Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.und jenes innige Erwiedern des Empfundenen, die jedes Herz bewegen. Denn mir und Andern, das glaube nur, würde ich großen Schmerz bereiten, wollte ich dem brennenden Verlangen meiner Seele Gnüge leisten. Nur mir, sagte Marie, ganz hingerissen von der leutseligen Hingebung der Schwester, nur mir gönne den Reichthum Deines schönen Herzens. Ueberschütte, erdrücke mich damit, aber nimm mir nicht wieder, was Du mich ahnden ließest. Sieh' meine Antonie, wir werden vielleicht nun bald ganz allein, von allem losgerissen, in fernen, fernen Landen leben; wenn wir nun nicht aneinander hangen, uns nicht treu in Liebe bewahren, was soll aus mir, ja auch aus Dir Antonie werden? Liebe Schwester, laß uns an die Mutter, an die arme liebe Mutter denken! Das wollen wir! erwiederte Antonie bewegt, und ihre Hand in die der Schwester legend, saßen beide Gedankenvoll und schweigend, als ein Getöse sie aufschreckte, das erst dumpf, dann immer anschwellender und lauter, zu ihnen herandrängte. Herr Jesus! schrie Antonie, da sind sie schon! Indem stürzte Bertrand die Stiegen herauf, und bleich und verstört rief er ihnen zu: daß ein Schwarm Republikaner das Schloß umzingele, und obgleich die Zugbrücken aufgezogen, und jenes innige Erwiedern des Empfundenen, die jedes Herz bewegen. Denn mir und Andern, das glaube nur, würde ich großen Schmerz bereiten, wollte ich dem brennenden Verlangen meiner Seele Gnüge leisten. Nur mir, sagte Marie, ganz hingerissen von der leutseligen Hingebung der Schwester, nur mir gönne den Reichthum Deines schönen Herzens. Ueberschütte, erdrücke mich damit, aber nimm mir nicht wieder, was Du mich ahnden ließest. Sieh' meine Antonie, wir werden vielleicht nun bald ganz allein, von allem losgerissen, in fernen, fernen Landen leben; wenn wir nun nicht aneinander hangen, uns nicht treu in Liebe bewahren, was soll aus mir, ja auch aus Dir Antonie werden? Liebe Schwester, laß uns an die Mutter, an die arme liebe Mutter denken! Das wollen wir! erwiederte Antonie bewegt, und ihre Hand in die der Schwester legend, saßen beide Gedankenvoll und schweigend, als ein Getöse sie aufschreckte, das erst dumpf, dann immer anschwellender und lauter, zu ihnen herandrängte. Herr Jesus! schrie Antonie, da sind sie schon! Indem stürzte Bertrand die Stiegen herauf, und bleich und verstört rief er ihnen zu: daß ein Schwarm Republikaner das Schloß umzingele, und obgleich die Zugbrücken aufgezogen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="64"/> und jenes innige Erwiedern des Empfundenen, die jedes Herz bewegen. Denn mir und Andern, das glaube nur, würde ich großen Schmerz bereiten, wollte ich dem brennenden Verlangen meiner Seele Gnüge leisten. Nur mir, sagte Marie, ganz hingerissen von der leutseligen Hingebung der Schwester, nur mir gönne den Reichthum Deines schönen Herzens. Ueberschütte, erdrücke mich damit, aber nimm mir nicht wieder, was Du mich ahnden ließest. Sieh' meine Antonie, wir werden vielleicht nun bald ganz allein, von allem losgerissen, in fernen, fernen Landen leben; wenn wir nun nicht aneinander hangen, uns nicht treu in Liebe bewahren, was soll aus mir, ja auch aus Dir Antonie werden? Liebe Schwester, laß uns an die Mutter, an die arme liebe Mutter denken! Das wollen wir! erwiederte Antonie bewegt, und ihre Hand in die der Schwester legend, saßen beide Gedankenvoll und schweigend, als ein Getöse sie aufschreckte, das erst dumpf, dann immer anschwellender und lauter, zu ihnen herandrängte. Herr Jesus! schrie Antonie, da sind sie schon! Indem stürzte Bertrand die Stiegen herauf, und bleich und verstört rief er ihnen zu: daß ein Schwarm Republikaner das Schloß umzingele, und obgleich die Zugbrücken aufgezogen, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0071]
und jenes innige Erwiedern des Empfundenen, die jedes Herz bewegen. Denn mir und Andern, das glaube nur, würde ich großen Schmerz bereiten, wollte ich dem brennenden Verlangen meiner Seele Gnüge leisten. Nur mir, sagte Marie, ganz hingerissen von der leutseligen Hingebung der Schwester, nur mir gönne den Reichthum Deines schönen Herzens. Ueberschütte, erdrücke mich damit, aber nimm mir nicht wieder, was Du mich ahnden ließest. Sieh' meine Antonie, wir werden vielleicht nun bald ganz allein, von allem losgerissen, in fernen, fernen Landen leben; wenn wir nun nicht aneinander hangen, uns nicht treu in Liebe bewahren, was soll aus mir, ja auch aus Dir Antonie werden? Liebe Schwester, laß uns an die Mutter, an die arme liebe Mutter denken! Das wollen wir! erwiederte Antonie bewegt, und ihre Hand in die der Schwester legend, saßen beide Gedankenvoll und schweigend, als ein Getöse sie aufschreckte, das erst dumpf, dann immer anschwellender und lauter, zu ihnen herandrängte. Herr Jesus! schrie Antonie, da sind sie schon! Indem stürzte Bertrand die Stiegen herauf, und bleich und verstört rief er ihnen zu: daß ein Schwarm Republikaner das Schloß umzingele, und obgleich die Zugbrücken aufgezogen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-03T15:02:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-03T15:02:16Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |