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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von dem Mond.
scharffsinnige Mann läst sich vernehmen/ er habe offters die verändrungen
deß Erdbodens betrachtet/ welche beweißlicher Massen den EinwohnernH. Auzou[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Gedancken
von der ver-
änderlichen
Gestalt deß
Erdbodens/
droben im
Mond.

deß Monds/ (wenn einige darinn leben können) würden erscheinen; um
zu versuchen/ ob er/ an dem Mond/ dergleichen könnte observiren. Zum
Exempel: Er schätzt/ denen ertichteten Mond-Bewohnern würde die
Erde/ nach dem Unterscheide ihrer Jahr-Zeiten/ auch unterschiedliche
Gestalten praesentiren/ und anders erscheinen im Winter/ da sie meisten-
Theils ihres grünen Kleides entblöset/ indem andre Länder mit Schnee
beschleyert/ andre mit Wasser/ andre mit Wolcken bedeckt/ und zwar
etliche Wochen lang aneinander: anders würde sie ihnen fürkommen/
bey denen mittlern und wolgetemperirten Jahrs-Zeiten/ nemlich im Len-
tzen und Herbste/ da Wälder und Felder grünen; anders/ im Sommer/
wenn gantze Felder voll Korn stehen/ und damit gleichsam übergelbet wer-
den etc. Diese Verändrungen beduncken ihn/ kräfftig genug zu seyn/ die
Reflectionen (oder Gegenstralungen deß Lichts) zu observiren/ wenn in
dem Mond so vielfältiger Unterscheid der Lichter erscheint. Wir haben/
auf Erden/ grosse und breite Ströme/ die auch (nach deß Authoris Be-
duncken) in dem Mond den Augen fürgeworffen werden können. Je-
malen kommen grosse Wasser-Fluten/ und überschwemmen viel Landes:
welches/ in dem Mond/ nothwendig eine sichtbare Veränderung der
Gestalt unseres Erdbodens geben muß. Jn manchen Meer-Wassern/
geht das Eys so hoch/ wie Hügel und Berge/ und zwar viel grösser/ als
die Objecta oder fürstellige Sache/ so uns in dem Mond/ erscheinen. (a)
Wir vertilgen bisweilen/ mit der Axt/ gantze Wälder/ mahlen oder leiten
grosse breite Wasser-Pfühl und Seen heraus: davon muß ebenmässig
eine merckliche Gestalt-Aendrung entstehen. Uberdas haben menschli-
che Hände so viel andre Wercke/ auf Erden/ angerichtet/ welche glaubli-
cher Massen/ solche gewaltige Verändrungen der Gestalt unseres Erd-
bodens gegeben/ daß man sie (die veränderte Gestalt nemlich) droben gar
wol ins Gesicht fassen könnte.

Weil es hie auch/ in manchen Ländern/ Feuer-Berge setzt/ von an-
sehnlicher Grösse: wer darff denn leugnen/ daß selbige nicht/ insonderheit
unter dem Schatten/ mit gutem Unterscheide/ solten ins Gesicht fallen? Und
wenn das Feuer entweder einen gantzen Wald/ oder Stadt/ wegfrist:
ist kaum zu zweifeln/ daß der leuchtende Glantz sothaner Feuersbrunst
erscheinen werde/ entweder bey der Erd-Finsterniß/ oder zu solcher Zeit/
da selbige Gegend deß Erdbodens/ woselbst es so starck brennet/ von den
Sonnen-Stralen nicht erleuchtet wird. Nachdemmal aber gleichwol

der
(a) Sihe aber/ was am 429. Blatt/ diesem entgegen gemeldet worden.
A a a a iij

Von dem Mond.
ſcharffſinnige Mann laͤſt ſich vernehmen/ er habe offters die veraͤndrungen
deß Erdbodens betrachtet/ welche beweißlicher Maſſen den EinwohnernH. Auzou[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Gedancken
von der ver-
aͤnderlichen
Geſtalt deß
Erdbodens/
droben im
Mond.

deß Monds/ (wenn einige darinn leben koͤnnen) wuͤrden erſcheinen; um
zu verſuchen/ ob er/ an dem Mond/ dergleichen koͤnnte obſerviren. Zum
Exempel: Er ſchaͤtzt/ denen ertichteten Mond-Bewohnern wuͤrde die
Erde/ nach dem Unterſcheide ihrer Jahr-Zeiten/ auch unterſchiedliche
Geſtalten præſentiren/ und anders erſcheinen im Winter/ da ſie meiſten-
Theils ihres gruͤnen Kleides entbloͤſet/ indem andre Laͤnder mit Schnee
beſchleyert/ andre mit Waſſer/ andre mit Wolcken bedeckt/ und zwar
etliche Wochen lang aneinander: anders wuͤrde ſie ihnen fuͤrkommen/
bey denen mittlern und wolgetemperirten Jahrs-Zeiten/ nemlich im Len-
tzen und Herbſte/ da Waͤlder und Felder gruͤnen; anders/ im Sommer/
wenn gantze Felder voll Korn ſtehen/ und damit gleichſam uͤbergelbet wer-
den ꝛc. Dieſe Veraͤndrungen beduncken ihn/ kraͤfftig genug zu ſeyn/ die
Reflectionen (oder Gegenſtralungen deß Lichts) zu obſerviren/ wenn in
dem Mond ſo vielfaͤltiger Unterſcheid der Lichter erſcheint. Wir haben/
auf Erden/ groſſe und breite Stroͤme/ die auch (nach deß Authoris Be-
duncken) in dem Mond den Augen fuͤrgeworffen werden koͤnnen. Je-
malen kommen groſſe Waſſer-Fluten/ und uͤberſchwemmen viel Landes:
welches/ in dem Mond/ nothwendig eine ſichtbare Veraͤnderung der
Geſtalt unſeres Erdbodens geben muß. Jn manchen Meer-Waſſern/
geht das Eys ſo hoch/ wie Huͤgel und Berge/ und zwar viel groͤſſer/ als
die Objecta oder fuͤrſtellige Sache/ ſo uns in dem Mond/ erſcheinen. (a)
Wir vertilgen bisweilen/ mit der Axt/ gantze Waͤlder/ mahlen oder leiten
groſſe breite Waſſer-Pfuͤhl und Seen heraus: davon muß ebenmaͤſſig
eine merckliche Geſtalt-Aendrung entſtehen. Uberdas haben menſchli-
che Haͤnde ſo viel andre Wercke/ auf Erden/ angerichtet/ welche glaubli-
cher Maſſen/ ſolche gewaltige Veraͤndrungen der Geſtalt unſeres Erd-
bodens gegeben/ daß man ſie (die veraͤnderte Geſtalt nemlich) droben gar
wol ins Geſicht faſſen koͤnnte.

Weil es hie auch/ in manchen Laͤndern/ Feuer-Berge ſetzt/ von an-
ſehnlicher Groͤſſe: wer darff denn leugnen/ daß ſelbige nicht/ inſonderheit
unter dem Schatten/ mit gutem Unterſcheide/ ſolten ins Geſicht fallen? Und
wenn das Feuer entweder einen gantzen Wald/ oder Stadt/ wegfriſt:
iſt kaum zu zweifeln/ daß der leuchtende Glantz ſothaner Feuersbrunſt
erſcheinen werde/ entweder bey der Erd-Finſterniß/ oder zu ſolcher Zeit/
da ſelbige Gegend deß Erdbodens/ woſelbſt es ſo ſtarck brennet/ von den
Sonnen-Stralen nicht erleuchtet wird. Nachdemmal aber gleichwol

der
(a) Sihe aber/ was am 429. Blatt/ dieſem entgegen gemeldet worden.
A a a a iij
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[557/0597] Von dem Mond. ſcharffſinnige Mann laͤſt ſich vernehmen/ er habe offters die veraͤndrungen deß Erdbodens betrachtet/ welche beweißlicher Maſſen den Einwohnern deß Monds/ (wenn einige darinn leben koͤnnen) wuͤrden erſcheinen; um zu verſuchen/ ob er/ an dem Mond/ dergleichen koͤnnte obſerviren. Zum Exempel: Er ſchaͤtzt/ denen ertichteten Mond-Bewohnern wuͤrde die Erde/ nach dem Unterſcheide ihrer Jahr-Zeiten/ auch unterſchiedliche Geſtalten præſentiren/ und anders erſcheinen im Winter/ da ſie meiſten- Theils ihres gruͤnen Kleides entbloͤſet/ indem andre Laͤnder mit Schnee beſchleyert/ andre mit Waſſer/ andre mit Wolcken bedeckt/ und zwar etliche Wochen lang aneinander: anders wuͤrde ſie ihnen fuͤrkommen/ bey denen mittlern und wolgetemperirten Jahrs-Zeiten/ nemlich im Len- tzen und Herbſte/ da Waͤlder und Felder gruͤnen; anders/ im Sommer/ wenn gantze Felder voll Korn ſtehen/ und damit gleichſam uͤbergelbet wer- den ꝛc. Dieſe Veraͤndrungen beduncken ihn/ kraͤfftig genug zu ſeyn/ die Reflectionen (oder Gegenſtralungen deß Lichts) zu obſerviren/ wenn in dem Mond ſo vielfaͤltiger Unterſcheid der Lichter erſcheint. Wir haben/ auf Erden/ groſſe und breite Stroͤme/ die auch (nach deß Authoris Be- duncken) in dem Mond den Augen fuͤrgeworffen werden koͤnnen. Je- malen kommen groſſe Waſſer-Fluten/ und uͤberſchwemmen viel Landes: welches/ in dem Mond/ nothwendig eine ſichtbare Veraͤnderung der Geſtalt unſeres Erdbodens geben muß. Jn manchen Meer-Waſſern/ geht das Eys ſo hoch/ wie Huͤgel und Berge/ und zwar viel groͤſſer/ als die Objecta oder fuͤrſtellige Sache/ ſo uns in dem Mond/ erſcheinen. (a) Wir vertilgen bisweilen/ mit der Axt/ gantze Waͤlder/ mahlen oder leiten groſſe breite Waſſer-Pfuͤhl und Seen heraus: davon muß ebenmaͤſſig eine merckliche Geſtalt-Aendrung entſtehen. Uberdas haben menſchli- che Haͤnde ſo viel andre Wercke/ auf Erden/ angerichtet/ welche glaubli- cher Maſſen/ ſolche gewaltige Veraͤndrungen der Geſtalt unſeres Erd- bodens gegeben/ daß man ſie (die veraͤnderte Geſtalt nemlich) droben gar wol ins Geſicht faſſen koͤnnte. H. Auzou_ Gedancken von der ver- aͤnderlichen Geſtalt deß Erdbodens/ droben im Mond. Weil es hie auch/ in manchen Laͤndern/ Feuer-Berge ſetzt/ von an- ſehnlicher Groͤſſe: wer darff denn leugnen/ daß ſelbige nicht/ inſonderheit unter dem Schatten/ mit gutem Unterſcheide/ ſolten ins Geſicht fallen? Und wenn das Feuer entweder einen gantzen Wald/ oder Stadt/ wegfriſt: iſt kaum zu zweifeln/ daß der leuchtende Glantz ſothaner Feuersbrunſt erſcheinen werde/ entweder bey der Erd-Finſterniß/ oder zu ſolcher Zeit/ da ſelbige Gegend deß Erdbodens/ woſelbſt es ſo ſtarck brennet/ von den Sonnen-Stralen nicht erleuchtet wird. Nachdemmal aber gleichwol der (a) Sihe aber/ was am 429. Blatt/ dieſem entgegen gemeldet worden. A a a a iij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/597>, abgerufen am 23.12.2024.