Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von der Vorverkündigung aus dem Gestirn/ etc. daß der Menschen-Schnitter die Astrologische Zirckeln/ mit seiner Sen-sen/ durchschneidet/ und früh mit demselben davon eilet/ welchen man nach Verheissung der Nativität/ allererst/ in einem hohen Grab-geneig- tem Alter/ hinzu singen verhoffte? Goldstern. Der Herr wird von mir noch nie gehört haben/ daß Der von Flisco löset es auf diese Art: Das Lebens-Ziel kan/ auf (*) als-
Von der Vorverkuͤndigung aus dem Geſtirn/ ꝛc. daß der Menſchen-Schnitter die Aſtrologiſche Zirckeln/ mit ſeiner Sen-ſen/ durchſchneidet/ und fruͤh mit demſelben davon eilet/ welchen man nach Verheiſſung der Nativitaͤt/ allererſt/ in einem hohen Grab-geneig- tem Alter/ hinzu ſingen verhoffte? Goldſtern. Der Herꝛ wird von mir noch nie gehoͤrt haben/ daß Der von Fliſco loͤſet es auf dieſe Art: Das Lebens-Ziel kan/ auf (*) als-
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Von der Vorverkuͤndigung aus dem Geſtirn/ ꝛc.
daß der Menſchen-Schnitter die Aſtrologiſche Zirckeln/ mit ſeiner Sen-
ſen/ durchſchneidet/ und fruͤh mit demſelben davon eilet/ welchen man
nach Verheiſſung der Nativitaͤt/ allererſt/ in einem hohen Grab-geneig-
tem Alter/ hinzu ſingen verhoffte?
Goldſtern. Der Herꝛ wird von mir noch nie gehoͤrt haben/ daß
ich die Prognoſticirung der Lebens-Laͤnge haͤtte allerdings gebilliget/ oder
derſelben eine Unfehlbarkeit zugeeignet: wiewol ich darum nicht leugne/
daß dergleichen Aſtrologiſche Verkuͤndigung bisweilen eben ſo wol/ als
andre/ und zwar nicht ſelten/ mit dem Ausgange uͤberein geſtimmet.
Unterdeſſen muß man dennoch die Kunſt und Wiſſenſchafft in ihrem
Wehrt laſſen. Damit aber die Herren nicht gedencken moͤgen/ als wolte
ich/ fuͤr meine Perſon/ den Leuten rahten/ die Vorwiſſenſchafft ihres To-
des einem Sterndeuter abzukauffen/ und ſolche nicht vielmehr dem Wil-
len GOttes vertraulich zu unterwerffen; oder als wolte ich/ aus derglei-
chen Vordeutungen/ ihnen lauter Orackel und unvermeidliche Begeg-
niſſen machen: will ich die Antwort hierauf/ nach andrer Leute Gedancken/
richten; ſage demnach alſo: Es kan ſeyn/ daß der Geburts-Stern-
Forſcher prophezeyt/ einer werde ein Platoniſcher Alter/ nemlich das 81.
Jahr/ erreichen: ihn doͤrffte zwar/ im 56. als einem Gefahr-Jahr/ im
Auguſt-Monat/ wegen Entzuͤndung deß Gebluͤts/ das Tertian-Fieber
angreiffen; in Betrachtung/ daß ſelbiges ein Gefahr-Jahr/ und der
boͤſe Planet ſich im Horoſcopo Revolutionis, befuͤnde; die guͤtige aber im
ſechſten und achten Hauſe ſtehen; weil aber das ſechſte und achte von den
Guͤtigen regiert wird/ werde er geneſen/ und das 81. Jahr erleben: Er
wird/ in voran gekuͤndigtem Monat kranck/ und laͤſſt den Artzt kommen;
ſtirbt aber etwan in wenig Tagen: da fragt ſichs/ wie die Kunſt ſich deß
Betrugs entſchuͤtten moͤge/ wenn ſie/ aus dem Geſtirn/ viel ein weiteres
Lebens-Ziel hat angegeben?
Welcher
Geſtalt/ auf
eine recht
geſtellte
Nativitaͤt/
dennoch ein
widriger
Ausgang
koͤnne er-
folgen.
Der von Fliſco loͤſet es auf dieſe Art: Das Lebens-Ziel kan/ auf
zweyerley Maſſe/ betrachtet werden; Erſtlich/ nach dem Geſtirn/ und ſol-
cher Geſtalt zwar natuͤrlich. Denn einige glauben/ wenn das rechte Mo-
ment der Geburt bekant iſt/ ſo koͤnne das Lebens-Ziel wol erkundiget wer-
den/ im Fall der Sterndeuter nur der Kunſt recht erfahren. Zum An-
dern/ nach dem Menſchen ſelbſten/ und deſſen Verhalten. Denn wofern
derſelbe nicht maͤſſig und ordentlich lebt/ ſondern ſeinen Begierden den
Zuͤgel verhengt/ der Wolluſt und deß Lieb-Spiels zuviel pflegt/ den Ma-
gen mit Bier oder Wein uͤberſchwemmet: kan die geſchwaͤchte Natur
leicht unten ligen: angemerckt/ die natuͤrliche Waͤrme/ bey Abnehmung
der Lebens-Feuchte/ in der unnatuͤrlichen und auswuͤrffigen Feuchtigkeit/
(*) als-
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