Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zwey und zwantzigste Discurs/ Jahr gelangt: Welches Plato/ für das ordentliche oder recht natürli-Platonis Alter.che Ziel menschliches Lebens/ gehalten: Und weil er selber solches erreicht/ (angemerckt/ er gerad das 81. Jahr/ ohn einigen Abgang/ erfüllet/ und eben an seinem Geburts-Tage/ verschieden) haben die Magi/ oder Mor- genländische Weisen/ welche eben damals zu Athen waren/ dem Verbli- chenen geopffert/ in Meinung/ dieser Mann wäre von mehr/ als mensch- licher Condition und Glück gewesen; weil er die aller vollkommeste Jahr- Zahl vollenbracht hätte. Winterschild. Aus dieser Meinung/ daß deß Leibs Aenderung Goldstern. Alsdenn soll eine Verändrung deß Leibs und Gemüts aus- (a) lib. 9. Sympofiac. quzst. 3. (*) Eine Quadrat-Zahl ist/ die aus zweyen gleichen multiplicirten/ entspringt: als
9/ aus dem verviel fältigtem 3; 16. aus 4. 49. aus 7. 81. aus 9. Der zwey und zwantzigſte Discurs/ Jahr gelangt: Welches Plato/ fuͤr das ordentliche oder recht natuͤrli-Platonis Alter.che Ziel menſchliches Lebens/ gehalten: Und weil er ſelber ſolches erreicht/ (angemerckt/ er gerad das 81. Jahr/ ohn einigen Abgang/ erfuͤllet/ und eben an ſeinem Geburts-Tage/ verſchieden) haben die Magi/ oder Mor- genlaͤndiſche Weiſen/ welche eben damals zu Athen waren/ dem Verbli- chenen geopffert/ in Meinung/ dieſer Mann waͤre von mehr/ als menſch- licher Condition und Gluͤck geweſen; weil er die aller vollkommeſte Jahr- Zahl vollenbracht haͤtte. Winterſchild. Aus dieſer Meinung/ daß deß Leibs Aenderung Goldſtern. Alsdenn ſoll eine Veraͤndrung deß Leibs und Gemuͤts aus- (a) lib. 9. Sympofiac. quzſt. 3. (*) Eine Quadrat-Zahl iſt/ die aus zweyen gleichen multiplicirten/ entſpringt: als
9/ aus dem verviel faͤltigtem 3; 16. aus 4. 49. aus 7. 81. aus 9. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f1452" n="1376"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der zwey und zwantzigſte Discurs/</hi></fw><lb/> Jahr gelangt: Welches Plato/ fuͤr das ordentliche oder recht natuͤrli-<lb/><note place="left">Platonis<lb/> Alter.</note>che Ziel menſchliches Lebens/ gehalten: Und weil er ſelber ſolches erreicht/<lb/> (angemerckt/ er gerad das 81. Jahr/ ohn einigen Abgang/ erfuͤllet/ und<lb/> eben an ſeinem Geburts-Tage/ verſchieden) haben die Magi/ oder Mor-<lb/> genlaͤndiſche Weiſen/ welche eben damals zu Athen waren/ dem Verbli-<lb/> chenen geopffert/ in Meinung/ dieſer Mann waͤre von mehr/ als menſch-<lb/> licher Condition und Gluͤck geweſen; weil er die aller vollkommeſte Jahr-<lb/> Zahl vollenbracht haͤtte.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Winterſchild.</hi> Aus dieſer Meinung/ daß deß Leibs Aenderung<lb/> in/ oder nach dem ſiebendem Jahr/ deß Gemuͤts (oder Verſtandes) aber<lb/><note place="left">Warum<lb/> dem Apollo<lb/> 7. den Mu-<lb/> ſen 9. zuge-<lb/> eignet wor-<lb/> den.</note>nach dem neundten/ vorfalle/ ruͤhrt es her/ daß man dem Apollo/ als ei-<lb/> nem Artzt deß Leibes/ die Sieben-Zahl geheiligt; und den Muſen/ oder<lb/> Kunſt-Fuͤrſtinnen/ welche das Gemuͤt kuriren/ die neundte: Wie<lb/> Plutarchus ſchreibt. <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">lib. 9. Sympofiac. quzſt.</hi> 3.</note> Denn die Muſic kan/ bekandter Maſſen/ die<lb/> beſtuͤrtzte Gemuͤter wieder ermuntern/ und begeiſtern. Wie/ wenn aber/<lb/> 7. und 9. zuſammen ſtoſſen?</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Goldſtern.</hi> Alsdenn ſoll eine Veraͤndrung deß Leibs und Gemuͤts<lb/> zugleich vorgehen; doch die Leibs-Veraͤnderung/ zu der Zeit/ ſo hefftig<lb/> nicht ſeyn/ als/ wenn die Zahl ſieben mal ſieben kommt. So wird auch<lb/> alsdenn das Gemuͤt (oder Sinn) deß Menſchen/ ſo hart nicht angegrif-<lb/> fen/ als bey neunmal neun. Denn man glaubt/ die Natur wuͤrcke ge-<lb/> waltiger/ in den Quadrat-Zahlen. <note place="foot" n="(*)">Eine Quadrat-Zahl iſt/ die aus zweyen gleichen multiplicirten/ entſpringt: als<lb/> 9/ aus dem verviel faͤltigtem 3; 16. aus 4. 49. aus 7. 81. aus 9.</note> Daher auch Cenſorinus deß<lb/> 63. Jahrs Veraͤndrungen nicht ſo ſtarck achtet/ als die 49. und 99.<lb/> Denn er ſchreibt alſo: <hi rendition="#fr">Man hat das 49. fuͤr das erſte Stuffen-<lb/> Jahr ausgegeben; das 81. fuͤr das letzte; das 63. aber/ ſo aus<lb/> beyden Zahlen (7. und 9.) vermengt iſt/ fuͤr das mittlere. Ob<lb/> gleich dieſes etliche/ fuͤr das allergefaͤhrlichſte ſchaͤtzen/ weil<lb/> es beydes Leib und Sinn beruͤhrt: halte ichs doch fuͤr ſchwaͤ-<lb/> cher</hi> (oder unkraͤfftiger) <hi rendition="#fr">denn die uͤbrige. Denn es begreifft zwar<lb/> beyde Zahlen (7. und 9.) aber keine Quadrat-Zahl. So hat<lb/> gewißlich auch diß (63.) Jahr nicht viel Leute/ ſo vor Alters<lb/> beruͤhmt geweſen/ weggenommen. Ariſtotelis von Stagir<lb/> ſein Ende finde ich zwar</hi> (in ſelbigem Jahr) <hi rendition="#fr">aber/ von demſelbi-<lb/> gen/ ſagt man/ er habe die natuͤrliche Schwachheit ſeines<lb/> Magens/ und die offtermalige Anſtoͤſſe ſeines kraͤncklenden<lb/> Leibes/ durch die Tugend</hi> (oder Krafft) <hi rendition="#fr">deß Gemuͤts ſo lange</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">aus-</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [1376/1452]
Der zwey und zwantzigſte Discurs/
Jahr gelangt: Welches Plato/ fuͤr das ordentliche oder recht natuͤrli-
che Ziel menſchliches Lebens/ gehalten: Und weil er ſelber ſolches erreicht/
(angemerckt/ er gerad das 81. Jahr/ ohn einigen Abgang/ erfuͤllet/ und
eben an ſeinem Geburts-Tage/ verſchieden) haben die Magi/ oder Mor-
genlaͤndiſche Weiſen/ welche eben damals zu Athen waren/ dem Verbli-
chenen geopffert/ in Meinung/ dieſer Mann waͤre von mehr/ als menſch-
licher Condition und Gluͤck geweſen; weil er die aller vollkommeſte Jahr-
Zahl vollenbracht haͤtte.
Platonis
Alter.
Winterſchild. Aus dieſer Meinung/ daß deß Leibs Aenderung
in/ oder nach dem ſiebendem Jahr/ deß Gemuͤts (oder Verſtandes) aber
nach dem neundten/ vorfalle/ ruͤhrt es her/ daß man dem Apollo/ als ei-
nem Artzt deß Leibes/ die Sieben-Zahl geheiligt; und den Muſen/ oder
Kunſt-Fuͤrſtinnen/ welche das Gemuͤt kuriren/ die neundte: Wie
Plutarchus ſchreibt. (a) Denn die Muſic kan/ bekandter Maſſen/ die
beſtuͤrtzte Gemuͤter wieder ermuntern/ und begeiſtern. Wie/ wenn aber/
7. und 9. zuſammen ſtoſſen?
Warum
dem Apollo
7. den Mu-
ſen 9. zuge-
eignet wor-
den.
Goldſtern. Alsdenn ſoll eine Veraͤndrung deß Leibs und Gemuͤts
zugleich vorgehen; doch die Leibs-Veraͤnderung/ zu der Zeit/ ſo hefftig
nicht ſeyn/ als/ wenn die Zahl ſieben mal ſieben kommt. So wird auch
alsdenn das Gemuͤt (oder Sinn) deß Menſchen/ ſo hart nicht angegrif-
fen/ als bey neunmal neun. Denn man glaubt/ die Natur wuͤrcke ge-
waltiger/ in den Quadrat-Zahlen. (*) Daher auch Cenſorinus deß
63. Jahrs Veraͤndrungen nicht ſo ſtarck achtet/ als die 49. und 99.
Denn er ſchreibt alſo: Man hat das 49. fuͤr das erſte Stuffen-
Jahr ausgegeben; das 81. fuͤr das letzte; das 63. aber/ ſo aus
beyden Zahlen (7. und 9.) vermengt iſt/ fuͤr das mittlere. Ob
gleich dieſes etliche/ fuͤr das allergefaͤhrlichſte ſchaͤtzen/ weil
es beydes Leib und Sinn beruͤhrt: halte ichs doch fuͤr ſchwaͤ-
cher (oder unkraͤfftiger) denn die uͤbrige. Denn es begreifft zwar
beyde Zahlen (7. und 9.) aber keine Quadrat-Zahl. So hat
gewißlich auch diß (63.) Jahr nicht viel Leute/ ſo vor Alters
beruͤhmt geweſen/ weggenommen. Ariſtotelis von Stagir
ſein Ende finde ich zwar (in ſelbigem Jahr) aber/ von demſelbi-
gen/ ſagt man/ er habe die natuͤrliche Schwachheit ſeines
Magens/ und die offtermalige Anſtoͤſſe ſeines kraͤncklenden
Leibes/ durch die Tugend (oder Krafft) deß Gemuͤts ſo lange
aus-
(a) lib. 9. Sympofiac. quzſt. 3.
(*) Eine Quadrat-Zahl iſt/ die aus zweyen gleichen multiplicirten/ entſpringt: als
9/ aus dem verviel faͤltigtem 3; 16. aus 4. 49. aus 7. 81. aus 9.
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