Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von der Vorverkündigung/ aus dem Gestirn/ etc. lio/ Ambrosio/ Hieronymo/ und Augustino: Ja/ vom Concilio Brac-carensi, werden sie/ mit dem Bann/ bedrohet: Si quis animas & cor- pora humana fatalibus stellis credit astringi, sicut Pagani & Prilcillia- nistae dixerunt, Anathema sit! (a) So jemand glaubt/ daß die Seelen/ und menschliche Leiber/ ans Geschick der Sterne/ gebunden seyn; der sey verflucht! Es steht aber gleichwol nicht umsonst dabey; Sicut Pagani & Priscillianistae dixerunt; Wie die Heiden/ und Priscillianisten sagen. Denn alle Verkündigung aus dem Gestirn wird hiemit nicht verboten; sondern allein die Chaldoet- sche/ und andre dergleichen/ durch welche der freye Will menschlicher Handlung verleugnet/ und dem Menschen zugleich die edelste Eigen- schafft seiner Natur abgespannet/ wie auch seines Schöpffers/ an ihm leuchtende/ herrliche Gnade vertunckelt und verleumdet wird. Ja theils Heiden haben so gröblich sich hierinn verstossen/ daß sie GOtt selbsten die Hände mit dem Stern-Zwange/ verstricken wollen; unter welchen Ra- senden auch die Stoici waren. Denn wie viel diese Störr-Köpffe dem Stern-Lauffe zugegeben/ gibt ihr grosses Jahr gnug zu verstehen/ des- sen Umläuffen sie die nothwendige Ausbrennungen der Welt zurechneten/ welche durchs Feuer gereiniget werden müsste. (b) S. Angustinus ver- meint zwar/ die Stoici hätten/ durch das Fatum, den Willen deß Höch- sten GOttes fürnemlich verstanden: aber die Zier unserer Gelehrten/ Herr Thomasius/ welcher mit dem Bley-Senckel seiner Untersuchung die Gründe dieser heidnischen Sect etwas tieffer erkündiget hat/ versi- chert uns mit einem guten Schein/ solche Erklährung deß heiligen Augu- stini sey gütlicher und gelinder/ als daß sie/ mit den Stoischen Urgrün- den/ solte bestehen können; und das Sidereum fatum, oder Stern-Ge- schick der Stoicorum wol rech sidareon, oder eisern/ so gar/ daß es/ auch von ihrem GOtt selbsten/ nicht möge gebrochen werden. (c) Billig seynd derhalben/ nicht allein von heidnischen/ sondern auch sie (a) Concil. Braccarens. 1. c. 8. eitante Vossio lib. 2. de Idol. p. 572. (b) De quo legendus incomparabilis Dn. Thomasius, in Exerc. de Stoica Mundi Ex- ustione Dissert. V. §. 34. (c) V. laudatiss. Dn. Auth. Dissert. 13. & 20. d. Exerc. (d) Teste Tit. de Malefic. & Mathemat. Z z z z z z z iij
Von der Vorverkuͤndigung/ aus dem Geſtirn/ ꝛc. lio/ Ambroſio/ Hieronymo/ und Auguſtino: Ja/ vom Concilio Brac-carenſi, werden ſie/ mit dem Bann/ bedrohet: Si quis animas & cor- pora humana fatalibus ſtellis credit aſtringi, ſicut Pagani & Prilcillia- niſtæ dixerunt, Anathema ſit! (a) So jemand glaubt/ daß die Seelen/ und menſchliche Leiber/ ans Geſchick der Sterne/ gebunden ſeyn; der ſey verflucht! Es ſteht aber gleichwol nicht umſonſt dabey; Sicut Pagani & Priſcillianiſtæ dixerunt; Wie die Heiden/ und Priſcillianiſten ſagen. Denn alle Verkuͤndigung aus dem Geſtirn wird hiemit nicht verboten; ſondern allein die Chaldœt- ſche/ und andre dergleichen/ durch welche der freye Will menſchlicher Handlung verleugnet/ und dem Menſchen zugleich die edelſte Eigen- ſchafft ſeiner Natur abgeſpannet/ wie auch ſeines Schoͤpffers/ an ihm leuchtende/ herꝛliche Gnade vertunckelt und verleumdet wird. Ja theils Heiden haben ſo groͤblich ſich hierinn verſtoſſen/ daß ſie GOtt ſelbſten die Haͤnde mit dem Stern-Zwange/ verſtricken wollen; unter welchen Ra- ſenden auch die Stoici waren. Denn wie viel dieſe Stoͤrꝛ-Koͤpffe dem Stern-Lauffe zugegeben/ gibt ihr groſſes Jahr gnug zu verſtehen/ deſ- ſen Umlaͤuffen ſie die nothwendige Ausbrennungen der Welt zurechneten/ welche durchs Feuer gereiniget werden muͤſſte. (b) S. Anguſtinus ver- meint zwar/ die Stoici haͤtten/ durch das Fatum, den Willen deß Hoͤch- ſten GOttes fuͤrnemlich verſtanden: aber die Zier unſerer Gelehrten/ Herꝛ Thomaſius/ welcher mit dem Bley-Senckel ſeiner Unterſuchung die Gruͤnde dieſer heidniſchen Sect etwas tieffer erkuͤndiget hat/ verſi- chert uns mit einem guten Schein/ ſolche Erklaͤhrung deß heiligen Augu- ſtini ſey guͤtlicher und gelinder/ als daß ſie/ mit den Stoiſchen Urgruͤn- den/ ſolte beſtehen koͤnnen; und das Sidereum fatum, oder Stern-Ge- ſchick der Stoicorum wol rech σιδάρεον, oder eiſern/ ſo gar/ daß es/ auch von ihrem GOtt ſelbſten/ nicht moͤge gebrochen werden. (c) Billig ſeynd derhalben/ nicht allein von heidniſchen/ ſondern auch ſie (a) Concil. Braccarenſ. 1. c. 8. eitante Voſſio lib. 2. de Idol. p. 572. (b) De quo legendus incomparabilis Dn. Thomaſius, in Exerc. de Stoica Mundi Ex- uſtione Diſſert. V. §. 34. (c) V. laudatiſs. Dn. Auth. Diſſert. 13. & 20. d. Exerc. (d) Teſte Tit. de Malefic. & Mathemat. Z z z z z z z iij
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Von der Vorverkuͤndigung/ aus dem Geſtirn/ ꝛc.
lio/ Ambroſio/ Hieronymo/ und Auguſtino: Ja/ vom Concilio Brac-
carenſi, werden ſie/ mit dem Bann/ bedrohet: Si quis animas & cor-
pora humana fatalibus ſtellis credit aſtringi, ſicut Pagani & Prilcillia-
niſtæ dixerunt, Anathema ſit! (a) So jemand glaubt/ daß die
Seelen/ und menſchliche Leiber/ ans Geſchick der Sterne/
gebunden ſeyn; der ſey verflucht! Es ſteht aber gleichwol nicht
umſonſt dabey; Sicut Pagani & Priſcillianiſtæ dixerunt; Wie die
Heiden/ und Priſcillianiſten ſagen. Denn alle Verkuͤndigung
aus dem Geſtirn wird hiemit nicht verboten; ſondern allein die Chaldœt-
ſche/ und andre dergleichen/ durch welche der freye Will menſchlicher
Handlung verleugnet/ und dem Menſchen zugleich die edelſte Eigen-
ſchafft ſeiner Natur abgeſpannet/ wie auch ſeines Schoͤpffers/ an ihm
leuchtende/ herꝛliche Gnade vertunckelt und verleumdet wird. Ja theils
Heiden haben ſo groͤblich ſich hierinn verſtoſſen/ daß ſie GOtt ſelbſten die
Haͤnde mit dem Stern-Zwange/ verſtricken wollen; unter welchen Ra-
ſenden auch die Stoici waren. Denn wie viel dieſe Stoͤrꝛ-Koͤpffe dem
Stern-Lauffe zugegeben/ gibt ihr groſſes Jahr gnug zu verſtehen/ deſ-
ſen Umlaͤuffen ſie die nothwendige Ausbrennungen der Welt zurechneten/
welche durchs Feuer gereiniget werden muͤſſte. (b) S. Anguſtinus ver-
meint zwar/ die Stoici haͤtten/ durch das Fatum, den Willen deß Hoͤch-
ſten GOttes fuͤrnemlich verſtanden: aber die Zier unſerer Gelehrten/
Herꝛ Thomaſius/ welcher mit dem Bley-Senckel ſeiner Unterſuchung
die Gruͤnde dieſer heidniſchen Sect etwas tieffer erkuͤndiget hat/ verſi-
chert uns mit einem guten Schein/ ſolche Erklaͤhrung deß heiligen Augu-
ſtini ſey guͤtlicher und gelinder/ als daß ſie/ mit den Stoiſchen Urgruͤn-
den/ ſolte beſtehen koͤnnen; und das Sidereum fatum, oder Stern-Ge-
ſchick der Stoicorum wol rech σιδάρεον, oder eiſern/ ſo gar/ daß es/ auch
von ihrem GOtt ſelbſten/ nicht moͤge gebrochen werden. (c)
Billig ſeynd derhalben/ nicht allein von heidniſchen/ ſondern auch
Chriſtlichen Kaͤiſern dergleichen Sterndeutern/ durch welche die Sterne/
fuͤr Geſetzgeber unſerer Handlungen und Begebenheiten/ ja gar fuͤr ty-
ranniſche Gebieter der Tugenden und Laſter/ beruͤchtiget werden/ der
buͤrgerlichen Gemeinſchafft und Converſation unwuͤrdig erkannt/ und
zur Stadt Rom hinaus getrieben worden. (d) Und gewißlich wuͤrden
ſie
(a) Concil. Braccarenſ. 1. c. 8. eitante Voſſio lib. 2. de Idol. p. 572.
(b) De quo legendus incomparabilis Dn. Thomaſius, in Exerc. de Stoica Mundi Ex-
uſtione Diſſert. V. §. 34.
(c) V. laudatiſs. Dn. Auth. Diſſert. 13. & 20. d. Exerc.
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