Weisse Ber- ge in dem Mond.die so gar hell-gläntzende Oerter/ und weislecht-blancke Berge auch von Gyps: welche uns denn ein klärers und stärckers Licht leuchten liessen/ als die andren Berge/ die aus einer schwärtzeren Materi zusammen ge- häufft.
Winterschild. Der Herr macht mich hiebey gedencken/ an die (a) In Itinere in Lunam Di- al. 1. c. 2. pag. 91.Verwunderungs-Worte/ welche Kircherus seinem Theodid[a]cto (a) zueignet/ da er denselben/ in der Mond-Kugel/ zu dem Cosmiel also re- den macht. Hoc dicto, supra altissimum montis Lunaris apicem me dimissum constituit: & ecce! nova & inusitata rerum facies oculis oc- currit meis: hic omnia nova & inaudita, & multum a natura terrae in omnibus differens theatrum aperitur: hic valles profundissimae, hic montium concatenati ordines, hic immensus Oceani, marium lacuumque protractus: heic insulae Oceano infertae, & montibus al- tissimis circumdatae: heic flumina ex montibus altissimis erumpentia, per varios gyros sese in maria exonerabant: sed omnia tamen alterius naturae, quoad colorem, vires, & proprietates, quam quibus terre- strem nostrum mundum constitui videmus. Saxum montis erat e candido variegatum, & veluti duritie quadam indomita incorrupti- bile, variis striis diversicoloribus adornatum &cDiß gesagt/ stelle- te er mich/ auf die gewaltig-hohe Spitze eines Mond-Ber- ges: und sihe! da kam mir alles in ungewöhnlichem fremden Zustande vor: Hie befand sich alles neu und unerhört: Hier er- öffnete sich gleichsam ein Schauplatz solcher Dinge/ die von der Erden Natur/ in allem/ gar sehr unterschieden; mächtig tieffer Thäler/ eine lange Reihe vieler aneinander stossender Gebirge/ ein unermeßlich-weit reichendes Welt-Meer/ und ein langer geraumer Strich von grossen wilden Seen/ und Meer-Pfützen: Hie und da schauete man/ in dem Meer/ ge- wisse Jnseln/ so mit den allerhöchsten Bergen umgeben: Hier brachen/ aus den Bergen/ Flüsse herfür/ und ergossen sich nach einer viel-gekrümmten Reise/ ins Meer. Doch waren alle Dinge/ was die Farben/ Kräffte/ und Eigenschafften/ be- trifft/ gar anders genaturirt/ als die jenige/ wovon unsere Nider-Welt ist zusammen gesetzt. Der Stein deß Berges war auf einem weissen Grund gesprecklet/ unüberwindlich- hart/ und durch solche Härte unzergänglich/ dazu mit man- cherley bunt-farbigen Holkehlen geziert etc.Et ecce, mira velo- citate, in vastissimo quodam campo; ad littus maris me constitutum invenio. Campus non erat herbis consitus, sed invisa l[a]pidum for-
m[a]
Der vierzehende Discurs/
Weiſſe Ber- ge in dem Mond.die ſo gar hell-glaͤntzende Oerter/ und weislecht-blancke Berge auch von Gyps: welche uns denn ein klaͤrers und ſtaͤrckers Licht leuchten lieſſen/ als die andren Berge/ die aus einer ſchwaͤrtzeren Materi zuſammen ge- haͤufft.
Winterſchild. Der Herꝛ macht mich hiebey gedencken/ an die (a) In Itinere in Lunam Di- al. 1. c. 2. pag. 91.Verwunderungs-Worte/ welche Kircherus ſeinem Theodid[a]cto (a) zueignet/ da er denſelben/ in der Mond-Kugel/ zu dem Coſmiel alſo re- den macht. Hoc dicto, ſupra altiſſimum montis Lunaris apicem me dimiſſum conſtituit: & ecce! nova & inuſitata rerum facies oculis oc- currit meis: hic omnia nova & inaudita, & multum à natura terræ in omnibus differens theatrum aperitur: hic valles profundiſſimæ, hic montium concatenati ordines, hic immenſus Oceani, marium lacuumq́ue protractus: hîc inſulæ Oceano infertæ, & montibus al- tiſſimis circumdatæ: hîc flumina ex montibus altiſſimis erumpentia, per varios gyros ſeſe in maria exonerabant: ſed omnia tamen alterius naturæ, quoad colorem, vires, & proprietates, quam quibus terre- ſtrem noſtrum mundum conſtitui videmus. Saxum montis erat è candido variegatum, & veluti duritie quadam indomita incorrupti- bile, variis ſtriis diverſicoloribus adornatum &cDiß geſagt/ ſtelle- te er mich/ auf die gewaltig-hohe Spitze eines Mond-Ber- ges: und ſihe! da kam mir alles in ungewoͤhnlichem fremden Zuſtande vor: Hie befand ſich alles neu und unerhoͤrt: Hier er- oͤffnete ſich gleichſam ein Schauplatz ſolcher Dinge/ die von der Erden Natur/ in allem/ gar ſehr unterſchieden; maͤchtig tieffer Thaͤler/ eine lange Reihe vieler aneinander ſtoſſender Gebirge/ ein unermeßlich-weit reichendes Welt-Meer/ und ein langer geraumer Strich von groſſen wilden Seen/ und Meer-Pfuͤtzen: Hie und da ſchauete man/ in dem Meer/ ge- wiſſe Jnſeln/ ſo mit den allerhoͤchſten Bergen umgeben: Hier brachen/ aus den Bergen/ Fluͤſſe herfuͤr/ und ergoſſen ſich nach einer viel-gekruͤmmten Reiſe/ ins Meer. Doch waren alle Dinge/ was die Farben/ Kraͤffte/ und Eigenſchafften/ be- trifft/ gar anders genaturirt/ als die jenige/ wovon unſere Nider-Welt iſt zuſammen geſetzt. Der Stein deß Berges war auf einem weiſſen Grund geſprecklet/ unuͤberwindlich- hart/ und durch ſolche Haͤrte unzergaͤnglich/ dazu mit man- cherley bunt-farbigen Holkehlen geziert ꝛc.Et ecce, mira velo- citate, in vaſtiſſimo quodam campo; ad littus maris me conſtitutum invenio. Campus non erat herbis conſitus, ſed inviſa l[a]pidum for-
m[â]
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Der vierzehende Discurs/
die ſo gar hell-glaͤntzende Oerter/ und weislecht-blancke Berge auch
von Gyps: welche uns denn ein klaͤrers und ſtaͤrckers Licht leuchten lieſſen/
als die andren Berge/ die aus einer ſchwaͤrtzeren Materi zuſammen ge-
haͤufft.
Weiſſe Ber-
ge in dem
Mond.
Winterſchild. Der Herꝛ macht mich hiebey gedencken/ an die
Verwunderungs-Worte/ welche Kircherus ſeinem Theodidacto (a)
zueignet/ da er denſelben/ in der Mond-Kugel/ zu dem Coſmiel alſo re-
den macht. Hoc dicto, ſupra altiſſimum montis Lunaris apicem me
dimiſſum conſtituit: & ecce! nova & inuſitata rerum facies oculis oc-
currit meis: hic omnia nova & inaudita, & multum à natura terræ
in omnibus differens theatrum aperitur: hic valles profundiſſimæ,
hic montium concatenati ordines, hic immenſus Oceani, marium
lacuumq́ue protractus: hîc inſulæ Oceano infertæ, & montibus al-
tiſſimis circumdatæ: hîc flumina ex montibus altiſſimis erumpentia,
per varios gyros ſeſe in maria exonerabant: ſed omnia tamen alterius
naturæ, quoad colorem, vires, & proprietates, quam quibus terre-
ſtrem noſtrum mundum conſtitui videmus. Saxum montis erat è
candido variegatum, & veluti duritie quadam indomita incorrupti-
bile, variis ſtriis diverſicoloribus adornatum &c Diß geſagt/ ſtelle-
te er mich/ auf die gewaltig-hohe Spitze eines Mond-Ber-
ges: und ſihe! da kam mir alles in ungewoͤhnlichem fremden
Zuſtande vor: Hie befand ſich alles neu und unerhoͤrt: Hier er-
oͤffnete ſich gleichſam ein Schauplatz ſolcher Dinge/ die von
der Erden Natur/ in allem/ gar ſehr unterſchieden; maͤchtig
tieffer Thaͤler/ eine lange Reihe vieler aneinander ſtoſſender
Gebirge/ ein unermeßlich-weit reichendes Welt-Meer/ und
ein langer geraumer Strich von groſſen wilden Seen/ und
Meer-Pfuͤtzen: Hie und da ſchauete man/ in dem Meer/ ge-
wiſſe Jnſeln/ ſo mit den allerhoͤchſten Bergen umgeben: Hier
brachen/ aus den Bergen/ Fluͤſſe herfuͤr/ und ergoſſen ſich nach
einer viel-gekruͤmmten Reiſe/ ins Meer. Doch waren alle
Dinge/ was die Farben/ Kraͤffte/ und Eigenſchafften/ be-
trifft/ gar anders genaturirt/ als die jenige/ wovon unſere
Nider-Welt iſt zuſammen geſetzt. Der Stein deß Berges
war auf einem weiſſen Grund geſprecklet/ unuͤberwindlich-
hart/ und durch ſolche Haͤrte unzergaͤnglich/ dazu mit man-
cherley bunt-farbigen Holkehlen geziert ꝛc. Et ecce, mira velo-
citate, in vaſtiſſimo quodam campo; ad littus maris me conſtitutum
invenio. Campus non erat herbis conſitus, ſed inviſa lapidum for-
mâ
(a) In
Itinere in
Lunam Di-
al. 1. c. 2.
pag. 91.
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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/476>, abgerufen am 23.12.2024.
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