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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Der neunzehende Discurs/
massungen vorziehen. Wiewol die Planeten darum dennoch/ von mir/
nicht beflecket werden; wenn ich gleich dasjenige/ welches uns/ durch sei-
nen Schatten/ die Gestalt eines Butzen unb Fleckens fürbildet/ Mackeln
oder Flecken nenne.

Adlerhaupt. Der Kircherianische Stern-Wanderer solte/ zum
Wahrzeichen/ einen Fisch/ oder ein Büchslein voll Jovialisches Ambers/
mit herunter haben gebracht: so hätte man desto leichter ihm geglaubt/
daß/ in der Jovialischen Kugel/ wolriechende Thäler/ und hell-gläntzende
Wasser/ befindlich.

Goldstern. Nicht alle Wasser geben Fische: so kan man auch
nicht alle Thäler bewandeln: und/ könnte man auch dieses fürwenden:
weil der Jovialische Amber eisen-fest/ der Wandersmann aber sich/ mit
keiner schweren Hacken/ beladen können/ so habe er auch nichts davon
können herab schlagen.

Adlerhaupt. Das heisst aber nur geschertzt/ und nicht geant-
wortet.

Goldstern. Wie die Frage/ so muß auch die Antwort beschaffen
seyn. Verlangt aber mein Herr eine ernstliche; so erinnere er sich unserer
gepflogenen Mond- und Sonnen-Discurses/ darinn wir solche grund-
mässige Ursachen gegeben/ warum man die Planeten beydes für weich
und fest oder hart/ achten müsse/ daß er auch dem Jupiter dergleichen wol
zutrauen kan. Wiewol/ durch Meer/ und Seen/ nicht eben nothwen-
dig ein Wasser verstanden werden muß; sondern solches auch wol eine
andre fliessende Materi seyn kan: gleichwie/ vor diesem/ von dem Son-
nen-Meer/ gesagt worden/ daß es anders nichts/ denn eine gantz feurige
Glut. Wiewol ich darum das Sonnen-Meer/ mit dem Jovialischem/
nicht von gleicher Substantz halte.

Schönwald. Wenn aber so viel Seen und Bäche/ in der Jovis-
Kugel/ lauffen; wie daß wir denn keine/ auf Erden/ davon sehen/ nach-
demmal sie je so hell sind?

Goldstern. Weil dieselbe/ gegen dem Erdboden/ wie ein untheil-
bares Pünctlein/ sich verhalten: kan die Schwachheit unserer Augen zu
ihnen nicht gelangen/ noch sie/ in Gestalt eines Meers/ Sees/ oder Bachs/
ergreiffen.

Der endli-
che Zweck
solcher Jo-
vis-Stri-
che.
Forell. Zu welchem Ende/ mag doch die Natur diesen Planeten
also bordirt/ mit so mancherley Strichen und Binden begürtet ha-
ben?

Goldstern. Vermutlich hat sie dieselbe Striche zu Behaltern/
Schatzkasten und Pflantzgärten bereitet: daraus so wol das Jovialische

Meer/

Der neunzehende Discurs/
maſſungen vorziehen. Wiewol die Planeten darum dennoch/ von mir/
nicht beflecket werden; wenn ich gleich dasjenige/ welches uns/ durch ſei-
nen Schatten/ die Geſtalt eines Butzen unb Fleckens fuͤrbildet/ Mackeln
oder Flecken nenne.

Adlerhaupt. Der Kircherianiſche Stern-Wanderer ſolte/ zum
Wahrzeichen/ einen Fiſch/ oder ein Buͤchslein voll Jovialiſches Ambers/
mit herunter haben gebracht: ſo haͤtte man deſto leichter ihm geglaubt/
daß/ in der Jovialiſchen Kugel/ wolriechende Thaͤler/ und hell-glaͤntzende
Waſſer/ befindlich.

Goldſtern. Nicht alle Waſſer geben Fiſche: ſo kan man auch
nicht alle Thaͤler bewandeln: und/ koͤnnte man auch dieſes fuͤrwenden:
weil der Jovialiſche Amber eiſen-feſt/ der Wandersmann aber ſich/ mit
keiner ſchweren Hacken/ beladen koͤnnen/ ſo habe er auch nichts davon
koͤnnen herab ſchlagen.

Adlerhaupt. Das heiſſt aber nur geſchertzt/ und nicht geant-
wortet.

Goldſtern. Wie die Frage/ ſo muß auch die Antwort beſchaffen
ſeyn. Verlangt aber mein Herꝛ eine ernſtliche; ſo erinnere er ſich unſerer
gepflogenen Mond- und Sonnen-Diſcurſes/ darinn wir ſolche grund-
maͤſſige Urſachen gegeben/ warum man die Planeten beydes fuͤr weich
und feſt oder hart/ achten muͤſſe/ daß er auch dem Jupiter dergleichen wol
zutrauen kan. Wiewol/ durch Meer/ und Seen/ nicht eben nothwen-
dig ein Waſſer verſtanden werden muß; ſondern ſolches auch wol eine
andre flieſſende Materi ſeyn kan: gleichwie/ vor dieſem/ von dem Son-
nen-Meer/ geſagt worden/ daß es anders nichts/ denn eine gantz feurige
Glut. Wiewol ich darum das Sonnen-Meer/ mit dem Jovialiſchem/
nicht von gleicher Subſtantz halte.

Schoͤnwald. Wenn aber ſo viel Seen und Baͤche/ in der Jovis-
Kugel/ lauffen; wie daß wir denn keine/ auf Erden/ davon ſehen/ nach-
demmal ſie je ſo hell ſind?

Goldſtern. Weil dieſelbe/ gegen dem Erdboden/ wie ein untheil-
bares Puͤnctlein/ ſich verhalten: kan die Schwachheit unſerer Augen zu
ihnen nicht gelangen/ noch ſie/ in Geſtalt eines Meers/ Sees/ oder Bachs/
ergreiffen.

Der endli-
che Zweck
ſolcher Jo-
vis-Stri-
che.
Forell. Zu welchem Ende/ mag doch die Natur dieſen Planeten
alſo bordirt/ mit ſo mancherley Strichen und Binden beguͤrtet ha-
ben?

Goldſtern. Vermutlich hat ſie dieſelbe Striche zu Behaltern/
Schatzkaſten und Pflantzgaͤrten bereitet: daraus ſo wol das Jovialiſche

Meer/
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[944/1000] Der neunzehende Discurs/ maſſungen vorziehen. Wiewol die Planeten darum dennoch/ von mir/ nicht beflecket werden; wenn ich gleich dasjenige/ welches uns/ durch ſei- nen Schatten/ die Geſtalt eines Butzen unb Fleckens fuͤrbildet/ Mackeln oder Flecken nenne. Adlerhaupt. Der Kircherianiſche Stern-Wanderer ſolte/ zum Wahrzeichen/ einen Fiſch/ oder ein Buͤchslein voll Jovialiſches Ambers/ mit herunter haben gebracht: ſo haͤtte man deſto leichter ihm geglaubt/ daß/ in der Jovialiſchen Kugel/ wolriechende Thaͤler/ und hell-glaͤntzende Waſſer/ befindlich. Goldſtern. Nicht alle Waſſer geben Fiſche: ſo kan man auch nicht alle Thaͤler bewandeln: und/ koͤnnte man auch dieſes fuͤrwenden: weil der Jovialiſche Amber eiſen-feſt/ der Wandersmann aber ſich/ mit keiner ſchweren Hacken/ beladen koͤnnen/ ſo habe er auch nichts davon koͤnnen herab ſchlagen. Adlerhaupt. Das heiſſt aber nur geſchertzt/ und nicht geant- wortet. Goldſtern. Wie die Frage/ ſo muß auch die Antwort beſchaffen ſeyn. Verlangt aber mein Herꝛ eine ernſtliche; ſo erinnere er ſich unſerer gepflogenen Mond- und Sonnen-Diſcurſes/ darinn wir ſolche grund- maͤſſige Urſachen gegeben/ warum man die Planeten beydes fuͤr weich und feſt oder hart/ achten muͤſſe/ daß er auch dem Jupiter dergleichen wol zutrauen kan. Wiewol/ durch Meer/ und Seen/ nicht eben nothwen- dig ein Waſſer verſtanden werden muß; ſondern ſolches auch wol eine andre flieſſende Materi ſeyn kan: gleichwie/ vor dieſem/ von dem Son- nen-Meer/ geſagt worden/ daß es anders nichts/ denn eine gantz feurige Glut. Wiewol ich darum das Sonnen-Meer/ mit dem Jovialiſchem/ nicht von gleicher Subſtantz halte. Schoͤnwald. Wenn aber ſo viel Seen und Baͤche/ in der Jovis- Kugel/ lauffen; wie daß wir denn keine/ auf Erden/ davon ſehen/ nach- demmal ſie je ſo hell ſind? Goldſtern. Weil dieſelbe/ gegen dem Erdboden/ wie ein untheil- bares Puͤnctlein/ ſich verhalten: kan die Schwachheit unſerer Augen zu ihnen nicht gelangen/ noch ſie/ in Geſtalt eines Meers/ Sees/ oder Bachs/ ergreiffen. Forell. Zu welchem Ende/ mag doch die Natur dieſen Planeten alſo bordirt/ mit ſo mancherley Strichen und Binden beguͤrtet ha- ben? Der endli- che Zweck ſolcher Jo- vis-Stri- che. Goldſtern. Vermutlich hat ſie dieſelbe Striche zu Behaltern/ Schatzkaſten und Pflantzgaͤrten bereitet: daraus ſo wol das Jovialiſche Meer/

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 944. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1000>, abgerufen am 28.07.2024.