Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

Flucht. Worüber des von Hardeck sein Fendrich/ Namens Christoph Zedlitz/ gefangen ward/ samt sechs Reutern. Jovius setzt dazu/ samt dem Standart; aber irrig: Denn/ als diesem Cornet das Pferd/ unterm Leib / erschossen worden; hat er das Reuter-Fähnlein hehänd einem andren in die Faust geworffen: damit es derselbe wieder mit in die Stadt brächte. Uber das hieb der Feind/ drey Reuter nieder/ und/ bey St. Marx/ vierzehen armer Siechen; steckte solcher dreyen Reuter/ wie auch dreyer der Spittel-Leute/ abgehauene Köpffe auf die Lantzen: und zwang die sechs Gefangene (dann der siebende/ nemlich der Fendrich/ blieb dessen überhohen) daß jedweder einen solcher blutigen Köpffe/ bis ungefähr zwo Meilen unter Bruck an der Leita/ dem Suldan Solimann musten entgegen tragen.

Derselbe ließ diese sieben Gefangene vor sich kommen/ und fragte sie: Ob die Fürsten und Commendanten in der Stadt gesinnt wären/ ihm dieselbe zu übergeben? Sie gaben zur Antwort: Nein/ sondern/ es wäre beschlossen/ zu fechten/ bis auf den letzten Bluts-Tropffen/ und darauf hätten sie sich alle verschworen. Uber dieser unvermuteten Nachricht schien er in etwas zu erschrecken; fragte aber hernach weiter/ wie stark die Soldatesca/ in der Stadt/ wäre? Sie sagten: Zwantzigtausend zu Fuß/ und zweytausend zu Pferde. Demnechst forderte er Bericht/ wo ihr König wäre: Und da sie antworteten: Er wäre zu Lintz/ 24. Meilen von Wien (starke wird der Fendrich gemeint/ oder mit Fleiß nur 24. gesagt haben: dann sonst sind es 30.) versetzte Solimann darauf diese Großsprecherey: Ich will hin/ und ihn aufsuchen/ bis mitten ins Reich/ und auch die übrige Länder der Teutschen heimsuchen. Und warum (that er hinzu) habt ihr eure Vor-Städte weggebrannt? Es wird der Stadt wenig helffen: Ich bin schon gnugsam versichert/ daß sie mir muß werden. Sie/ denen nicht zu rathen war/ einem so mächtigen Tyrannen viel zu widersprechen / fügten darauf keine andre/ als diese bedachtsame Worte: Es wäre ihnen die Ursache nicht bewust.

Eben desselbigen Tages/ führten die Blocquirte zween gefangene Türken/ mit verbundenen Augen/ durch die Stadt/ liessen dieselbe ledig/ und schickten sie/ ohn einige Beleidigung/ wiederum/ zu den Ihrigen/ hinaus. Diese Bezeigung gefiel dem Solimann wol: und zu weisen/ daß seine Großmütigkeit/ weder mit Höfflichkeit/ noch mit Gewalt/ sich liesse übertreffen; hat er nachmals/ am 14. Octobr. hingegen auch etliche Gefangene los gegeben/ und köstlich bekleidet nach der Stadt zurück gefertigt; wie/ an seinem Ort / soll erzehlet werden.

Am 24. Sept. sollen oberwehnte beyde Oerter/ Bruck und Trautmannsdorff/ weil sie gegen seiner Macht nicht bestand/ sich gutwillig an ihn ergeben/ und auch keinen Schaden erlitten haben. Man wolte nemlich solchen/ zu erst gefangenen Vögeln die Köpffe nicht eindrücken: damit Verschonung andren mehrern/ zur Nachfolge/ pfeiffen/ und die Stadt Wien/ zu gleichwilliger Ubergabe/ locken mögte.

Flucht. Worüber des von Hardeck sein Fendrich/ Namens Christoph Zedlitz/ gefangen ward/ samt sechs Reutern. Jovius setzt dazu/ samt dem Standart; aber irrig: Denn/ als diesem Cornet das Pferd/ unterm Leib / erschossen worden; hat er das Reuter-Fähnlein hehänd einem andren in die Faust geworffen: damit es derselbe wieder mit in die Stadt brächte. Uber das hieb der Feind/ drey Reuter nieder/ und/ bey St. Marx/ vierzehen armer Siechen; steckte solcher dreyen Reuter/ wie auch dreyer der Spittel-Leute/ abgehauene Köpffe auf die Lantzen: und zwang die sechs Gefangene (dann der siebende/ nemlich der Fendrich/ blieb dessen überhohen) daß jedweder einen solcher blutigen Köpffe/ bis ungefähr zwo Meilen unter Bruck an der Leita/ dem Suldan Solimann musten entgegen tragen.

Derselbe ließ diese sieben Gefangene vor sich kommen/ und fragte sie: Ob die Fürsten und Commendanten in der Stadt gesinnt wären/ ihm dieselbe zu übergeben? Sie gaben zur Antwort: Nein/ sondern/ es wäre beschlossen/ zu fechten/ bis auf den letzten Bluts-Tropffen/ und darauf hätten sie sich alle verschworen. Uber dieser unvermuteten Nachricht schien er in etwas zu erschrecken; fragte aber hernach weiter/ wie stark die Soldatesca/ in der Stadt/ wäre? Sie sagten: Zwantzigtausend zu Fuß/ und zweytausend zu Pferde. Demnechst forderte er Bericht/ wo ihr König wäre: Und da sie antworteten: Er wäre zu Lintz/ 24. Meilen von Wien (starke wird der Fendrich gemeint/ oder mit Fleiß nur 24. gesagt haben: dann sonst sind es 30.) versetzte Solimann darauf diese Großsprecherey: Ich will hin/ und ihn aufsuchen/ bis mitten ins Reich/ und auch die übrige Länder der Teutschen heimsuchen. Und warum (that er hinzu) habt ihr eure Vor-Städte weggebrannt? Es wird der Stadt wenig helffen: Ich bin schon gnugsam versichert/ daß sie mir muß werden. Sie/ denen nicht zu rathen war/ einem so mächtigen Tyrannen viel zu widersprechen / fügten darauf keine andre/ als diese bedachtsame Worte: Es wäre ihnen die Ursache nicht bewust.

Eben desselbigen Tages/ führten die Blocquirte zween gefangene Türken/ mit verbundenen Augen/ durch die Stadt/ liessen dieselbe ledig/ und schickten sie/ ohn einige Beleidigung/ wiederum/ zu den Ihrigen/ hinaus. Diese Bezeigung gefiel dem Solimann wol: und zu weisen/ daß seine Großmütigkeit/ weder mit Höfflichkeit/ noch mit Gewalt/ sich liesse übertreffen; hat er nachmals/ am 14. Octobr. hingegen auch etliche Gefangene los gegeben/ und köstlich bekleidet nach der Stadt zurück gefertigt; wie/ an seinem Ort / soll erzehlet werden.

Am 24. Sept. sollen oberwehnte beyde Oerter/ Bruck und Trautmannsdorff/ weil sie gegen seiner Macht nicht bestand/ sich gutwillig an ihn ergeben/ und auch keinen Schaden erlitten haben. Man wolte nemlich solchen/ zu erst gefangenen Vögeln die Köpffe nicht eindrücken: damit Verschonung andren mehrern/ zur Nachfolge/ pfeiffen/ und die Stadt Wien/ zu gleichwilliger Ubergabe/ locken mögte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0133" n="125"/>
Flucht. Worüber des von Hardeck sein            Fendrich/ Namens Christoph Zedlitz/ gefangen ward/ samt sechs Reutern. Jovius setzt            dazu/ samt dem Standart; aber irrig: Denn/ als diesem Cornet das Pferd/ unterm Leib /            erschossen worden; hat er das Reuter-Fähnlein hehänd einem andren in die Faust geworffen:            damit es derselbe wieder mit in die Stadt brächte. Uber das hieb der Feind/ drey Reuter            nieder/ und/ bey St. Marx/ vierzehen armer Siechen; steckte solcher dreyen Reuter/ wie            auch dreyer der Spittel-Leute/ abgehauene Köpffe auf die Lantzen: und zwang die sechs            Gefangene (dann der siebende/ nemlich der Fendrich/ blieb dessen überhohen) daß jedweder            einen solcher blutigen Köpffe/ bis ungefähr zwo Meilen unter Bruck an der Leita/ dem            Suldan Solimann musten entgegen tragen.</p>
        <p>Derselbe ließ diese sieben Gefangene vor sich kommen/ und fragte sie: Ob die Fürsten und            Commendanten in der Stadt gesinnt wären/ ihm dieselbe zu übergeben? Sie gaben zur            Antwort: Nein/ sondern/ es wäre beschlossen/ zu fechten/ bis auf den letzten            Bluts-Tropffen/ und darauf hätten sie sich alle verschworen. Uber dieser unvermuteten            Nachricht schien er in etwas zu erschrecken; fragte aber hernach weiter/ wie stark die            Soldatesca/ in der Stadt/ wäre? Sie sagten: Zwantzigtausend zu Fuß/ und zweytausend zu            Pferde. Demnechst forderte er Bericht/ wo ihr König wäre: Und da sie antworteten: Er wäre            zu Lintz/ 24. Meilen von Wien (starke wird der Fendrich gemeint/ oder mit Fleiß nur 24.            gesagt haben: dann sonst sind es 30.) versetzte Solimann darauf diese Großsprecherey: Ich            will hin/ und ihn aufsuchen/ bis mitten ins Reich/ und auch die übrige Länder der            Teutschen heimsuchen. Und warum (that er hinzu) habt ihr eure Vor-Städte weggebrannt? Es            wird der Stadt wenig helffen: Ich bin schon gnugsam versichert/ daß sie mir muß werden.            Sie/ denen nicht zu rathen war/ einem so mächtigen Tyrannen viel zu widersprechen /            fügten darauf keine andre/ als diese bedachtsame Worte: Es wäre ihnen die Ursache nicht            bewust.</p>
        <p>Eben desselbigen Tages/ führten die Blocquirte zween gefangene Türken/ mit verbundenen            Augen/ durch die Stadt/ liessen dieselbe ledig/ und schickten sie/ ohn einige            Beleidigung/ wiederum/ zu den Ihrigen/ hinaus. Diese Bezeigung gefiel dem Solimann wol:            und zu weisen/ daß seine Großmütigkeit/ weder mit Höfflichkeit/ noch mit Gewalt/ sich            liesse übertreffen; hat er nachmals/ am 14. Octobr. hingegen auch etliche Gefangene los            gegeben/ und köstlich bekleidet nach der Stadt zurück gefertigt; wie/ an seinem Ort /            soll erzehlet werden.</p>
        <p>Am 24. Sept. sollen oberwehnte beyde Oerter/ Bruck und Trautmannsdorff/ weil sie gegen            seiner Macht nicht bestand/ sich gutwillig an ihn ergeben/ und auch keinen Schaden            erlitten haben. Man wolte nemlich solchen/ zu erst gefangenen Vögeln die Köpffe nicht            eindrücken: damit Verschonung andren mehrern/ zur Nachfolge/ pfeiffen/ und die Stadt            Wien/ zu gleichwilliger Ubergabe/ locken mögte.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0133] Flucht. Worüber des von Hardeck sein Fendrich/ Namens Christoph Zedlitz/ gefangen ward/ samt sechs Reutern. Jovius setzt dazu/ samt dem Standart; aber irrig: Denn/ als diesem Cornet das Pferd/ unterm Leib / erschossen worden; hat er das Reuter-Fähnlein hehänd einem andren in die Faust geworffen: damit es derselbe wieder mit in die Stadt brächte. Uber das hieb der Feind/ drey Reuter nieder/ und/ bey St. Marx/ vierzehen armer Siechen; steckte solcher dreyen Reuter/ wie auch dreyer der Spittel-Leute/ abgehauene Köpffe auf die Lantzen: und zwang die sechs Gefangene (dann der siebende/ nemlich der Fendrich/ blieb dessen überhohen) daß jedweder einen solcher blutigen Köpffe/ bis ungefähr zwo Meilen unter Bruck an der Leita/ dem Suldan Solimann musten entgegen tragen. Derselbe ließ diese sieben Gefangene vor sich kommen/ und fragte sie: Ob die Fürsten und Commendanten in der Stadt gesinnt wären/ ihm dieselbe zu übergeben? Sie gaben zur Antwort: Nein/ sondern/ es wäre beschlossen/ zu fechten/ bis auf den letzten Bluts-Tropffen/ und darauf hätten sie sich alle verschworen. Uber dieser unvermuteten Nachricht schien er in etwas zu erschrecken; fragte aber hernach weiter/ wie stark die Soldatesca/ in der Stadt/ wäre? Sie sagten: Zwantzigtausend zu Fuß/ und zweytausend zu Pferde. Demnechst forderte er Bericht/ wo ihr König wäre: Und da sie antworteten: Er wäre zu Lintz/ 24. Meilen von Wien (starke wird der Fendrich gemeint/ oder mit Fleiß nur 24. gesagt haben: dann sonst sind es 30.) versetzte Solimann darauf diese Großsprecherey: Ich will hin/ und ihn aufsuchen/ bis mitten ins Reich/ und auch die übrige Länder der Teutschen heimsuchen. Und warum (that er hinzu) habt ihr eure Vor-Städte weggebrannt? Es wird der Stadt wenig helffen: Ich bin schon gnugsam versichert/ daß sie mir muß werden. Sie/ denen nicht zu rathen war/ einem so mächtigen Tyrannen viel zu widersprechen / fügten darauf keine andre/ als diese bedachtsame Worte: Es wäre ihnen die Ursache nicht bewust. Eben desselbigen Tages/ führten die Blocquirte zween gefangene Türken/ mit verbundenen Augen/ durch die Stadt/ liessen dieselbe ledig/ und schickten sie/ ohn einige Beleidigung/ wiederum/ zu den Ihrigen/ hinaus. Diese Bezeigung gefiel dem Solimann wol: und zu weisen/ daß seine Großmütigkeit/ weder mit Höfflichkeit/ noch mit Gewalt/ sich liesse übertreffen; hat er nachmals/ am 14. Octobr. hingegen auch etliche Gefangene los gegeben/ und köstlich bekleidet nach der Stadt zurück gefertigt; wie/ an seinem Ort / soll erzehlet werden. Am 24. Sept. sollen oberwehnte beyde Oerter/ Bruck und Trautmannsdorff/ weil sie gegen seiner Macht nicht bestand/ sich gutwillig an ihn ergeben/ und auch keinen Schaden erlitten haben. Man wolte nemlich solchen/ zu erst gefangenen Vögeln die Köpffe nicht eindrücken: damit Verschonung andren mehrern/ zur Nachfolge/ pfeiffen/ und die Stadt Wien/ zu gleichwilliger Ubergabe/ locken mögte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/133
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/133>, abgerufen am 25.11.2024.