Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.der Baron - sie stockte einen Augenblick - die Henker schleppten ihn aufs Blutgerüst, - mich wollten sie nicht, ich weiß nicht, warum ich leben muß, aber ich muß! ich thue selbst dazu, ich friste mir das Leben, ich arbeite für Geld; dieselbe Frau die mir sonst häufig große Pakete Spitzen auf heimlichem Wege zuschicken mußte, hat mich nun selbst auf heimlichem Wege hiehergebracht, und lehrt mich, für den Schmuck, und das elegante Bedürfniß Anderer sorgen. Es liegt darin nichts besonderes, es ist der Lauf der Dinge! und doch ist hier etwas, sie drückte beide Hände gegen die Brust, was sich empört, was mir bittere Thränen auspreßt. Es ist so schwer, allem zu entsagen, was, wie das Tageslicht, Leblosem und Lebendem erst Glanz und Farbe giebt. Doch ich rede von mir. Sagen Sie mir, wie es Ihnen erging? Was mein Bruder macht und sein Sohn? ob sie noch in Frankreich, ob der Letztere noch bei seinem Regimente ist? Beschämt, nichts von den Freunden zu wissen, sah der Marquis zur Erde, und sagte kleinlaut, ich denke, wir begrüßen einander alle recht bald in unserm Vaterlande wieder. Glauben Sie das? fragte die Baronin, damit haben sich die Leichtgläubigen seit Jahren einander selbst belogen. Und wenn auch! Das Alte kommt nicht wieder. Wie der Baron – sie stockte einen Augenblick – die Henker schleppten ihn aufs Blutgerüst, – mich wollten sie nicht, ich weiß nicht, warum ich leben muß, aber ich muß! ich thue selbst dazu, ich friste mir das Leben, ich arbeite für Geld; dieselbe Frau die mir sonst häufig große Pakete Spitzen auf heimlichem Wege zuschicken mußte, hat mich nun selbst auf heimlichem Wege hiehergebracht, und lehrt mich, für den Schmuck, und das elegante Bedürfniß Anderer sorgen. Es liegt darin nichts besonderes, es ist der Lauf der Dinge! und doch ist hier etwas, sie drückte beide Hände gegen die Brust, was sich empört, was mir bittere Thränen auspreßt. Es ist so schwer, allem zu entsagen, was, wie das Tageslicht, Leblosem und Lebendem erst Glanz und Farbe giebt. Doch ich rede von mir. Sagen Sie mir, wie es Ihnen erging? Was mein Bruder macht und sein Sohn? ob sie noch in Frankreich, ob der Letztere noch bei seinem Regimente ist? Beschämt, nichts von den Freunden zu wissen, sah der Marquis zur Erde, und sagte kleinlaut, ich denke, wir begrüßen einander alle recht bald in unserm Vaterlande wieder. Glauben Sie das? fragte die Baronin, damit haben sich die Leichtgläubigen seit Jahren einander selbst belogen. Und wenn auch! Das Alte kommt nicht wieder. Wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="80"/> der Baron – sie stockte einen Augenblick – die Henker schleppten ihn aufs Blutgerüst, – mich wollten sie nicht, ich weiß nicht, warum ich leben muß, aber ich muß! ich thue selbst dazu, ich friste mir das Leben, ich arbeite für Geld; dieselbe Frau die mir sonst häufig große Pakete Spitzen auf heimlichem Wege zuschicken mußte, hat mich nun selbst auf heimlichem Wege hiehergebracht, und lehrt mich, für den Schmuck, und das elegante Bedürfniß Anderer sorgen. Es liegt darin nichts besonderes, es ist der Lauf der Dinge! und doch ist hier etwas, sie drückte beide Hände gegen die Brust, was sich empört, was mir bittere Thränen auspreßt. Es ist so schwer, allem zu entsagen, was, wie das Tageslicht, Leblosem und Lebendem erst Glanz und Farbe giebt. Doch ich rede von mir. Sagen Sie mir, wie es Ihnen erging? Was mein Bruder macht und sein Sohn? ob sie noch in Frankreich, ob der Letztere noch bei seinem Regimente ist?</p> <p>Beschämt, nichts von den Freunden zu wissen, sah der Marquis zur Erde, und sagte kleinlaut, ich denke, wir begrüßen einander alle recht bald in unserm Vaterlande wieder. Glauben Sie das? fragte die Baronin, damit haben sich die Leichtgläubigen seit Jahren einander selbst belogen. Und wenn auch! Das Alte kommt nicht wieder. Wie </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0087]
der Baron – sie stockte einen Augenblick – die Henker schleppten ihn aufs Blutgerüst, – mich wollten sie nicht, ich weiß nicht, warum ich leben muß, aber ich muß! ich thue selbst dazu, ich friste mir das Leben, ich arbeite für Geld; dieselbe Frau die mir sonst häufig große Pakete Spitzen auf heimlichem Wege zuschicken mußte, hat mich nun selbst auf heimlichem Wege hiehergebracht, und lehrt mich, für den Schmuck, und das elegante Bedürfniß Anderer sorgen. Es liegt darin nichts besonderes, es ist der Lauf der Dinge! und doch ist hier etwas, sie drückte beide Hände gegen die Brust, was sich empört, was mir bittere Thränen auspreßt. Es ist so schwer, allem zu entsagen, was, wie das Tageslicht, Leblosem und Lebendem erst Glanz und Farbe giebt. Doch ich rede von mir. Sagen Sie mir, wie es Ihnen erging? Was mein Bruder macht und sein Sohn? ob sie noch in Frankreich, ob der Letztere noch bei seinem Regimente ist?
Beschämt, nichts von den Freunden zu wissen, sah der Marquis zur Erde, und sagte kleinlaut, ich denke, wir begrüßen einander alle recht bald in unserm Vaterlande wieder. Glauben Sie das? fragte die Baronin, damit haben sich die Leichtgläubigen seit Jahren einander selbst belogen. Und wenn auch! Das Alte kommt nicht wieder. Wie
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