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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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zur Ruhe gegeben; es wird wieder Alles ordent-
lich und ruhig in diesen Gegenden zugehen, und
Du kannst trocknen Fußes heim reisen, sobald
Du willst. -- Es war Huldbranden zu Muthe,
als träume er wachend fort, so wenig konnte
er sich in die seltsame Verwandtschaft seiner
Frau finden. Dennoch ließ er sich nichts mer-
ken, und die unendliche Anmuth des holden Wei-
bes wiegte auch bald jedwede unheimliche Ahnung
zur Ruhe. -- Als er nach einer Weile mit ihr
vor der Thür stand, und die grünende Seespitze
mit ihren klaren Wassergränzen überschaute,
ward es ihm so wohl in dieser Wiege seiner
Liebe, daß er sagte: was sollen wir denn auch
Heute schon reisen? Wir finden wohl keine ver-
gnügtern Tage in der Welt haußen, als wir sie
an diesem heimlichen Schutzörtlein verlebten.
Laß' uns immer noch zwei oder dreimal die
Sonne hier untergehn sehn. -- Wie mein
Herr es gebeut, entgegnete Undine in freundli-
cher Demuth. Es ist nur, daß sich die alten
Leute ohnehin schon mit Schmerzen von mir

zur Ruhe gegeben; es wird wieder Alles ordent-
lich und ruhig in dieſen Gegenden zugehen, und
Du kannſt trocknen Fußes heim reiſen, ſobald
Du willſt. — Es war Huldbranden zu Muthe,
als traͤume er wachend fort, ſo wenig konnte
er ſich in die ſeltſame Verwandtſchaft ſeiner
Frau finden. Dennoch ließ er ſich nichts mer-
ken, und die unendliche Anmuth des holden Wei-
bes wiegte auch bald jedwede unheimliche Ahnung
zur Ruhe. — Als er nach einer Weile mit ihr
vor der Thuͤr ſtand, und die gruͤnende Seeſpitze
mit ihren klaren Waſſergraͤnzen uͤberſchaute,
ward es ihm ſo wohl in dieſer Wiege ſeiner
Liebe, daß er ſagte: was ſollen wir denn auch
Heute ſchon reiſen? Wir finden wohl keine ver-
gnuͤgtern Tage in der Welt haußen, als wir ſie
an dieſem heimlichen Schutzoͤrtlein verlebten.
Laß’ uns immer noch zwei oder dreimal die
Sonne hier untergehn ſehn. — Wie mein
Herr es gebeut, entgegnete Undine in freundli-
cher Demuth. Es iſt nur, daß ſich die alten
Leute ohnehin ſchon mit Schmerzen von mir

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[89/0103] zur Ruhe gegeben; es wird wieder Alles ordent- lich und ruhig in dieſen Gegenden zugehen, und Du kannſt trocknen Fußes heim reiſen, ſobald Du willſt. — Es war Huldbranden zu Muthe, als traͤume er wachend fort, ſo wenig konnte er ſich in die ſeltſame Verwandtſchaft ſeiner Frau finden. Dennoch ließ er ſich nichts mer- ken, und die unendliche Anmuth des holden Wei- bes wiegte auch bald jedwede unheimliche Ahnung zur Ruhe. — Als er nach einer Weile mit ihr vor der Thuͤr ſtand, und die gruͤnende Seeſpitze mit ihren klaren Waſſergraͤnzen uͤberſchaute, ward es ihm ſo wohl in dieſer Wiege ſeiner Liebe, daß er ſagte: was ſollen wir denn auch Heute ſchon reiſen? Wir finden wohl keine ver- gnuͤgtern Tage in der Welt haußen, als wir ſie an dieſem heimlichen Schutzoͤrtlein verlebten. Laß’ uns immer noch zwei oder dreimal die Sonne hier untergehn ſehn. — Wie mein Herr es gebeut, entgegnete Undine in freundli- cher Demuth. Es iſt nur, daß ſich die alten Leute ohnehin ſchon mit Schmerzen von mir

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/103>, abgerufen am 22.11.2024.