Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.Du möchtest auch lieber bei mir bleiben, und Du moͤchteſt auch lieber bei mir bleiben, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="57"/> Du moͤchteſt auch lieber bei mir bleiben, und<lb/> bei dem guten Wein? — Das freilich; entgeg-<lb/> nete Huldbrand laͤchelnd. — Nun, ſagte Un-<lb/> dine, alſo haſt Du dumm geſprochen. Denn<lb/> Jeder iſt ſich doch ſelbſt der Naͤchſte und was<lb/> gehn Einen die andern Leute an. — Die Haus-<lb/> wirthin wandte ſich ſeufzend und kopfſchuͤttelnd<lb/> von ihr ab, der Fiſcher vergaß ſeiner ſonſtigen<lb/> Vorliebe fuͤr das zierliche Maͤgdlein und ſchalt.<lb/> Als ob Dich Heiden und Tuͤrken erzogen haͤt-<lb/> ten, klingt ja das, ſchloß er ſeine Rede; Gott<lb/> verzeih’ es mir, und Dir, Du ungerathnes<lb/> Kind. — Ja, aber mir iſt doch nun einmal<lb/> ſo zu Muthe, entgegnete Undine, habe mich er-<lb/> zogen, wer da will, und was koͤnnen da all’<lb/> Eure Worte helfen. — Schweig’! fuhr der<lb/> Fiſcher ſie an, und ſie, die ungeachtet ihrer<lb/> Keckheit doch aͤuſſerſt ſchreckhaft war, fuhr zu-<lb/> ſammen, ſchmiegte ſich zitternd an Huldbrand,<lb/> und fragte ihn ganz leiſe: Biſt Du auch boͤſe,<lb/> ſchoͤner Freund? Der Ritter druͤckte ihr die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0071]
Du moͤchteſt auch lieber bei mir bleiben, und
bei dem guten Wein? — Das freilich; entgeg-
nete Huldbrand laͤchelnd. — Nun, ſagte Un-
dine, alſo haſt Du dumm geſprochen. Denn
Jeder iſt ſich doch ſelbſt der Naͤchſte und was
gehn Einen die andern Leute an. — Die Haus-
wirthin wandte ſich ſeufzend und kopfſchuͤttelnd
von ihr ab, der Fiſcher vergaß ſeiner ſonſtigen
Vorliebe fuͤr das zierliche Maͤgdlein und ſchalt.
Als ob Dich Heiden und Tuͤrken erzogen haͤt-
ten, klingt ja das, ſchloß er ſeine Rede; Gott
verzeih’ es mir, und Dir, Du ungerathnes
Kind. — Ja, aber mir iſt doch nun einmal
ſo zu Muthe, entgegnete Undine, habe mich er-
zogen, wer da will, und was koͤnnen da all’
Eure Worte helfen. — Schweig’! fuhr der
Fiſcher ſie an, und ſie, die ungeachtet ihrer
Keckheit doch aͤuſſerſt ſchreckhaft war, fuhr zu-
ſammen, ſchmiegte ſich zitternd an Huldbrand,
und fragte ihn ganz leiſe: Biſt Du auch boͤſe,
ſchoͤner Freund? Der Ritter druͤckte ihr die
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