Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der drey und zwantzigste Discurs/ Wiewol dennoch das Gestirn beydes Hoffnung/ und Gefahr/ unterdes-sen kan vergröffern. Glücks und Jn geringerm Ansehen steht bey mir/ was die Sternkündiger insge- Reichtums Der Ge- heit
Der drey und zwantzigſte Discurs/ Wiewol dennoch das Geſtirn beydes Hoffnung/ und Gefahr/ unterdeſ-ſen kan vergroͤffern. Gluͤcks und Jn geringerm Anſehen ſteht bey mir/ was die Sternkuͤndiger insge- Reichtums Der Ge- heit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f1642" n="1564"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der drey und zwantzigſte Discurs/</hi></fw><lb/> Wiewol dennoch das Geſtirn beydes Hoffnung/ und Gefahr/ unterdeſ-<lb/> ſen kan vergroͤffern.</p><lb/> <p><note place="left">Gluͤcks und<lb/> Ungluͤcks.</note>Da hat der Herꝛ dasjenige/ was ohne Zweifel/ in der Natur/ eini-<lb/> gen Grund; wiewol der Aſtrologus darum nicht allemal einen ſolchen<lb/> Bleywurff hat/ womit er ſolchen Grund moͤchte erreichen; und derwegen<lb/> nicht ſelten fehlet.</p><lb/> <p>Jn geringerm Anſehen ſteht bey mir/ was die Sternkuͤndiger insge-<lb/> mein/ von Gluͤck und Ungluͤck/ Reichthum/ Eltern/ Heirathen/ Kindern/<lb/> und allerhand aͤuſſerlichen Faͤllen/ ſchwatzen. Doch gefaͤllt mir die Mei-<lb/> nung offt-gedachten Herꝛn Treuens ſo uͤbel nicht: welcher ſolche Leute<lb/> fuͤr gluͤckſelig achtet/ derer fuͤrnehme Nativitaͤts-Oerter mit guten Pla-<lb/> neten geziert ſind/ oder da die gute Planeten mit beyden Liechtern in guter<lb/> lieblicher Conſtellation ſtehen. Denn weil dergleichen Leute ſich/ mit an-<lb/> genehmen Sitten/ beliebt machen koͤnnen: glaube ich wol/ daß ſie dadurch<lb/> ihr Gluͤck nicht wenig befoͤrdern. Wie hingegen die boͤſe Planeten un-<lb/> freundliche Sitten/ und dieſe dem Menſchen viel Anſtoͤſſe erwecken: Fin-<lb/> det ſich/ in der Nativitaͤt/ beydes; ſo mag es dem Menſchen zwar mit Hei-<lb/> raten/ und andern zeitlichen Gluͤckſeligkeit gelingen/ doch ohne groſſe/ viel-<lb/> faͤltige Mißgunſt/ und andre Widerwertigkeiten/ nicht abgehen.</p><lb/> <p><note place="left">Reichtums<lb/> und Armut.</note>Begruͤſſen Jupiter und Venus (und zwar jener <hi rendition="#aq">directè</hi>) den Mer-<lb/> kur und Saturn mit einem gedritten oder geſechſten Schein/ und ſtehen<lb/> uͤber ſie erhaben/ (das iſt/ haben mehr Aſpecten) oder hoͤher/ in einem an-<lb/> dern <hi rendition="#aq">cardine,</hi> oder in dem orientiſchen Himmels-Theil/ bey aufſteigendem<lb/> Zeichen: ſo bedeutet es Reichthum. Wie denn auch nicht ungereimt/ un-<lb/> ter den Fixſternen etliche/ als das <hi rendition="#fr">Leuen-Hertz/</hi> die Korn-Aehre/ der<lb/> Fuhrmann/ die Wage/ die rechte Schulter Orions/ und der Schwantz<lb/> deß Schwans/ dahin gedeutet werden: wenn ſie ſich/ an fuͤrnehmen Or-<lb/> ten der Nativitaͤt/ laſſen antreffen: dahingegen ſie/ deym Saturn/ Doͤrff-<lb/> tigkeit anzeigen. Wo Saturn dem Jupiter und der Venus/ in der<lb/> Staͤrcke/ obſiegt; da ſetzt es gemeiniglich ſchmale Biſſen. Hieher kan<lb/> man gleichfalls die Bedeutung der Dignitaͤten/ nemlich auf Wolver-<lb/> moͤglichkeit/ ziehen.</p><lb/> <p><note place="left">Der Ge-<lb/> ſchwiſter/ ꝛc.<lb/> Heirahten.</note>Weiter: Daß man/ auß deß Bruders/ oder Sohns Nativitaͤt/ von<lb/> Geſchwiſtern und Eltern etwas verkuͤndigen will; wird/ von vernuͤnffti-<lb/> gen Aſtrologis billig/ als ein leeres Gewaͤſch/ verworffen. Wer entſchloſ-<lb/> ſen/ den Eheſtand einzutretten/ dem rahten die Sterkuͤndiger/ er ſolle ſich/<lb/> um der verlangten Perſon Geburts-Stunde bemuͤhen/ dieſelbe aſtrolo-<lb/> giſch betrachten/ und gegen die ſeinige halten laſſen: um zu ſehen/ ob er be-<lb/> ſtaͤndige Liebe/ und Leibes-Erben/ von ihr zu hoffen habe? Aber die War-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">heit</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [1564/1642]
Der drey und zwantzigſte Discurs/
Wiewol dennoch das Geſtirn beydes Hoffnung/ und Gefahr/ unterdeſ-
ſen kan vergroͤffern.
Da hat der Herꝛ dasjenige/ was ohne Zweifel/ in der Natur/ eini-
gen Grund; wiewol der Aſtrologus darum nicht allemal einen ſolchen
Bleywurff hat/ womit er ſolchen Grund moͤchte erreichen; und derwegen
nicht ſelten fehlet.
Gluͤcks und
Ungluͤcks.
Jn geringerm Anſehen ſteht bey mir/ was die Sternkuͤndiger insge-
mein/ von Gluͤck und Ungluͤck/ Reichthum/ Eltern/ Heirathen/ Kindern/
und allerhand aͤuſſerlichen Faͤllen/ ſchwatzen. Doch gefaͤllt mir die Mei-
nung offt-gedachten Herꝛn Treuens ſo uͤbel nicht: welcher ſolche Leute
fuͤr gluͤckſelig achtet/ derer fuͤrnehme Nativitaͤts-Oerter mit guten Pla-
neten geziert ſind/ oder da die gute Planeten mit beyden Liechtern in guter
lieblicher Conſtellation ſtehen. Denn weil dergleichen Leute ſich/ mit an-
genehmen Sitten/ beliebt machen koͤnnen: glaube ich wol/ daß ſie dadurch
ihr Gluͤck nicht wenig befoͤrdern. Wie hingegen die boͤſe Planeten un-
freundliche Sitten/ und dieſe dem Menſchen viel Anſtoͤſſe erwecken: Fin-
det ſich/ in der Nativitaͤt/ beydes; ſo mag es dem Menſchen zwar mit Hei-
raten/ und andern zeitlichen Gluͤckſeligkeit gelingen/ doch ohne groſſe/ viel-
faͤltige Mißgunſt/ und andre Widerwertigkeiten/ nicht abgehen.
Begruͤſſen Jupiter und Venus (und zwar jener directè) den Mer-
kur und Saturn mit einem gedritten oder geſechſten Schein/ und ſtehen
uͤber ſie erhaben/ (das iſt/ haben mehr Aſpecten) oder hoͤher/ in einem an-
dern cardine, oder in dem orientiſchen Himmels-Theil/ bey aufſteigendem
Zeichen: ſo bedeutet es Reichthum. Wie denn auch nicht ungereimt/ un-
ter den Fixſternen etliche/ als das Leuen-Hertz/ die Korn-Aehre/ der
Fuhrmann/ die Wage/ die rechte Schulter Orions/ und der Schwantz
deß Schwans/ dahin gedeutet werden: wenn ſie ſich/ an fuͤrnehmen Or-
ten der Nativitaͤt/ laſſen antreffen: dahingegen ſie/ deym Saturn/ Doͤrff-
tigkeit anzeigen. Wo Saturn dem Jupiter und der Venus/ in der
Staͤrcke/ obſiegt; da ſetzt es gemeiniglich ſchmale Biſſen. Hieher kan
man gleichfalls die Bedeutung der Dignitaͤten/ nemlich auf Wolver-
moͤglichkeit/ ziehen.
Reichtums
und Armut.
Weiter: Daß man/ auß deß Bruders/ oder Sohns Nativitaͤt/ von
Geſchwiſtern und Eltern etwas verkuͤndigen will; wird/ von vernuͤnffti-
gen Aſtrologis billig/ als ein leeres Gewaͤſch/ verworffen. Wer entſchloſ-
ſen/ den Eheſtand einzutretten/ dem rahten die Sterkuͤndiger/ er ſolle ſich/
um der verlangten Perſon Geburts-Stunde bemuͤhen/ dieſelbe aſtrolo-
giſch betrachten/ und gegen die ſeinige halten laſſen: um zu ſehen/ ob er be-
ſtaͤndige Liebe/ und Leibes-Erben/ von ihr zu hoffen habe? Aber die War-
heit
Der Ge-
ſchwiſter/ ꝛc.
Heirahten.
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