Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.von der Welt Anfang und Ende. weit von sich geworffen. Er kunte ruckwerts über Pferde und Wagenspringen; eine silberne Schüssel/ zwischen zweyen Fingern krümmen: und that überdas noch viel andre Dinge/ welche nicht geringer/ als diejenige/ so Plinius/ (a) vom Julio Valente/ und Milone/ erzehlet. Winterschild. Der hat gewiß auch keine stroherne Arme gehabt/ Schönwald. Das halte ich mehr/ für eine behende Künheit/ als Winterschild. Nicht ein jedweder ist/ auf solche Griffe/ abgerich- Aus dem Galeno/ mag keines weges dargethan werden die Verrin- der X iij
von der Welt Anfang und Ende. weit von ſich geworffen. Er kunte ruckwerts uͤber Pferde und Wagenſpringen; eine ſilberne Schuͤſſel/ zwiſchen zweyen Fingern kruͤmmen: und that uͤberdas noch viel andre Dinge/ welche nicht geringer/ als diejenige/ ſo Plinius/ (a) vom Julio Valente/ und Milone/ erzehlet. Winterſchild. Der hat gewiß auch keine ſtroherne Arme gehabt/ Schoͤnwald. Das halte ich mehr/ fuͤr eine behende Kuͤnheit/ als Winterſchild. Nicht ein jedweder iſt/ auf ſolche Griffe/ abgerich- Aus dem Galeno/ mag keines weges dargethan werden die Verrin- der X iij
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von der Welt Anfang und Ende.
weit von ſich geworffen. Er kunte ruckwerts uͤber Pferde und Wagen
ſpringen; eine ſilberne Schuͤſſel/ zwiſchen zweyen Fingern kruͤmmen: und
that uͤberdas noch viel andre Dinge/ welche nicht geringer/ als diejenige/
ſo Plinius/ (a) vom Julio Valente/ und Milone/ erzehlet.
Winterſchild. Der hat gewiß auch keine ſtroherne Arme gehabt/
welcher/ wie vorgenannter Vega/ mit ſeinem Augen-Gezeugniß/ be-
glaubt/ einen grimmigen und gewaltig-ſtaꝛcken Farren/ bey den Hoͤrnern/
ergriffen/ und nidergeworffen.
Schoͤnwald. Das halte ich mehr/ fuͤr eine behende Kuͤnheit/ als
ſonderbares Wunder der Staͤrcke. Denn wenn der Ochs die Hoͤrner
zum Stoſſe richtet/ und zu dem Ende den Kopff etwas ſencket; findet die
behertzte Geſchwindigkeit eines friſchen verwogenen Kerls/ groſſen Vor-
theil/ ihm den Kopff vollends unter ſich zu reiſſen/ und ihn zu ſtuͤrtzen. Ge-
ſtaltſam ſolches bisweilen auch/ in den Thier-Kaͤmpffen/ ſich begibt/ daß
der Baͤr dem Ochſen/ indem dieſer die Hoͤrner jenem an die Bruſt geſetzt/
und ihn zu ſpieſſen gedenckt/ dieſelbe mit ſeinen Klauen beſchlaͤgt/ und wo-
fern ſie nicht in der rechten Menſur/ oder Lager/ ſondern ein wenig zu tieff
gebuͤckt ſtehen/ dabey/ mit leichter Muͤhe/ zu Boden zeucht/ oder ihn ſo
unterdruͤckt/ daß er den Kopff nicht wieder empor heben kan/ ſondern den
beiſſenden Baͤren auf dem Halſe leiden/ und fuͤhlen muß. Und was fuͤr
Kuͤnheiten begehen nicht die Spanier/ an ihren Ochſen-Feſten? Da
zwar mancher bisweilen/ von dem Ochſen/ gute Stoͤſſe bekommt/ man-
cher ihn aber/ durch eine wolabgerichtete und geuͤbte Hurtigkeit/ geſchwin-
de uͤbern Toͤlpel wirfft.
Winterſchild. Nicht ein jedweder iſt/ auf ſolche Griffe/ abgerich-
tet/ und giebt ſich der Vortheil nicht ſtets einem jeglichem in die Hand.
So brauchen auch die Spanniſche Ochſen-Ringer noch andre Rencke/
den Ochſen zu faͤllen. Aber ein Kerl/ der ſolches/ zur Bewehrung ſeiner
Staͤrcke/ allezeit zu thun ſich unterſtehet/ ſo offt mans von ihm begehrt/
muß gewißlich/ mit ungemeinen Kraͤfften/ von der Natur/ ausgeruͤſtet
ſeyn/ und nicht viel ſchwaͤcher/ als der jenige/ welcher eine gantze Taffel
voll Speiſen/ mit einer Hand/ beym Fuß/ ergriffen/ empor gehebt/ und
ſo gehalten/ auch zween groſſe Kerls/ mit ausgeſtreckten Armen/ auf jeg-
licher Hand-Flache einen/ getragen: wie vorhin-benamſter Vega ſol-
chen atlantiſchen Traͤger gleichfalls ſelbſt geſehen.
Aus dem Galeno/ mag keines weges dargethan werden die Verrin-
gerung menſchlicher Kraͤffte. Denn derſelbe ſchreibt nur/ daß/ zu Hip-
pocratis Zeiten/ die Leute/ wegen ihrer Maͤſſigkeit/ und guten Lebens-
Ordnung/ ſtaͤrcker geweſen; und nicht ins gemein aus groͤſſeren Kraͤfften
der
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