe, lange Gewohnheit täglichen Seins und Thuns, daß er sich tröstete, so gut es ging, die Gefahr in weite Ferne hinausschob, und bange Vorgefühle einschläferte.</p> <p>Der Mensch mag sich indeß vor sich selbst und gegen die Welt hinstellen und wenden wie er will, das Alte kehrt ihm nie in seiner vorigen Gestalt zurück. So kam dem Marquis grade dasjenige, was er bewahren wollte, die gewohnte Weise, nicht in dem vorigen Takt und Maaße wieder. Mit dem müßigen Zusehn des Aussenlebens war es vorbei! Jene großen, allgemeinen Fragen über Natur und Menschenleben wanden sich in immer engern Kreisen zu einem ganz kurz gesteckten Zielpunkte zurück. Seine Orakelbeschwörungen klangen bald anders. Unwillkührlich schloß Frankreichs Boden die Welt in sich, das eigene, enge Dasein umfaßte die große Angelegenheit der Menschheit, und ewig fortschreitende Zeitentwickelungen wurden zu Heut und Morgen. Was einmal geschehen war, konnte wiederkehren; und bei weitem gewaltsamer, frecher, Freiheit und Leben bedrohender. Deshalb mischte sich Unsicherheit und Zagen in alle Vorstellungen des Marquis. Er konnte nicht mehr allein sein. Bertrand durfte ihn nicht verlaßen, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0029]
er selbst so losgerissen von jeder befreundeten Beziehung des Lebens, so eingefugt in die liebe, lange Gewohnheit täglichen Seins und Thuns, daß er sich tröstete, so gut es ging, die Gefahr in weite Ferne hinausschob, und bange Vorgefühle einschläferte.
Der Mensch mag sich indeß vor sich selbst und gegen die Welt hinstellen und wenden wie er will, das Alte kehrt ihm nie in seiner vorigen Gestalt zurück. So kam dem Marquis grade dasjenige, was er bewahren wollte, die gewohnte Weise, nicht in dem vorigen Takt und Maaße wieder. Mit dem müßigen Zusehn des Aussenlebens war es vorbei! Jene großen, allgemeinen Fragen über Natur und Menschenleben wanden sich in immer engern Kreisen zu einem ganz kurz gesteckten Zielpunkte zurück. Seine Orakelbeschwörungen klangen bald anders. Unwillkührlich schloß Frankreichs Boden die Welt in sich, das eigene, enge Dasein umfaßte die große Angelegenheit der Menschheit, und ewig fortschreitende Zeitentwickelungen wurden zu Heut und Morgen. Was einmal geschehen war, konnte wiederkehren; und bei weitem gewaltsamer, frecher, Freiheit und Leben bedrohender. Deshalb mischte sich Unsicherheit und Zagen in alle Vorstellungen des Marquis. Er konnte nicht mehr allein sein. Bertrand durfte ihn nicht verlaßen,
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