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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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und derselben Fürbildung.
und Cymbeln/ der Donner: womit die Wolcken zerrissen werden/ daß sie
den Regen herab fallen lassen. Warum Attis (oder Atys) eine Pfeiffe/
und einen Stab/ führe; das hat Macrobius (a) gar fein erkläret. Der(a) l. s. e.
Stab ist ein Bild-Zeichen Königlicher Majestät/ welche die Sonne führt/
als eine Regiererin aller Sachen. Durch die Pfeiffe aber/ wird der
Wind/ oder Lufft/ bezeichnet/ welcher die Erde umgibt/ und trägt. Eben
dieser Lufft/ so den Wasser-durchäderten Erdboden führt/ Sinnbild sind
die Le[u]en/ welche dieser Götzen-Mutter Wagen fortziehen. Macrobius
spricht: diese Göttin fähret mit Leuen/ welches hitzige Thiere sind/ so einen
starcken Anfall thun; nach Art der Natur deß Himmels/ der die Lufft um-
kreiset; gleichwie die Lufft den Erdboden führt.

Weil auch alles/ aus der Erden/ herfür wächst; hat man ihr dasWarum
man der
Cybele das
Hertz gehei-
liget.

Hertz gewidmet: welches gleichsam die Quelle deß Lebens ist. Phurnutus
(b)
will/ es sey der Meinung geschehen/ weil man sie/ für eine Ursach
der Thier-Zielung/ geachtet. Es kan aber auch vielleicht wol/ schlechter
dings/ bedeutet haben/ daß ihre Verehrer sich ihr/ von gantzen Hertzen/(b) In Rhe[a]
apud Vos-
sium.

ergeben.

Die Herren werden aber/ aus allen/ so theils durch unsern Herrn
Winterschild/ theils durch mich/ beygebracht/ leicht spühren/ daß wenn
etliche gelehrte Heiden solche Auslegungen nur etwan nicht gar nur/ aus
eigenem Hirn/ ersponnen/ um damit die an sich selbst ungereimte Getichte/
und schändliche Ceremonien/ zu beschönen/ wie zwar Tertullian dafür
hält (c) sie dennoch keine allgemeine Natur aller Dinge/ weder an der(c) Lib. 1.
advers.
Marcionem
c.
13.

Cybele/ noch an der Jsis/ oder an dem Pan/ wodurch alle eintzelne Na-
turen gefristet/ erfrischet/ ernähret/ und im Bande der Einigkeit erhalten
würden/ dadurch gemeinet; sondern nur das jenige/ so sich/ in der Natur/
Stück für Stück oder Theil für Theil/ befindet/ alles mit einander/ durch
dergleichen Götzen-Bilder/ fürgestellet/ als wie in einem Sinn-Ge-
mählte. Gesetzt aber/ daß sie recht würcklich eine allgemeine Natur-Krafft
aller Dinge damit gemeinet hetten: was gehet uns das an? die wir Gott-
lob/ aus dem geoffendartem göttlichem Worte/ wissen/ wer alle Dinge
erhalte? Hievor seynd wir keiner erschaffenen Natur/ sondern der unerschaf-
fenen/ nemlich dem ewigen Wort/ unser Hertz zu heiligen verpflichtet.

Adlerhaupt. Mich dunckt aber dennoch/ es liesse sich eben so gar un-
gereimt nicht eine erschaffene oder eingeschaffene universal oder allgemeine
Natur setzen. Kan unsere Seele einen Leib beherrschen/ der von vier
unterschiedlichen Elementen erbauet/ ist: warum solte nicht auch eine all-
gemeine Natur/ aufs wenigste die sichtbare Welt/ durchdringen/ und
alle derselben Theile/ auf gewisse Art/ regieren können?

Gold-
E iij

und derſelben Fuͤrbildung.
und Cymbeln/ der Donner: womit die Wolcken zerriſſen werden/ daß ſie
den Regen herab fallen laſſen. Warum Attis (oder Atys) eine Pfeiffe/
und einen Stab/ fuͤhre; das hat Macrobius (a) gar fein erklaͤret. Der(a) l. ſ. e.
Stab iſt ein Bild-Zeichen Koͤniglicher Majeſtaͤt/ welche die Sonne fuͤhrt/
als eine Regiererin aller Sachen. Durch die Pfeiffe aber/ wird der
Wind/ oder Lufft/ bezeichnet/ welcher die Erde umgibt/ und traͤgt. Eben
dieſer Lufft/ ſo den Waſſer-durchaͤderten Erdboden fuͤhrt/ Sinnbild ſind
die Le[u]en/ welche dieſer Goͤtzen-Mutter Wagen fortziehen. Macrobius
ſpricht: dieſe Goͤttin faͤhret mit Leuen/ welches hitzige Thiere ſind/ ſo einen
ſtarcken Anfall thun; nach Art der Natur deß Himmels/ der die Lufft um-
kreiſet; gleichwie die Lufft den Erdboden fuͤhrt.

Weil auch alles/ aus der Erden/ herfuͤr waͤchſt; hat man ihr dasWarum
man der
Cybele das
Hertz gehei-
liget.

Hertz gewidmet: welches gleichſam die Quelle deß Lebens iſt. Phurnutus
(b)
will/ es ſey der Meinung geſchehen/ weil man ſie/ fuͤr eine Urſach
der Thier-Zielung/ geachtet. Es kan aber auch vielleicht wol/ ſchlechter
dings/ bedeutet haben/ daß ihre Verehrer ſich ihr/ von gantzen Hertzen/(b) In Rhe[a]
apud Voſ-
ſium.

ergeben.

Die Herren werden aber/ aus allen/ ſo theils durch unſern Herꝛn
Winterſchild/ theils durch mich/ beygebracht/ leicht ſpuͤhren/ daß wenn
etliche gelehrte Heiden ſolche Auslegungen nur etwan nicht gar nur/ aus
eigenem Hirn/ erſponnen/ um damit die an ſich ſelbſt ungereimte Getichte/
und ſchaͤndliche Ceremonien/ zu beſchoͤnen/ wie zwar Tertullian dafuͤr
haͤlt (c) ſie dennoch keine allgemeine Natur aller Dinge/ weder an der(c) Lib. 1.
adverſ.
Marcionem
c.
13.

Cybele/ noch an der Jſis/ oder an dem Pan/ wodurch alle eintzelne Na-
turen gefriſtet/ erfriſchet/ ernaͤhret/ und im Bande der Einigkeit erhalten
wuͤrden/ dadurch gemeinet; ſondern nur das jenige/ ſo ſich/ in der Natur/
Stuͤck fuͤr Stuͤck oder Theil fuͤr Theil/ befindet/ alles mit einander/ durch
dergleichen Goͤtzen-Bilder/ fuͤrgeſtellet/ als wie in einem Sinn-Ge-
maͤhlte. Geſetzt aber/ daß ſie recht wuͤrcklich eine allgemeine Natur-Krafft
aller Dinge damit gemeinet hetten: was gehet uns das an? die wir Gott-
lob/ aus dem geoffendartem goͤttlichem Worte/ wiſſen/ wer alle Dinge
erhalte? Hievor ſeynd wir keiner erſchaffenen Natur/ ſondeꝛn der uneꝛſchaf-
fenen/ nemlich dem ewigen Wort/ unſer Hertz zu heiligen verpflichtet.

Adlerhaupt. Mich dunckt aber dennoch/ es lieſſe ſich eben ſo gar un-
gereimt nicht eine erſchaffene oder eingeſchaffene univerſal oder allgemeine
Natur ſetzen. Kan unſere Seele einen Leib beherꝛſchen/ der von vier
unterſchiedlichen Elementen erbauet/ iſt: warum ſolte nicht auch eine all-
gemeine Natur/ aufs wenigſte die ſichtbare Welt/ durchdringen/ und
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Gold-
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[37/0063] und derſelben Fuͤrbildung. und Cymbeln/ der Donner: womit die Wolcken zerriſſen werden/ daß ſie den Regen herab fallen laſſen. Warum Attis (oder Atys) eine Pfeiffe/ und einen Stab/ fuͤhre; das hat Macrobius (a) gar fein erklaͤret. Der Stab iſt ein Bild-Zeichen Koͤniglicher Majeſtaͤt/ welche die Sonne fuͤhrt/ als eine Regiererin aller Sachen. Durch die Pfeiffe aber/ wird der Wind/ oder Lufft/ bezeichnet/ welcher die Erde umgibt/ und traͤgt. Eben dieſer Lufft/ ſo den Waſſer-durchaͤderten Erdboden fuͤhrt/ Sinnbild ſind die Leuen/ welche dieſer Goͤtzen-Mutter Wagen fortziehen. Macrobius ſpricht: dieſe Goͤttin faͤhret mit Leuen/ welches hitzige Thiere ſind/ ſo einen ſtarcken Anfall thun; nach Art der Natur deß Himmels/ der die Lufft um- kreiſet; gleichwie die Lufft den Erdboden fuͤhrt. (a) l. ſ. e. Weil auch alles/ aus der Erden/ herfuͤr waͤchſt; hat man ihr das Hertz gewidmet: welches gleichſam die Quelle deß Lebens iſt. Phurnutus (b) will/ es ſey der Meinung geſchehen/ weil man ſie/ fuͤr eine Urſach der Thier-Zielung/ geachtet. Es kan aber auch vielleicht wol/ ſchlechter dings/ bedeutet haben/ daß ihre Verehrer ſich ihr/ von gantzen Hertzen/ ergeben. Warum man der Cybele das Hertz gehei- liget. (b) In Rhea apud Voſ- ſium. Die Herren werden aber/ aus allen/ ſo theils durch unſern Herꝛn Winterſchild/ theils durch mich/ beygebracht/ leicht ſpuͤhren/ daß wenn etliche gelehrte Heiden ſolche Auslegungen nur etwan nicht gar nur/ aus eigenem Hirn/ erſponnen/ um damit die an ſich ſelbſt ungereimte Getichte/ und ſchaͤndliche Ceremonien/ zu beſchoͤnen/ wie zwar Tertullian dafuͤr haͤlt (c) ſie dennoch keine allgemeine Natur aller Dinge/ weder an der Cybele/ noch an der Jſis/ oder an dem Pan/ wodurch alle eintzelne Na- turen gefriſtet/ erfriſchet/ ernaͤhret/ und im Bande der Einigkeit erhalten wuͤrden/ dadurch gemeinet; ſondern nur das jenige/ ſo ſich/ in der Natur/ Stuͤck fuͤr Stuͤck oder Theil fuͤr Theil/ befindet/ alles mit einander/ durch dergleichen Goͤtzen-Bilder/ fuͤrgeſtellet/ als wie in einem Sinn-Ge- maͤhlte. Geſetzt aber/ daß ſie recht wuͤrcklich eine allgemeine Natur-Krafft aller Dinge damit gemeinet hetten: was gehet uns das an? die wir Gott- lob/ aus dem geoffendartem goͤttlichem Worte/ wiſſen/ wer alle Dinge erhalte? Hievor ſeynd wir keiner erſchaffenen Natur/ ſondeꝛn der uneꝛſchaf- fenen/ nemlich dem ewigen Wort/ unſer Hertz zu heiligen verpflichtet. (c) Lib. 1. adverſ. Marcionem c. 13. Adlerhaupt. Mich dunckt aber dennoch/ es lieſſe ſich eben ſo gar un- gereimt nicht eine erſchaffene oder eingeſchaffene univerſal oder allgemeine Natur ſetzen. Kan unſere Seele einen Leib beherꝛſchen/ der von vier unterſchiedlichen Elementen erbauet/ iſt: warum ſolte nicht auch eine all- gemeine Natur/ aufs wenigſte die ſichtbare Welt/ durchdringen/ und alle derſelben Theile/ auf gewiſſe Art/ regieren koͤnnen? Gold- E iij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/63>, abgerufen am 28.11.2024.