Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.sich zu wenden: Und obgleich die Officirer / sonderlich der Wolf Hagen/ sie aufs höchste ermahnt und gebeten/ sie solten halten/ und keiner fliehen; ja ob man ihnen gleich auch/ von der Mauren/ zugeruffen/ sie solten stehen/ und von aller Lands-Knechte Ehre wegen/ sich redlich wehren; habe es doch alles nichts helffen wollen/ sondern der Schreck/ und die Furcht sie dermassen schon eingefangen/ daß sie eine so unbefugte und schändliche Flucht ergriffen/ dergleichen jemals von ehrlichen Soldaten gesehn oder gehört worden: Hierüber hätte einer den andern in den Stadt-Graben hinab gestossen; da dann ihrer viele sich/ an ihren eignen Spiessen / krumm und lahm/ und etliche gar zu Tode gefallen. Der erste Urheber solches Geschreyes/ dessen Nam aber keines Aufzeichnens gewürdigt ist / hat sich höchlich entschuldigt/ und vorgewendet/ er hätte/ mit seinem Zuruf/ anders nichts gesucht/ als sie wiederum in gute Ordnung zu bringen. Ob solche Entschuldigung aber gelten können/ steht dahin. Denn es ist sonst der Brauch nicht/ noch Soldatisch / bey solchen Ausfällen/ da man den Feind sucht zu überhaschen/ ein so überlautes Geschrey zu machen/ welches den Feind gar leicht auswecken und alarmiren kan: weßwegen dieses aufs wenigste eine recht unbesonnene und strafbare Tölpeley gewest wäre/ so fern die Völker noch in der Stille fortgemarschiret: wofern aber/ wie einige wollen/ allbereit würklich die Ausfallende/ auf etliche ihnen vorgestossene feindliche Truppen/ in vollem Ansatze gewest; wäre der Fehler erträglicher: weil/ bey solcher Gelegenheit/ ohne das/ schon ein Getümmel vermutlich hat entstehen müssen/ und nachdem die Unsrigen drüber ihre Glieder in etwas aufgelöst/ dieser großmäulichte Schreyer/ vielleicht/ aus guter Fürsorge/ ihnen zugeruffen/ daß sie nicht weiter/ sondern lieber ein wenig hinter sich gehen/ und zuforderst wiederum in gebührliche Ordnung stellen solten. Man solte aber sagen/ er hätte solches eben wol/ mit besserer Manier/ mit etwas gelinderer Stimme/ und mit Winken/ verrichten können/ dazu keines weges zurück! zurück! sondern vielmehr steht still! ruffen/ und an den nächst bey ihm befindlichen Gliedern zuforderst die Ordnung reformiren/ oder wieder einrichten sollen: nach welchem Exempel sich hernach die übrige auch schon gerichtet hätten. Allein man weiß schon/ wie es solche Kriegs-Gurgeln machen: wann sie nicht aus vollem Halse schreyen/ auch dabey nicht rechtschaffen hageln/ und donnern/ fluchen und sacramentiren/ bilden sie sich ein/ es laute nicht soldatisch oder kriegerisch genug: also wird dann nicht selten das Spiel verderbt/ und in einen ungesegneten Ausgang verkehrt. Es mangelt doch gleichwol auch nicht/ an andren Scribenten/ die solche Fluchtähnliche Zurück-Eilung eutschuldigen und rechtfertigen. Ortelius gedenkt/ sie hätten den Feind anfänglich herzhaft und tapffer angegriffen; aber/ wegen der Türken überaus grosser Macht und gehabten Vortheils/ wiederum zurück in die Stadt eilen/ und die Flucht nehmen müssen: daraus denn ein solch entstanden/ daß viele/ über die Brücken/ in den Stadt-Graben gefallen/ und an Händen und Füs- sich zu wenden: Und obgleich die Officirer / sonderlich der Wolf Hagen/ sie aufs höchste ermahnt und gebeten/ sie solten halten/ und keiner fliehen; ja ob man ihnen gleich auch/ von der Mauren/ zugeruffen/ sie solten stehen/ und von aller Lands-Knechte Ehre wegen/ sich redlich wehren; habe es doch alles nichts helffen wollen/ sondern der Schreck/ und die Furcht sie dermassen schon eingefangen/ daß sie eine so unbefugte und schändliche Flucht ergriffen/ dergleichen jemals von ehrlichen Soldaten gesehn oder gehört worden: Hierüber hätte einer den andern in den Stadt-Graben hinab gestossen; da dann ihrer viele sich/ an ihren eignen Spiessen / krumm und lahm/ und etliche gar zu Tode gefallen. Der erste Urheber solches Geschreyes/ dessen Nam aber keines Aufzeichnens gewürdigt ist / hat sich höchlich entschuldigt/ und vorgewendet/ er hätte/ mit seinem Zuruf/ anders nichts gesucht/ als sie wiederum in gute Ordnung zu bringen. Ob solche Entschuldigung aber gelten können/ steht dahin. Denn es ist sonst der Brauch nicht/ noch Soldatisch / bey solchen Ausfällen/ da man den Feind sucht zu überhaschen/ ein so überlautes Geschrey zu machen/ welches den Feind gar leicht auswecken und alarmiren kan: weßwegen dieses aufs wenigste eine recht unbesonnene und strafbare Tölpeley gewest wäre/ so fern die Völker noch in der Stille fortgemarschiret: wofern aber/ wie einige wollen/ allbereit würklich die Ausfallende/ auf etliche ihnen vorgestossene feindliche Truppen/ in vollem Ansatze gewest; wäre der Fehler erträglicher: weil/ bey solcher Gelegenheit/ ohne das/ schon ein Getümmel vermutlich hat entstehen müssen/ und nachdem die Unsrigen drüber ihre Glieder in etwas aufgelöst/ dieser großmäulichte Schreyer/ vielleicht/ aus guter Fürsorge/ ihnen zugeruffen/ daß sie nicht weiter/ sondern lieber ein wenig hinter sich gehen/ und zuforderst wiederum in gebührliche Ordnung stellen solten. Man solte aber sagen/ er hätte solches eben wol/ mit besserer Manier/ mit etwas gelinderer Stimme/ und mit Winken/ verrichten können/ dazu keines weges zurück! zurück! sondern vielmehr steht still! ruffen/ und an den nächst bey ihm befindlichen Gliedern zuforderst die Ordnung reformiren/ oder wieder einrichten sollen: nach welchem Exempel sich hernach die übrige auch schon gerichtet hätten. Allein man weiß schon/ wie es solche Kriegs-Gurgeln machen: wann sie nicht aus vollem Halse schreyen/ auch dabey nicht rechtschaffen hageln/ und donnern/ fluchen und sacramentiren/ bilden sie sich ein/ es laute nicht soldatisch oder kriegerisch genug: also wird dann nicht selten das Spiel verderbt/ und in einen ungesegneten Ausgang verkehrt. Es mangelt doch gleichwol auch nicht/ an andren Scribenten/ die solche Fluchtähnliche Zurück-Eilung eutschuldigen und rechtfertigen. Ortelius gedenkt/ sie hätten den Feind anfänglich herzhaft und tapffer angegriffen; aber/ wegen der Türken überaus grosser Macht und gehabten Vortheils/ wiederum zurück in die Stadt eilen/ und die Flucht nehmen müssen: daraus denn ein solch entstanden/ daß viele/ über die Brücken/ in den Stadt-Graben gefallen/ und an Händen und Füs- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0160" n="152"/> sich zu wenden: Und obgleich die Officirer / sonderlich der Wolf Hagen/ sie aufs höchste ermahnt und gebeten/ sie solten halten/ und keiner fliehen; ja ob man ihnen gleich auch/ von der Mauren/ zugeruffen/ sie solten stehen/ und von aller Lands-Knechte Ehre wegen/ sich redlich wehren; habe es doch alles nichts helffen wollen/ sondern der Schreck/ und die Furcht sie dermassen schon eingefangen/ daß sie eine so unbefugte und schändliche Flucht ergriffen/ dergleichen jemals von ehrlichen Soldaten gesehn oder gehört worden: Hierüber hätte einer den andern in den Stadt-Graben hinab gestossen; da dann ihrer viele sich/ an ihren eignen Spiessen / krumm und lahm/ und etliche gar zu Tode gefallen.</p> <p>Der erste Urheber solches Geschreyes/ dessen Nam aber keines Aufzeichnens gewürdigt ist / hat sich höchlich entschuldigt/ und vorgewendet/ er hätte/ mit seinem Zuruf/ anders nichts gesucht/ als sie wiederum in gute Ordnung zu bringen. Ob solche Entschuldigung aber gelten können/ steht dahin. Denn es ist sonst der Brauch nicht/ noch Soldatisch / bey solchen Ausfällen/ da man den Feind sucht zu überhaschen/ ein so überlautes Geschrey zu machen/ welches den Feind gar leicht auswecken und alarmiren kan: weßwegen dieses aufs wenigste eine recht unbesonnene und strafbare Tölpeley gewest wäre/ so fern die Völker noch in der Stille fortgemarschiret: wofern aber/ wie einige wollen/ allbereit würklich die Ausfallende/ auf etliche ihnen vorgestossene feindliche Truppen/ in vollem Ansatze gewest; wäre der Fehler erträglicher: weil/ bey solcher Gelegenheit/ ohne das/ schon ein Getümmel vermutlich hat entstehen müssen/ und nachdem die Unsrigen drüber ihre Glieder in etwas aufgelöst/ dieser großmäulichte Schreyer/ vielleicht/ aus guter Fürsorge/ ihnen zugeruffen/ daß sie nicht weiter/ sondern lieber ein wenig hinter sich gehen/ und zuforderst wiederum in gebührliche Ordnung stellen solten.</p> <p>Man solte aber sagen/ er hätte solches eben wol/ mit besserer Manier/ mit etwas gelinderer Stimme/ und mit Winken/ verrichten können/ dazu keines weges zurück! zurück! sondern vielmehr steht still! ruffen/ und an den nächst bey ihm befindlichen Gliedern zuforderst die Ordnung reformiren/ oder wieder einrichten sollen: nach welchem Exempel sich hernach die übrige auch schon gerichtet hätten. Allein man weiß schon/ wie es solche Kriegs-Gurgeln machen: wann sie nicht aus vollem Halse schreyen/ auch dabey nicht rechtschaffen hageln/ und donnern/ fluchen und sacramentiren/ bilden sie sich ein/ es laute nicht soldatisch oder kriegerisch genug: also wird dann nicht selten das Spiel verderbt/ und in einen ungesegneten Ausgang verkehrt.</p> <p>Es mangelt doch gleichwol auch nicht/ an andren Scribenten/ die solche Fluchtähnliche Zurück-Eilung eutschuldigen und rechtfertigen. Ortelius gedenkt/ sie hätten den Feind anfänglich herzhaft und tapffer angegriffen; aber/ wegen der Türken überaus grosser Macht und gehabten Vortheils/ wiederum zurück in die Stadt eilen/ und die Flucht nehmen müssen: daraus denn ein solch entstanden/ daß viele/ über die Brücken/ in den Stadt-Graben gefallen/ und an Händen und Füs- </p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0160]
sich zu wenden: Und obgleich die Officirer / sonderlich der Wolf Hagen/ sie aufs höchste ermahnt und gebeten/ sie solten halten/ und keiner fliehen; ja ob man ihnen gleich auch/ von der Mauren/ zugeruffen/ sie solten stehen/ und von aller Lands-Knechte Ehre wegen/ sich redlich wehren; habe es doch alles nichts helffen wollen/ sondern der Schreck/ und die Furcht sie dermassen schon eingefangen/ daß sie eine so unbefugte und schändliche Flucht ergriffen/ dergleichen jemals von ehrlichen Soldaten gesehn oder gehört worden: Hierüber hätte einer den andern in den Stadt-Graben hinab gestossen; da dann ihrer viele sich/ an ihren eignen Spiessen / krumm und lahm/ und etliche gar zu Tode gefallen.
Der erste Urheber solches Geschreyes/ dessen Nam aber keines Aufzeichnens gewürdigt ist / hat sich höchlich entschuldigt/ und vorgewendet/ er hätte/ mit seinem Zuruf/ anders nichts gesucht/ als sie wiederum in gute Ordnung zu bringen. Ob solche Entschuldigung aber gelten können/ steht dahin. Denn es ist sonst der Brauch nicht/ noch Soldatisch / bey solchen Ausfällen/ da man den Feind sucht zu überhaschen/ ein so überlautes Geschrey zu machen/ welches den Feind gar leicht auswecken und alarmiren kan: weßwegen dieses aufs wenigste eine recht unbesonnene und strafbare Tölpeley gewest wäre/ so fern die Völker noch in der Stille fortgemarschiret: wofern aber/ wie einige wollen/ allbereit würklich die Ausfallende/ auf etliche ihnen vorgestossene feindliche Truppen/ in vollem Ansatze gewest; wäre der Fehler erträglicher: weil/ bey solcher Gelegenheit/ ohne das/ schon ein Getümmel vermutlich hat entstehen müssen/ und nachdem die Unsrigen drüber ihre Glieder in etwas aufgelöst/ dieser großmäulichte Schreyer/ vielleicht/ aus guter Fürsorge/ ihnen zugeruffen/ daß sie nicht weiter/ sondern lieber ein wenig hinter sich gehen/ und zuforderst wiederum in gebührliche Ordnung stellen solten.
Man solte aber sagen/ er hätte solches eben wol/ mit besserer Manier/ mit etwas gelinderer Stimme/ und mit Winken/ verrichten können/ dazu keines weges zurück! zurück! sondern vielmehr steht still! ruffen/ und an den nächst bey ihm befindlichen Gliedern zuforderst die Ordnung reformiren/ oder wieder einrichten sollen: nach welchem Exempel sich hernach die übrige auch schon gerichtet hätten. Allein man weiß schon/ wie es solche Kriegs-Gurgeln machen: wann sie nicht aus vollem Halse schreyen/ auch dabey nicht rechtschaffen hageln/ und donnern/ fluchen und sacramentiren/ bilden sie sich ein/ es laute nicht soldatisch oder kriegerisch genug: also wird dann nicht selten das Spiel verderbt/ und in einen ungesegneten Ausgang verkehrt.
Es mangelt doch gleichwol auch nicht/ an andren Scribenten/ die solche Fluchtähnliche Zurück-Eilung eutschuldigen und rechtfertigen. Ortelius gedenkt/ sie hätten den Feind anfänglich herzhaft und tapffer angegriffen; aber/ wegen der Türken überaus grosser Macht und gehabten Vortheils/ wiederum zurück in die Stadt eilen/ und die Flucht nehmen müssen: daraus denn ein solch entstanden/ daß viele/ über die Brücken/ in den Stadt-Graben gefallen/ und an Händen und Füs-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |