Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von der Vorverkündigung/ aus dem Gestirn/ etc. Ausgrüblung deß Lebens-Lauffs helffe. Kan man der Gefahr nicht ent-gehen; warum solte ich denn viel darnach forschen/ bey dem Gestirn? Goldstern. Jch heisse solches zwar Niemanden: halte auch nicht Winterschild. Hiezu nöthiget uns zwar ohne das die Ungewiß- Thua- D d d d d d d d d
Von der Vorverkuͤndigung/ aus dem Geſtirn/ ꝛc. Ausgruͤblung deß Lebens-Lauffs helffe. Kan man der Gefahr nicht ent-gehen; warum ſolte ich denn viel darnach forſchen/ bey dem Geſtirn? Goldſtern. Jch heiſſe ſolches zwar Niemanden: halte auch nicht Winterſchild. Hiezu noͤthiget uns zwar ohne das die Ungewiß- Thua- D d d d d d d d d
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Von der Vorverkuͤndigung/ aus dem Geſtirn/ ꝛc.
Ausgruͤblung deß Lebens-Lauffs helffe. Kan man der Gefahr nicht ent-
gehen; warum ſolte ich denn viel darnach forſchen/ bey dem Geſtirn?
Goldſtern. Jch heiſſe ſolches zwar Niemanden: halte auch nicht
dafuͤr/ daß allemal die Gefahr unuͤberwindlich/ oder durch Fuͤrſichtig-
tigkeit nicht zu verhuͤten ſey; wenn man nur ſein Vertrauen dabey auf
GOtt/ und nicht auf das Geſtirn/ ſetzte/ immittelſt doch fein behutſam
wandelte/ und gleichwol die Wercke ſeines Beruffs deßwegen keinen
Augenblick unterlieſſe/ den Ausgang aber/ durch ein fleiſſiges Gebet/ dem
lieben GOtt heimſtellete/ und Jhn/ um Abwendung alles Ungluͤcks/ eif-
rig erſuchte. Wenn aber je die Stern-Prophezey dennoch ſolte erfuͤllet
werden; koͤnnte es gleichwol ſo viel nutzen/ daß jemand hiedurch veranlaſ-
ſet wuͤrde/ ſein Haus fein zu beſchicken/ auch ſich mit GOtt zu verſoͤhnen/
und zum ſeligen Ende Chriſtlich zu bereiten.
Winterſchild. Hiezu noͤthiget uns zwar ohne das die Ungewiß-
heit unſerer Lebens-Friſt/ und die Gewißheit unſerer Sterblichkeit: und
doͤrffen wir nur/ auf die taͤgliche Beyſpiele der Verſcheidenden/ ſehen: ſo
wuͤrde es uns/ an guter Erinnerung und Vorbereitung/ nicht leicht/ ja!
viel weniger ermangeln/ als ob wir den gantzen Himmels-Lauff alle Ta-
ge aufs genauſte durchſuchten. Das Ende findet keinen geſchickter/ als
den/ der es ſtets unterſucht und bedenckt. Aber doch leugne ich indeſſen
nicht/ daß mir dißſalls nicht wenig wunderliche Faͤlle noch unentfallen.
Jch weiß/ daß ein gewiſſer Doctor der Artzeney/ welcher zugleich Profeſ-
ſor/ und ein trefflicher Mathematicus war/ ungefaͤhr 14. Tage vor ſei-
nem Ende/ mit ſeinen Tiſch-Genoſſen/ auf dergleichen Diſcurſe gekom-
men/ und dabey/ neben andren/ ſeine eigene Nativitaͤt herfuͤr gebracht/
auch zugleich unterſchiedliches von der Handkuͤndigung gediſcurrirt: da er
denn endlich ſich verlauten laſſen/ wenn es nach dem Jnhalt ſeiner Ge-
burts-Stellung gehen ſolte/ doͤrffte uͤber vierzehen Tage ſein Uhrlein aus-
geloffen ſeyn: Wiewol er nichts darauf hielte. Um ſelbige Zeit/ ward
er/ zu einer fuͤrnehmen Stands-Perſon/ in Kammer-Wagen/ aufs
Land geholt/ um dieſelbe zu kuriren/ nicht wiſſend/ daß es bald/ Medice
cura teipſum, wiewol vergeblich/ heiſſen wuͤrde. Wie man ihn zuruͤck
fuͤhrt/ werden die Pferde ſcheu/ und wollen von der Brucken ins Waſſer
ſpringen: weßwegen er ſich zur Kutſchen heraus wirfft/ und den lincken
Arm bricht. Wozu (weiß nicht mehr/ iſts durch einen Fehler deß Wund-
Artztes/ oder durch andre Zufaͤlle/ verurſacht) der kalte Brand geſchla-
gen/ und ihn/ in kurtzer Zeit gantz kalt gemacht. Jch bin deſſen deſto
mehr verſichert/ weil er mir ziemlich nahe verwandt geweſen.
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