Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.wort kurz und trutzig; schrien: Geld! Geld! muß da seyn/ oder Blut! und droheten/ die Obersten zu erstechen. Sie schalten ihre Obersten und Officirer/ daß sie nicht redlich bey ihnen handelten / sondern mit ihrem Schweiß und Blut/ nemlich mit dem so gefährlich-verdientem Sold/ sich bereicherten: wendeten also deß Reischachers Beweis-Schlüsse/ auf ihren Vortheil / sprechend: Weil sie ihr Leben/ für die Stadt gewagt/ und die Haut dran gestrecket hätten / wäre der geforderte Sold theuer genug verdienet. So bald Pfalzgraf Friderich solches Getümmel erfahren; eilte er dem Markt zu/ da sie den Kreis geschlossen hatten/ und bemühete sich/ sie/ mit freundlichen Worten/ auf einen besseren Sinn zu erweichen. Doch wolte es nichts verfangen: er fand verschlossene Ohren / dazu kein andrer Schlüssel sperrete/ als der gemünzte. Je mehr guter Worte man ihnen gab / je mehr entbrannten sie in Zorn und Wüte; legten vorgemeldten beyden Obersten die Spiesse auf die Köpffe. Andre setzten dieselben ihnen an die Brust/ und an den Rucken. Zuletzt/ da die Nacht heran drang; ließ ein Fendrich/ Namens Paul Gumpenberger/ das Fähnlein fliegen/ und drang durch den Ring/ mit diesen Worten: Lieben Brüder! Alle/ die an den zwey-verdienten/ und einem bewilligten Sturm-Sold/ vergnügt wollen seyn/ die ziehen mir nach! Denn der Pfalzgraf hatte/ nicht allein/ weil er selber/ unter diesen ergrimmten Hauffen/ in Lebens-Gefahr stund/ sondern auch/ ohn Unterlaß/ von der Burgerschafft/ angeflehet ward/ ihrer Sicherheit und Rettung wegen/ ein übriges zu thun / endlich einen zwiefachen/ und da solches nicht helffen wollen/ einen dreyfachen versprochen. Worauf besagter Fendrich/ angezeigter massen/ den Ring also vertrennet. Eine dicke Wolke läßt sich selten/ ohne Blitz und Donner/ zerreissen: also erzürnte sich auch dieser widerspenstiger dicker Hauffe über den Fendrich gar sehr/ darum/ daß er ihren Ring gebrochen/ und drauete/ ihn zu erstechen. Er brach aber eben so wol ihren Ungestüm und Grimm/ mit diesen Worten: Lieben Landsknechte! ob ihr mich gleich erstecht; wird doch keiner können hernach anders reden/ als/ daß ihr einen ehrlichen Landsknecht erstochen. Womit er seinen Fürsatz fortgesetzt/ den Ring entzweyet/ und hinaus getreten. Die andre Fendrichs/ Feldwebel/ und Doppelsöldner/ folgten ihm alsofort nach/ und verluckerten den Ring noch viel weiter. Da sahe man/ was manches mal eine vernünfftig-beherzte Entschliessung/ auch mitten unter dem tollen Hauffen/ vermöge/ und wie leicht die Anschläge der unbesonnenen Menge/ durch die geringste Verändrung/ übern Hauffen gehn: denn durch dieses einigen wackern Manns herzhafftes Austreten/ ward ihnen allen das Herz genommen/ und die aufrührische Gemein-haltung/ oder Kreis-Schliessung / aufgelöst. wort kurz und trutzig; schrien: Geld! Geld! muß da seyn/ oder Blut! und droheten/ die Obersten zu erstechen. Sie schalten ihre Obersten und Officirer/ daß sie nicht redlich bey ihnen handelten / sondern mit ihrem Schweiß und Blut/ nemlich mit dem so gefährlich-verdientem Sold/ sich bereicherten: wendeten also deß Reischachers Beweis-Schlüsse/ auf ihren Vortheil / sprechend: Weil sie ihr Leben/ für die Stadt gewagt/ und die Haut dran gestrecket hätten / wäre der geforderte Sold theuer genug verdienet. So bald Pfalzgraf Friderich solches Getümmel erfahren; eilte er dem Markt zu/ da sie den Kreis geschlossen hatten/ und bemühete sich/ sie/ mit freundlichen Worten/ auf einen besseren Sinn zu erweichen. Doch wolte es nichts verfangen: er fand verschlossene Ohren / dazu kein andrer Schlüssel sperrete/ als der gemünzte. Je mehr guter Worte man ihnen gab / je mehr entbrannten sie in Zorn und Wüte; legten vorgemeldten beyden Obersten die Spiesse auf die Köpffe. Andre setzten dieselben ihnen an die Brust/ und an den Rucken. Zuletzt/ da die Nacht heran drang; ließ ein Fendrich/ Namens Paul Gumpenberger/ das Fähnlein fliegen/ und drang durch den Ring/ mit diesen Worten: Lieben Brüder! Alle/ die an den zwey-verdienten/ und einem bewilligten Sturm-Sold/ vergnügt wollen seyn/ die ziehen mir nach! Denn der Pfalzgraf hatte/ nicht allein/ weil er selber/ unter diesen ergrimmten Hauffen/ in Lebens-Gefahr stund/ sondern auch/ ohn Unterlaß/ von der Burgerschafft/ angeflehet ward/ ihrer Sicherheit und Rettung wegen/ ein übriges zu thun / endlich einen zwiefachen/ und da solches nicht helffen wollen/ einen dreyfachen versprochen. Worauf besagter Fendrich/ angezeigter massen/ den Ring also vertrennet. Eine dicke Wolke läßt sich selten/ ohne Blitz und Donner/ zerreissen: also erzürnte sich auch dieser widerspenstiger dicker Hauffe über den Fendrich gar sehr/ darum/ daß er ihren Ring gebrochen/ und drauete/ ihn zu erstechen. Er brach aber eben so wol ihren Ungestüm und Grimm/ mit diesen Worten: Lieben Landsknechte! ob ihr mich gleich erstecht; wird doch keiner können hernach anders reden/ als/ daß ihr einen ehrlichen Landsknecht erstochen. Womit er seinen Fürsatz fortgesetzt/ den Ring entzweyet/ und hinaus getreten. Die andre Fendrichs/ Feldwebel/ und Doppelsöldner/ folgten ihm alsofort nach/ und verluckerten den Ring noch viel weiter. Da sahe man/ was manches mal eine vernünfftig-beherzte Entschliessung/ auch mitten unter dem tollen Hauffen/ vermöge/ und wie leicht die Anschläge der unbesonnenen Menge/ durch die geringste Verändrung/ übern Hauffen gehn: denn durch dieses einigen wackern Manns herzhafftes Austreten/ ward ihnen allen das Herz genommen/ und die aufrührische Gemein-haltung/ oder Kreis-Schliessung / aufgelöst. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0190" n="182"/> wort kurz und trutzig; schrien: Geld! Geld! muß da seyn/ oder Blut! und droheten/ die Obersten zu erstechen. Sie schalten ihre Obersten und Officirer/ daß sie nicht redlich bey ihnen handelten / sondern mit ihrem Schweiß und Blut/ nemlich mit dem so gefährlich-verdientem Sold/ sich bereicherten: wendeten also deß Reischachers Beweis-Schlüsse/ auf ihren Vortheil / sprechend: Weil sie ihr Leben/ für die Stadt gewagt/ und die Haut dran gestrecket hätten / wäre der geforderte Sold theuer genug verdienet.</p> <p>So bald Pfalzgraf Friderich solches Getümmel erfahren; eilte er dem Markt zu/ da sie den Kreis geschlossen hatten/ und bemühete sich/ sie/ mit freundlichen Worten/ auf einen besseren Sinn zu erweichen. Doch wolte es nichts verfangen: er fand verschlossene Ohren / dazu kein andrer Schlüssel sperrete/ als der gemünzte. Je mehr guter Worte man ihnen gab / je mehr entbrannten sie in Zorn und Wüte; legten vorgemeldten beyden Obersten die Spiesse auf die Köpffe. Andre setzten dieselben ihnen an die Brust/ und an den Rucken. Zuletzt/ da die Nacht heran drang; ließ ein Fendrich/ Namens Paul Gumpenberger/ das Fähnlein fliegen/ und drang durch den Ring/ mit diesen Worten: Lieben Brüder! Alle/ die an den zwey-verdienten/ und einem bewilligten Sturm-Sold/ vergnügt wollen seyn/ die ziehen mir nach! Denn der Pfalzgraf hatte/ nicht allein/ weil er selber/ unter diesen ergrimmten Hauffen/ in Lebens-Gefahr stund/ sondern auch/ ohn Unterlaß/ von der Burgerschafft/ angeflehet ward/ ihrer Sicherheit und Rettung wegen/ ein übriges zu thun / endlich einen zwiefachen/ und da solches nicht helffen wollen/ einen dreyfachen versprochen. Worauf besagter Fendrich/ angezeigter massen/ den Ring also vertrennet.</p> <p>Eine dicke Wolke läßt sich selten/ ohne Blitz und Donner/ zerreissen: also erzürnte sich auch dieser widerspenstiger dicker Hauffe über den Fendrich gar sehr/ darum/ daß er ihren Ring gebrochen/ und drauete/ ihn zu erstechen. Er brach aber eben so wol ihren Ungestüm und Grimm/ mit diesen Worten: Lieben Landsknechte! ob ihr mich gleich erstecht; wird doch keiner können hernach anders reden/ als/ daß ihr einen ehrlichen Landsknecht erstochen. Womit er seinen Fürsatz fortgesetzt/ den Ring entzweyet/ und hinaus getreten. Die andre Fendrichs/ Feldwebel/ und Doppelsöldner/ folgten ihm alsofort nach/ und verluckerten den Ring noch viel weiter. Da sahe man/ was manches mal eine vernünfftig-beherzte Entschliessung/ auch mitten unter dem tollen Hauffen/ vermöge/ und wie leicht die Anschläge der unbesonnenen Menge/ durch die geringste Verändrung/ übern Hauffen gehn: denn durch dieses einigen wackern Manns herzhafftes Austreten/ ward ihnen allen das Herz genommen/ und die aufrührische Gemein-haltung/ oder Kreis-Schliessung / aufgelöst.</p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0190]
wort kurz und trutzig; schrien: Geld! Geld! muß da seyn/ oder Blut! und droheten/ die Obersten zu erstechen. Sie schalten ihre Obersten und Officirer/ daß sie nicht redlich bey ihnen handelten / sondern mit ihrem Schweiß und Blut/ nemlich mit dem so gefährlich-verdientem Sold/ sich bereicherten: wendeten also deß Reischachers Beweis-Schlüsse/ auf ihren Vortheil / sprechend: Weil sie ihr Leben/ für die Stadt gewagt/ und die Haut dran gestrecket hätten / wäre der geforderte Sold theuer genug verdienet.
So bald Pfalzgraf Friderich solches Getümmel erfahren; eilte er dem Markt zu/ da sie den Kreis geschlossen hatten/ und bemühete sich/ sie/ mit freundlichen Worten/ auf einen besseren Sinn zu erweichen. Doch wolte es nichts verfangen: er fand verschlossene Ohren / dazu kein andrer Schlüssel sperrete/ als der gemünzte. Je mehr guter Worte man ihnen gab / je mehr entbrannten sie in Zorn und Wüte; legten vorgemeldten beyden Obersten die Spiesse auf die Köpffe. Andre setzten dieselben ihnen an die Brust/ und an den Rucken. Zuletzt/ da die Nacht heran drang; ließ ein Fendrich/ Namens Paul Gumpenberger/ das Fähnlein fliegen/ und drang durch den Ring/ mit diesen Worten: Lieben Brüder! Alle/ die an den zwey-verdienten/ und einem bewilligten Sturm-Sold/ vergnügt wollen seyn/ die ziehen mir nach! Denn der Pfalzgraf hatte/ nicht allein/ weil er selber/ unter diesen ergrimmten Hauffen/ in Lebens-Gefahr stund/ sondern auch/ ohn Unterlaß/ von der Burgerschafft/ angeflehet ward/ ihrer Sicherheit und Rettung wegen/ ein übriges zu thun / endlich einen zwiefachen/ und da solches nicht helffen wollen/ einen dreyfachen versprochen. Worauf besagter Fendrich/ angezeigter massen/ den Ring also vertrennet.
Eine dicke Wolke läßt sich selten/ ohne Blitz und Donner/ zerreissen: also erzürnte sich auch dieser widerspenstiger dicker Hauffe über den Fendrich gar sehr/ darum/ daß er ihren Ring gebrochen/ und drauete/ ihn zu erstechen. Er brach aber eben so wol ihren Ungestüm und Grimm/ mit diesen Worten: Lieben Landsknechte! ob ihr mich gleich erstecht; wird doch keiner können hernach anders reden/ als/ daß ihr einen ehrlichen Landsknecht erstochen. Womit er seinen Fürsatz fortgesetzt/ den Ring entzweyet/ und hinaus getreten. Die andre Fendrichs/ Feldwebel/ und Doppelsöldner/ folgten ihm alsofort nach/ und verluckerten den Ring noch viel weiter. Da sahe man/ was manches mal eine vernünfftig-beherzte Entschliessung/ auch mitten unter dem tollen Hauffen/ vermöge/ und wie leicht die Anschläge der unbesonnenen Menge/ durch die geringste Verändrung/ übern Hauffen gehn: denn durch dieses einigen wackern Manns herzhafftes Austreten/ ward ihnen allen das Herz genommen/ und die aufrührische Gemein-haltung/ oder Kreis-Schliessung / aufgelöst.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/190>, abgerufen am 16.02.2025. |