Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Mercur-Stern.
selben auch einen Hanen geopffert: weil ein Handelsmann wachsam seyn
muß.

Forell. Der gute Merkur hat vielerley Aemter; wiewol eines für-Warum er
zum Weg-
weiser/ erko-
ren?

nehmer/ und ehrlicher/ denn das andre. Zu welchem Ende/ ist er doch
aber für einen Praesidenten und Vorsteher der Land-Strassen/ erwäh-
let? Solches kan je nicht/ von dem Merkur-Stern/ hergeleitet
werden.

Winterschild. Man muß wissen/ daß/ in den Morgenländern/
der Merkur auch die Sonne bedeutet habe. Darum stehen Etliche in
den Gedancken/ dieses Amt betreffe den Merkur/ solcher Meynung/ nach
welcher er für die Sonne/ genommen wird/ und nicht für den Merkur-
Stern. Denn bey dem Licht der Sonnen/ erkennen wir/ deß Tages
über/ die Wege. Denn daß man solche Kenntniß dem so kleinen Merkur-
Stern solte zuschreiben/ hält Vossius für ungereimt: weil derselbe gar
selten erscheinet. Gleichwol sucht er hernach noch eine Ursach herfür/ war-
um man diese Ehre dennoch auch dem Merkur-Stern könne zueignen.
Denn derselbe Stern ward/ erzehlter Massen/ für einen Patron der Re-
de geachtet. Wie nun die Rede ein Zeichen der Gedancken; also ist die
Schrifft ein Zeichen der Rede; oder ein anders Mittel/ so eben derglei-
chen Würckung leistet. Was solte es denn viel zuverwundern seyn/ daß
auch dem Merkur-Stern die Wegweisung zugelegt worden/ indem
man den Merkur/ in Gestalt eines Menschen-Kopffs/ gebildet/ so auf
einem viereckten Stein gesetzt war/ darauf geschrieben stund/ wo der
Weg hinginge.

Goldstern. Diesem will ich/ zum Beschluß unseres merkuriali-
schen Discurs/ beyfügen/ daß die Sineser dem Merkur-Stern dasWie die Si-
neser ihren
Planeten
die Elemen-
ten applici-
ren.

Gewässer untergeben/ und den übrigen Planeten ihre übrige 4. Elemen-
ten/ als Erde/ Holtz/ Feuer/ und Metall/ zueignen. Denn sie zehlen
nicht vier/ sondern fünfs Elementen. Saturn herrschet/ ihres Fürge-
bens/ über den Erdbodem; Jupiter/ über das Holtz; Mars/ über das
Feuer; Merkur/ wie gedacht/ über das Wasser; Venus/ über Metall.
Und also nennen sie auch den Saturnum den Stern der Erden;
Jovem den Stern
deß Holtzes; Martem/ den Stern deß Feuers;
Mercurium/ den Wasser-Stern; die Venus/ den Metall-
Stern.
(a)

(a) P. Mart.
Martini lib.
1. Sinicae
Histor. p.
9.

Schönwald. Das müssen wol höltzerne Natur- und Stern-
Kündiger seyn: weil sie das Holtz mit für ein Ur-Stück oder Element/

rech-
N n n n ij

Von dem Mercur-Stern.
ſelben auch einen Hanen geopffert: weil ein Handelsmann wachſam ſeyn
muß.

Forell. Der gute Merkur hat vielerley Aemter; wiewol eines fuͤr-Warum er
zum Weg-
weiſer/ erko-
ren?

nehmer/ und ehrlicher/ denn das andre. Zu welchem Ende/ iſt er doch
aber fuͤr einen Præſidenten und Vorſteher der Land-Straſſen/ erwaͤh-
let? Solches kan je nicht/ von dem Merkur-Stern/ hergeleitet
werden.

Winterſchild. Man muß wiſſen/ daß/ in den Morgenlaͤndern/
der Merkur auch die Sonne bedeutet habe. Darum ſtehen Etliche in
den Gedancken/ dieſes Amt betreffe den Merkur/ ſolcher Meynung/ nach
welcher er fuͤr die Sonne/ genommen wird/ und nicht fuͤr den Merkur-
Stern. Denn bey dem Licht der Sonnen/ erkennen wir/ deß Tages
uͤber/ die Wege. Denn daß man ſolche Kenntniß dem ſo kleinen Merkur-
Stern ſolte zuſchreiben/ haͤlt Voſſius fuͤr ungereimt: weil derſelbe gar
ſelten erſcheinet. Gleichwol ſucht er hernach noch eine Urſach herfuͤr/ war-
um man dieſe Ehre dennoch auch dem Merkur-Stern koͤnne zueignen.
Denn derſelbe Stern ward/ erzehlter Maſſen/ fuͤr einen Patron der Re-
de geachtet. Wie nun die Rede ein Zeichen der Gedancken; alſo iſt die
Schrifft ein Zeichen der Rede; oder ein anders Mittel/ ſo eben derglei-
chen Wuͤrckung leiſtet. Was ſolte es denn viel zuverwundern ſeyn/ daß
auch dem Merkur-Stern die Wegweiſung zugelegt worden/ indem
man den Merkur/ in Geſtalt eines Menſchen-Kopffs/ gebildet/ ſo auf
einem viereckten Stein geſetzt war/ darauf geſchrieben ſtund/ wo der
Weg hinginge.

Goldſtern. Dieſem will ich/ zum Beſchluß unſeres merkuriali-
ſchen Discurs/ beyfuͤgen/ daß die Sineſer dem Merkur-Stern dasWie die Si-
neſer ihren
Planeten
die Elemen-
ten applici-
ren.

Gewaͤſſer untergeben/ und den uͤbrigen Planeten ihre uͤbrige 4. Elemen-
ten/ als Erde/ Holtz/ Feuer/ und Metall/ zueignen. Denn ſie zehlen
nicht vier/ ſondern fuͤnfſ Elementen. Saturn herrſchet/ ihres Fuͤrge-
bens/ uͤber den Erdbodem; Jupiter/ uͤber das Holtz; Mars/ uͤber das
Feuer; Merkur/ wie gedacht/ uͤber das Waſſer; Venus/ uͤber Metall.
Und alſo nennen ſie auch den Saturnum den Stern der Erden;
Jovem den Stern
deß Holtzes; Martem/ den Stern deß Feuers;
Mercurium/ den Waſſer-Stern; die Venus/ den Metall-
Stern.
(a)

(a) P. Mart.
Martini lib.
1. Sinicæ
Hiſtor. p.
9.

Schoͤnwald. Das muͤſſen wol hoͤltzerne Natur- und Stern-
Kuͤndiger ſeyn: weil ſie das Holtz mit fuͤr ein Ur-Stuͤck oder Element/

rech-
N n n n ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0697" n="651"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Mercur-Stern.</hi></fw><lb/>
&#x017F;elben auch einen Hanen geopffert: weil ein Handelsmann wach&#x017F;am &#x017F;eyn<lb/>
muß.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Forell.</hi> Der gute Merkur hat vielerley Aemter; wiewol eines fu&#x0364;r-<note place="right">Warum er<lb/>
zum Weg-<lb/>
wei&#x017F;er/ erko-<lb/>
ren?</note><lb/>
nehmer/ und ehrlicher/ denn das andre. Zu welchem Ende/ i&#x017F;t er doch<lb/>
aber fu&#x0364;r einen Præ&#x017F;identen und Vor&#x017F;teher der Land-Stra&#x017F;&#x017F;en/ erwa&#x0364;h-<lb/>
let? Solches kan je nicht/ von dem Merkur-Stern/ hergeleitet<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Winter&#x017F;child.</hi> Man muß wi&#x017F;&#x017F;en/ daß/ in den Morgenla&#x0364;ndern/<lb/>
der Merkur auch die Sonne bedeutet habe. Darum &#x017F;tehen Etliche in<lb/>
den Gedancken/ die&#x017F;es Amt betreffe den Merkur/ &#x017F;olcher Meynung/ nach<lb/>
welcher er fu&#x0364;r die Sonne/ genommen wird/ und nicht fu&#x0364;r den Merkur-<lb/>
Stern. Denn bey dem Licht der Sonnen/ erkennen wir/ deß Tages<lb/>
u&#x0364;ber/ die Wege. Denn daß man &#x017F;olche Kenntniß dem &#x017F;o kleinen Merkur-<lb/>
Stern &#x017F;olte zu&#x017F;chreiben/ ha&#x0364;lt Vo&#x017F;&#x017F;ius fu&#x0364;r ungereimt: weil der&#x017F;elbe gar<lb/>
&#x017F;elten er&#x017F;cheinet. Gleichwol &#x017F;ucht er hernach noch eine Ur&#x017F;ach herfu&#x0364;r/ war-<lb/>
um man die&#x017F;e Ehre dennoch auch dem Merkur-Stern ko&#x0364;nne zueignen.<lb/>
Denn der&#x017F;elbe Stern ward/ erzehlter Ma&#x017F;&#x017F;en/ fu&#x0364;r einen Patron der Re-<lb/>
de geachtet. Wie nun die Rede ein Zeichen der Gedancken; al&#x017F;o i&#x017F;t die<lb/>
Schrifft ein Zeichen der Rede; oder ein anders Mittel/ &#x017F;o eben derglei-<lb/>
chen Wu&#x0364;rckung lei&#x017F;tet. Was &#x017F;olte es denn viel zuverwundern &#x017F;eyn/ daß<lb/>
auch dem Merkur-Stern die Wegwei&#x017F;ung zugelegt worden/ indem<lb/>
man den Merkur/ in Ge&#x017F;talt eines Men&#x017F;chen-Kopffs/ gebildet/ &#x017F;o auf<lb/>
einem viereckten Stein ge&#x017F;etzt war/ darauf ge&#x017F;chrieben &#x017F;tund/ wo der<lb/>
Weg hinginge.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gold&#x017F;tern.</hi> Die&#x017F;em will ich/ zum Be&#x017F;chluß un&#x017F;eres merkuriali-<lb/>
&#x017F;chen Discurs/ beyfu&#x0364;gen/ daß die Sine&#x017F;er dem Merkur-Stern das<note place="right">Wie die Si-<lb/>
ne&#x017F;er ihren<lb/>
Planeten<lb/>
die Elemen-<lb/>
ten applici-<lb/>
ren.</note><lb/>
Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er untergeben/ und den u&#x0364;brigen Planeten ihre u&#x0364;brige 4. Elemen-<lb/>
ten/ als Erde/ Holtz/ Feuer/ und Metall/ zueignen. Denn &#x017F;ie zehlen<lb/>
nicht vier/ &#x017F;ondern fu&#x0364;nf&#x017F; Elementen. Saturn herr&#x017F;chet/ ihres Fu&#x0364;rge-<lb/>
bens/ u&#x0364;ber den Erdbodem; Jupiter/ u&#x0364;ber das Holtz; Mars/ u&#x0364;ber das<lb/>
Feuer; Merkur/ wie gedacht/ u&#x0364;ber das Wa&#x017F;&#x017F;er; Venus/ u&#x0364;ber Metall.<lb/>
Und al&#x017F;o nennen &#x017F;ie auch den Saturnum <hi rendition="#fr">den Stern der Erden;<lb/>
Jovem den Stern</hi> deß Holtzes; Martem/ den Stern deß Feuers;<lb/>
Mercurium/ <hi rendition="#fr">den Wa&#x017F;&#x017F;er-Stern;</hi> die Venus/ den <hi rendition="#fr">Metall-<lb/>
Stern.</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi></p>
        <note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>) P. Mart.<lb/>
Martini lib.<lb/>
1. Sinicæ<lb/>
Hi&#x017F;tor. p.</hi> 9.</note><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Scho&#x0364;nwald.</hi> Das mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wol ho&#x0364;ltzerne Natur- und Stern-<lb/>
Ku&#x0364;ndiger &#x017F;eyn: weil &#x017F;ie das <hi rendition="#fr">Holtz</hi> mit fu&#x0364;r ein Ur-Stu&#x0364;ck oder Element/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n n n ij</fw><fw place="bottom" type="catch">rech-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[651/0697] Von dem Mercur-Stern. ſelben auch einen Hanen geopffert: weil ein Handelsmann wachſam ſeyn muß. Forell. Der gute Merkur hat vielerley Aemter; wiewol eines fuͤr- nehmer/ und ehrlicher/ denn das andre. Zu welchem Ende/ iſt er doch aber fuͤr einen Præſidenten und Vorſteher der Land-Straſſen/ erwaͤh- let? Solches kan je nicht/ von dem Merkur-Stern/ hergeleitet werden. Warum er zum Weg- weiſer/ erko- ren? Winterſchild. Man muß wiſſen/ daß/ in den Morgenlaͤndern/ der Merkur auch die Sonne bedeutet habe. Darum ſtehen Etliche in den Gedancken/ dieſes Amt betreffe den Merkur/ ſolcher Meynung/ nach welcher er fuͤr die Sonne/ genommen wird/ und nicht fuͤr den Merkur- Stern. Denn bey dem Licht der Sonnen/ erkennen wir/ deß Tages uͤber/ die Wege. Denn daß man ſolche Kenntniß dem ſo kleinen Merkur- Stern ſolte zuſchreiben/ haͤlt Voſſius fuͤr ungereimt: weil derſelbe gar ſelten erſcheinet. Gleichwol ſucht er hernach noch eine Urſach herfuͤr/ war- um man dieſe Ehre dennoch auch dem Merkur-Stern koͤnne zueignen. Denn derſelbe Stern ward/ erzehlter Maſſen/ fuͤr einen Patron der Re- de geachtet. Wie nun die Rede ein Zeichen der Gedancken; alſo iſt die Schrifft ein Zeichen der Rede; oder ein anders Mittel/ ſo eben derglei- chen Wuͤrckung leiſtet. Was ſolte es denn viel zuverwundern ſeyn/ daß auch dem Merkur-Stern die Wegweiſung zugelegt worden/ indem man den Merkur/ in Geſtalt eines Menſchen-Kopffs/ gebildet/ ſo auf einem viereckten Stein geſetzt war/ darauf geſchrieben ſtund/ wo der Weg hinginge. Goldſtern. Dieſem will ich/ zum Beſchluß unſeres merkuriali- ſchen Discurs/ beyfuͤgen/ daß die Sineſer dem Merkur-Stern das Gewaͤſſer untergeben/ und den uͤbrigen Planeten ihre uͤbrige 4. Elemen- ten/ als Erde/ Holtz/ Feuer/ und Metall/ zueignen. Denn ſie zehlen nicht vier/ ſondern fuͤnfſ Elementen. Saturn herrſchet/ ihres Fuͤrge- bens/ uͤber den Erdbodem; Jupiter/ uͤber das Holtz; Mars/ uͤber das Feuer; Merkur/ wie gedacht/ uͤber das Waſſer; Venus/ uͤber Metall. Und alſo nennen ſie auch den Saturnum den Stern der Erden; Jovem den Stern deß Holtzes; Martem/ den Stern deß Feuers; Mercurium/ den Waſſer-Stern; die Venus/ den Metall- Stern. (a) Wie die Si- neſer ihren Planeten die Elemen- ten applici- ren. Schoͤnwald. Das muͤſſen wol hoͤltzerne Natur- und Stern- Kuͤndiger ſeyn: weil ſie das Holtz mit fuͤr ein Ur-Stuͤck oder Element/ rech- N n n n ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/697
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/697>, abgerufen am 23.12.2024.