Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.würde die gesamte Ungarische Nation/ mit ihren Truppen/ zu den Seinigen gehn/ um die Teutschen zu bekriegen/ und ihnen den Hochmut zu vertreiben/ hätte Sultan Solimann solche Anerbietungen zwar angenommen/ doch mit einer solchen Manier/ als ob er einen Abscheu für ihm hätte/ und ihn vor seinen Augen nicht wol dulten könnte/ weil er gewust / daß König Ludwig/ durch seinen Betrug und Schalkheit/ die Schlacht bey Mohatz/ samt dem Leben/ verloren/ und daß er auch sonst viel schlimme Händel/ im Königreich / destifftet hätte: Darum habe er ihn/ den Johannes/ gar kaltsinnig empfangen/ und verpflichtet/ sich von seinem Kriegsheer zu absondern/ nur von fernen hintennach zu ziehen/ und bey Ofen sich mit ihm zu conjungiren. Aber dieses verhält sich/ in etlichen Stücken/ ganz anders. Dann daß Solimann den Johannes solte gehasst/ und für deß zu Grund gegangenen König Ludwigs Verräther gehalten haben/ ist im Grunde falsch. Johannes/ damals Siebenbürgischer Weywod/ hat/ wie Isthuanfius beglaubt/ je und je geprotestirt/ daß er/ an solcher Niederlage/ keine Schuld gehabt; sondern vielmehr der böse und unbedachtsame Kriegs-Rath bemeldten Königs / welcher den guten Rath/ den Johannes gegeben hatte/ tollsinnig und freventlich verwarff / und der Conjunction deß heranmarschirenden Johannis durchaus nicht erwarten wollen. Hätte er so/ zum eiligen Treffen/ gerathen/ wie der kühne Tomoräus/ und andre Verwegene/ gethan; so mögte man ihm/ mit einigem Fuge/ von selbiger Niederlage/ etwas beymessen: weil aber König Ludwig seiner fleissigen Warnung nicht gehorchte/ sondern sich viel zu früh in solche Beschaffenheit verwickelte/ daß er ungetroffen nicht wol wieder zuruck kunte/ auch doch deß ansehnlichen Succurses/ womit Johannes albereit im Anzuge begriffen war/ nicht erharren wolte: hatte er Niemanden/ als seinen bösen Räthen / seinen Untergang zu danken. Was kunte auch Johannes dafür/ daß König Ludwig/ von seinem eigenen Pferde/ im Lettich und Morast/ erdruckt wurde? Ohn ist zwar nicht/ daß/ wie Isthuanfius gedenkt/ etliche sich gefunden/ so ihn damals schon/ wegen geheimen Verstands mit dem Solimann/ in Verdacht gezogen: Er setzt aber hinzu/ solches sey ungewiß/ und niemals davon etwas offentlich ans Licht gebrochen/ auch von ihm/ dem Johannes/ da er albereit König gewest/ verneint worden. Zweytens ist ebenwol irrig/ daß Solimannus einen Abscheu für ihm/ durch Abwendung deß Gesichts/ solte bezeugt haben. Er gab (nach Beglaubung der glaubwürdigsten Scribenten) einen hochfürnehmen/ und sehr gravitätischen/ doch gleichwol freundwilligen Blick / richtete sich ein klein wenig auf von seinem Polster/ und reichte ihm die rechte Hand / mit Versicherung/ daß dieselbe treu/ redlich/ und tapfer/ deßwegen auch allezeit kräfftig und vermöglich wäre/ diejenige zu handhaben/ so er in seine Freundschafft aufnähme; und daß ihm nichts Gewünschters/ noch Bessers/ von dem höchsten GOtt/ könnte verliehen werden / Jean B. de Recoles, Vienne deux fois assiegee. p. 43.
würde die gesamte Ungarische Nation/ mit ihren Truppen/ zu den Seinigen gehn/ um die Teutschen zu bekriegen/ und ihnen den Hochmut zu vertreiben/ hätte Sultan Solimann solche Anerbietungen zwar angenommen/ doch mit einer solchen Manier/ als ob er einen Abscheu für ihm hätte/ und ihn vor seinen Augen nicht wol dulten könnte/ weil er gewust / daß König Ludwig/ durch seinen Betrug und Schalkheit/ die Schlacht bey Mohatz/ samt dem Leben/ verloren/ und daß er auch sonst viel schlimme Händel/ im Königreich / destifftet hätte: Darum habe er ihn/ den Johannes/ gar kaltsinnig empfangen/ und verpflichtet/ sich von seinem Kriegsheer zu absondern/ nur von fernen hintennach zu ziehen/ und bey Ofen sich mit ihm zu conjungiren. Aber dieses verhält sich/ in etlichen Stücken/ ganz anders. Dann daß Solimann den Johannes solte gehasst/ und für deß zu Grund gegangenen König Ludwigs Verräther gehalten haben/ ist im Grunde falsch. Johannes/ damals Siebenbürgischer Weywod/ hat/ wie Isthuanfius beglaubt/ je und je geprotestirt/ daß er/ an solcher Niederlage/ keine Schuld gehabt; sondern vielmehr der böse und unbedachtsame Kriegs-Rath bemeldten Königs / welcher den guten Rath/ den Johannes gegeben hatte/ tollsinnig und freventlich verwarff / und der Conjunction deß heranmarschirenden Johannis durchaus nicht erwarten wollen. Hätte er so/ zum eiligen Treffen/ gerathen/ wie der kühne Tomoräus/ und andre Verwegene/ gethan; so mögte man ihm/ mit einigem Fuge/ von selbiger Niederlage/ etwas beymessen: weil aber König Ludwig seiner fleissigen Warnung nicht gehorchte/ sondern sich viel zu früh in solche Beschaffenheit verwickelte/ daß er ungetroffen nicht wol wieder zuruck kunte/ auch doch deß ansehnlichen Succurses/ womit Johannes albereit im Anzuge begriffen war/ nicht erharren wolte: hatte er Niemanden/ als seinen bösen Räthen / seinen Untergang zu danken. Was kunte auch Johannes dafür/ daß König Ludwig/ von seinem eigenen Pferde/ im Lettich und Morast/ erdruckt wurde? Ohn ist zwar nicht/ daß/ wie Isthuanfius gedenkt/ etliche sich gefunden/ so ihn damals schon/ wegen geheimen Verstands mit dem Solimann/ in Verdacht gezogen: Er setzt aber hinzu/ solches sey ungewiß/ und niemals davon etwas offentlich ans Licht gebrochen/ auch von ihm/ dem Johannes/ da er albereit König gewest/ verneint worden. Zweytens ist ebenwol irrig/ daß Solimannus einen Abscheu für ihm/ durch Abwendung deß Gesichts/ solte bezeugt haben. Er gab (nach Beglaubung der glaubwürdigsten Scribenten) einen hochfürnehmen/ und sehr gravitätischen/ doch gleichwol freundwilligen Blick / richtete sich ein klein wenig auf von seinem Polster/ und reichte ihm die rechte Hand / mit Versicherung/ daß dieselbe treu/ redlich/ und tapfer/ deßwegen auch allezeit kräfftig und vermöglich wäre/ diejenige zu handhaben/ so er in seine Freundschafft aufnähme; und daß ihm nichts Gewünschters/ noch Bessers/ von dem höchsten GOtt/ könnte verliehen werden / Jean B. de Recoles, Vienne deux fois assiegée. p. 43.
<TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0105" n="97"/> würde die gesamte Ungarische Nation/ mit ihren Truppen/ zu den Seinigen gehn/ um die Teutschen zu bekriegen/ und ihnen den Hochmut zu vertreiben/ hätte Sultan Solimann solche Anerbietungen zwar angenommen/ doch mit einer solchen Manier/ als ob er einen Abscheu für ihm hätte/ und ihn vor seinen Augen nicht wol dulten könnte/ weil er gewust / daß König Ludwig/ durch seinen Betrug und Schalkheit/ die Schlacht bey Mohatz/ samt dem Leben/ verloren/ und daß er auch sonst viel schlimme Händel/ im Königreich / destifftet hätte: Darum habe er ihn/ den Johannes/ gar kaltsinnig empfangen/ und verpflichtet/ sich von seinem Kriegsheer zu absondern/ nur von fernen hintennach zu ziehen/ und bey Ofen sich mit ihm zu conjungiren. <note place="foot">Jean B. de Recoles, Vienne deux fois assiegée. p. 43.</note></p> <p>Aber dieses verhält sich/ in etlichen Stücken/ ganz anders. Dann daß Solimann den Johannes solte gehasst/ und für deß zu Grund gegangenen König Ludwigs Verräther gehalten haben/ ist im Grunde falsch. Johannes/ damals Siebenbürgischer Weywod/ hat/ wie Isthuanfius beglaubt/ je und je geprotestirt/ daß er/ an solcher Niederlage/ keine Schuld gehabt; sondern vielmehr der böse und unbedachtsame Kriegs-Rath bemeldten Königs / welcher den guten Rath/ den Johannes gegeben hatte/ tollsinnig und freventlich verwarff / und der Conjunction deß heranmarschirenden Johannis durchaus nicht erwarten wollen. Hätte er so/ zum eiligen Treffen/ gerathen/ wie der kühne Tomoräus/ und andre Verwegene/ gethan; so mögte man ihm/ mit einigem Fuge/ von selbiger Niederlage/ etwas beymessen: weil aber König Ludwig seiner fleissigen Warnung nicht gehorchte/ sondern sich viel zu früh in solche Beschaffenheit verwickelte/ daß er ungetroffen nicht wol wieder zuruck kunte/ auch doch deß ansehnlichen Succurses/ womit Johannes albereit im Anzuge begriffen war/ nicht erharren wolte: hatte er Niemanden/ als seinen bösen Räthen / seinen Untergang zu danken. Was kunte auch Johannes dafür/ daß König Ludwig/ von seinem eigenen Pferde/ im Lettich und Morast/ erdruckt wurde? Ohn ist zwar nicht/ daß/ wie Isthuanfius gedenkt/ etliche sich gefunden/ so ihn damals schon/ wegen geheimen Verstands mit dem Solimann/ in Verdacht gezogen: Er setzt aber hinzu/ solches sey ungewiß/ und niemals davon etwas offentlich ans Licht gebrochen/ auch von ihm/ dem Johannes/ da er albereit König gewest/ verneint worden.</p> <p>Zweytens ist ebenwol irrig/ daß Solimannus einen Abscheu für ihm/ durch Abwendung deß Gesichts/ solte bezeugt haben. Er gab (nach Beglaubung der glaubwürdigsten Scribenten) einen hochfürnehmen/ und sehr gravitätischen/ doch gleichwol freundwilligen Blick / richtete sich ein klein wenig auf von seinem Polster/ und reichte ihm die rechte Hand / mit Versicherung/ daß dieselbe treu/ redlich/ und tapfer/ deßwegen auch allezeit kräfftig und vermöglich wäre/ diejenige zu handhaben/ so er in seine Freundschafft aufnähme; und daß ihm nichts Gewünschters/ noch Bessers/ von dem höchsten GOtt/ könnte verliehen werden / </p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0105]
würde die gesamte Ungarische Nation/ mit ihren Truppen/ zu den Seinigen gehn/ um die Teutschen zu bekriegen/ und ihnen den Hochmut zu vertreiben/ hätte Sultan Solimann solche Anerbietungen zwar angenommen/ doch mit einer solchen Manier/ als ob er einen Abscheu für ihm hätte/ und ihn vor seinen Augen nicht wol dulten könnte/ weil er gewust / daß König Ludwig/ durch seinen Betrug und Schalkheit/ die Schlacht bey Mohatz/ samt dem Leben/ verloren/ und daß er auch sonst viel schlimme Händel/ im Königreich / destifftet hätte: Darum habe er ihn/ den Johannes/ gar kaltsinnig empfangen/ und verpflichtet/ sich von seinem Kriegsheer zu absondern/ nur von fernen hintennach zu ziehen/ und bey Ofen sich mit ihm zu conjungiren.
Aber dieses verhält sich/ in etlichen Stücken/ ganz anders. Dann daß Solimann den Johannes solte gehasst/ und für deß zu Grund gegangenen König Ludwigs Verräther gehalten haben/ ist im Grunde falsch. Johannes/ damals Siebenbürgischer Weywod/ hat/ wie Isthuanfius beglaubt/ je und je geprotestirt/ daß er/ an solcher Niederlage/ keine Schuld gehabt; sondern vielmehr der böse und unbedachtsame Kriegs-Rath bemeldten Königs / welcher den guten Rath/ den Johannes gegeben hatte/ tollsinnig und freventlich verwarff / und der Conjunction deß heranmarschirenden Johannis durchaus nicht erwarten wollen. Hätte er so/ zum eiligen Treffen/ gerathen/ wie der kühne Tomoräus/ und andre Verwegene/ gethan; so mögte man ihm/ mit einigem Fuge/ von selbiger Niederlage/ etwas beymessen: weil aber König Ludwig seiner fleissigen Warnung nicht gehorchte/ sondern sich viel zu früh in solche Beschaffenheit verwickelte/ daß er ungetroffen nicht wol wieder zuruck kunte/ auch doch deß ansehnlichen Succurses/ womit Johannes albereit im Anzuge begriffen war/ nicht erharren wolte: hatte er Niemanden/ als seinen bösen Räthen / seinen Untergang zu danken. Was kunte auch Johannes dafür/ daß König Ludwig/ von seinem eigenen Pferde/ im Lettich und Morast/ erdruckt wurde? Ohn ist zwar nicht/ daß/ wie Isthuanfius gedenkt/ etliche sich gefunden/ so ihn damals schon/ wegen geheimen Verstands mit dem Solimann/ in Verdacht gezogen: Er setzt aber hinzu/ solches sey ungewiß/ und niemals davon etwas offentlich ans Licht gebrochen/ auch von ihm/ dem Johannes/ da er albereit König gewest/ verneint worden.
Zweytens ist ebenwol irrig/ daß Solimannus einen Abscheu für ihm/ durch Abwendung deß Gesichts/ solte bezeugt haben. Er gab (nach Beglaubung der glaubwürdigsten Scribenten) einen hochfürnehmen/ und sehr gravitätischen/ doch gleichwol freundwilligen Blick / richtete sich ein klein wenig auf von seinem Polster/ und reichte ihm die rechte Hand / mit Versicherung/ daß dieselbe treu/ redlich/ und tapfer/ deßwegen auch allezeit kräfftig und vermöglich wäre/ diejenige zu handhaben/ so er in seine Freundschafft aufnähme; und daß ihm nichts Gewünschters/ noch Bessers/ von dem höchsten GOtt/ könnte verliehen werden /
Jean B. de Recoles, Vienne deux fois assiegée. p. 43.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |